Mit seiner Rückkehr zum ZSC nach über 25 Jahren hat Arno Del Curto in Zürich eine Retro-Euphorie ausgelöst. Doch damit ist es nicht getan. Mit guter Stimmung allein kommen die Lions, die am Tag von Del Curtos erstem Training vom sechsten auf den siebten Platz abrutschten, im Strichkampf nicht weiter.
Der Engadiner hat viel zu tun. Das sind die drei wichtigsten Baustellen:
1.) Stars auf Normal-Form hieven
Wenn der beste Offensiv-Mann (Denis Hollenstein) eines hochkarätig besetzten Teams nach 32 Runden mit nur 19 Punkten lediglich Platz 36 der NL-Skorerliste belegt, ist das alarmierend. Nur die Tabellenletzten aus Rapperswil-Jona und Davos haben bisher weniger Tore erzielt als der Meister (83).
Zu viele Stars sind noch nicht auf ihr gewohntes Niveau gekommen: So hat Center Pius Suter, der letzte Saison über einen Punkt pro Spiel buchte und NHL-Träume hegt, bisher nur zwei Tore erzielt. Auch Nati-Flügel Fabrice Herzog traf erst letzte Woche erstmals in diesem Winter. Silber-Held Reto Schäppi hat erst 5 Punkte gebucht. Auch Tormaschine Fredrik Pettersson (9 Treffer in 24 Partien) produziert nicht konstant. Und Captain Patrick Geering hat den Tritt nach einer Hirnerschütterung nie gefunden. Hievt Del Curto seine Stars nur schon auf Normal-Form, hat der ZSC keine (Offensiv)-Probleme mehr.
2.) Neue Hierarchie aufbauen
Denis Hollenstein war der Königstransfer des Meisters. Von ihm erhoffte man sich Dynamik und Führungsqualitäten. Doch bisher war er nur ein Mitläufer ohne Ausstrahlung. Dass er als Captain des Absteigers Kloten nicht beim Meister in die Kabine spazieren und grosse Reden schwingen konnte, ist verständlich.
Doch jetzt werden die Karten unter Del Curto für alle neu gemischt. Das ist die Chance, die nach dem Rücktritt von Klub-Ikone Mathias Seger dringend renovationsbedürftige Hierarchie der Mannschaft neu aufzubauen.
Da braucht Captain Geering Unterstützung. Er hat zwar hohe Sozialkompetenz, kann das Seger-Vakuum aber nur schon von seinem Naturell her nicht ausfüllen. Zudem hat er derzeit auf dem Eis mit sich und seiner Form genug zu kämpfen.
3.) Klopp als Vorbild nehmen
Del Curto, selbst ein passionierter Fussball-Fan, orientiert sich am Deutschen Jürgen Klopp. «Auch wenn es wohl nicht möglich sein wird: Es wäre aber schön, wie Liverpool im Fussball zu spielen», sagte der 62-Jährige. «Vielleicht geht das nicht nur mit einem Ball, sondern auch mit einem Puck. Ich meine vor allem die Power, die Emotionen, das Tempo.»
Mit einer Dynamik, wie sie Klopps Team in der Premier League verkörpert, hat man den ZSC in dieser Saison noch nicht spielen sehen. Deshalb fordert Del Curto, dass die Lions «intensiver, schneller und härter spielen» spielen sollen, ohne dabei die defensive Balance zu verlieren. «Wir werden sicher unserem Gegner unser Spiel aufzwingen können. Das ist vor allem auch das, was uns am meisten gefehlt hat», glaubt Stürmer Chris Baltisberger.
Entscheidend wird es für Del Curto sein, die Balance zwischen Offensive und Defensive zu finden. Klopp ist das bei Liverpool in dieser Saison gelungen. «Gebt der Mannschaft Zeit», wünscht Del Curto.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | ZSC Lions | 19 | 19 | 40 | |
2 | HC Davos | 21 | 21 | 40 | |
3 | Lausanne HC | 21 | 8 | 40 | |
4 | SC Bern | 22 | 15 | 36 | |
5 | EHC Kloten | 21 | 2 | 33 | |
6 | EV Zug | 21 | 14 | 33 | |
7 | EHC Biel | 21 | 0 | 32 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 21 | -4 | 31 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 21 | -9 | 27 | |
10 | SCL Tigers | 19 | -3 | 25 | |
11 | HC Lugano | 19 | -13 | 25 | |
12 | HC Ambri-Piotta | 19 | -12 | 24 | |
13 | Genève-Servette HC | 17 | -3 | 22 | |
14 | HC Ajoie | 20 | -35 | 15 |