Das wĂŒnscht sich Lugano-Croci-Torti fĂŒr Ambri-Cereda zu Weihnachten
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Spengler Cup ins Tessin holen:Das wĂŒnscht sich Lugano-Croci-Torti fĂŒr Ambri-Cereda zu Weihnachten

Eishockey trifft auf Fussball
Doppel-Interview Luca Cereda und Mattia Croci-Torti

Sie sind Tessiner Trainer und Freunde. Blick traf Luca Cereda (41, HC Ambri-Piotta) und Mattia Croci-Torti (40, FC Lugano) vor Ambris Heimspiel am Dienstag gegen Zug (ab 19.25 Uhr live auf Blick TV) zum exklusiven Doppel-Interview.
Publiziert: 20.12.2022 um 09:05 Uhr
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Aktualisiert: 22.12.2022 um 10:54 Uhr
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Sind Freunde: Ambri-Trainer Luca Cereda (l.) und Lugano-Trainer Mattia Croci-Torti.
Foto: Pius Koller
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Marcel AllemannReporter Eishockey

Blick: Wie lange kennen Sie sich schon?
Mattia Croci-Torti: Sein Name ist mir schon ewig ein Begriff. Ich war damals ein Jugendlicher und Ambri-Fan, und Luca kam in die 1. Mannschaft von Ambri. Als er dann aus Amerika zurĂŒckgekommen ist und diese Probleme mit seinem Herzen hatte, habe ich ihm sogar einen Brief geschrieben. SpĂ€ter haben wir uns dann richtig kennengelernt, weil meine Frau eine gute Freundin der ganzen Familie Cereda ist. Das mit dem Brief wird er aber vermutlich nicht mehr wissen (lacht).
Luca Cereda: Diesen Brief von dir habe ich sicher noch irgendwo zu Hause. Auch ich kannte seinen Namen bereits, als er noch aktiver Fussballer war. In den letzten Jahren haben wir uns dann immer öfter getroffen, auch weil unsere Kinder Àhnliche Interessen haben. Und die Probleme, die ich im Hockey habe, sind Àhnlich wie seine im Fussball. Wir können uns gut austauschen und gegenseitig Mut machen.

Was zeichnet Luca Cereda aus?
MCT:
Er ist fĂŒr mich ein Vorbild. Er ist sehr jung Trainer von Ambri geworden, und es hat mich immer fasziniert, wie gut er das managt, auch gegenĂŒber den Medien.

Pius Koller
Luca Cereda

Der 41-jĂ€hrige Tessiner debĂŒtierte als 17-JĂ€hriger in der NLA, war eines der grössten Schweizer StĂŒrmertalente und wurde 1999 im NHL-Draft von den Toronto Maple Leafs in der ersten Runde (24. Stelle) gezogen. Doch wegen eines Herzfehlers spielte er nie in der NHL und musste seine Karriere mit 25 beenden. Fortan setzte er auf seine Trainerkarriere und wurde via Ambri-Nachwuchs und Biasca 2017 Headcoach der Leventiner in der National League.

Pius Koller

Der 41-jĂ€hrige Tessiner debĂŒtierte als 17-JĂ€hriger in der NLA, war eines der grössten Schweizer StĂŒrmertalente und wurde 1999 im NHL-Draft von den Toronto Maple Leafs in der ersten Runde (24. Stelle) gezogen. Doch wegen eines Herzfehlers spielte er nie in der NHL und musste seine Karriere mit 25 beenden. Fortan setzte er auf seine Trainerkarriere und wurde via Ambri-Nachwuchs und Biasca 2017 Headcoach der Leventiner in der National League.

Kann ein Eishockeytrainer etwas von einem Fussballtrainer lernen?
LC: Auf jeden Fall. Auch wenn man immer sich selber bleiben muss, finde es immer spannend von anderen Trainern etwas mitzunehmen. Es ist grossartig, zu sehen, wie Mattia das macht. Mir gefÀllt diese Frische, die er ausstrahlt.

Dann ist die Sportart gar nicht so relevant?
LC: Klar gibt es technische und taktische Dinge, die anders sind. Aber Leute zu fĂŒhren, die Spieler und den Staff, ist im Fussball und Eishockey sehr Ă€hnlich.

Ihre Kader sind von der Grösse her vergleichbar. Aber im Fussball können weniger Spieler eingesetzt werden. Ist das eine besondere Herausforderung?
MCT:
Absolut. Wir haben mit den Goalies 26 Spieler. Von diesen sind drei nicht einmal im Aufgebot, und bis zu zehn werden nicht eingesetzt. Die drei hassen mich in der Regel gleich sofort, und bei den Ersatzspielern bin ich auch nicht besonders populĂ€r, weil die Gefahr fĂŒr sie besteht, dass sie keine Minute spielen. Das ist nicht so einfach. Im Eishockey sind jene, die in den vorderen Linien spielen aber auch glĂŒcklicher als die anderen ...
LC: 
 ja schon, aber bei uns können 22 im selben Match spielen. Das ist schon etwas anderes.
MCT: Bei euch kann auch ein Spieler aus dem vierten Block wie Trisconi durch ein Tor einen Match entscheiden und dann ist er der Held fĂŒr einen Tag und happy.

Pius Koller
Mattia Croci-Torti

Der 40-jĂ€hrige Tessiner spielte hauptsĂ€chlich in der NLB, fĂŒr Agno, Wil, Lugano und Chiasso. Nach Beendigung seiner Aktivkarriere 2014 wurde er Trainer. Beim FC Lugano stieg er im September 2021 vom Assistenzcoach zum Cheftrainer auf und fĂŒhrte den Klub 2022 zum vierten Cupsieg der Vereinsgeschichte.

Pius Koller

Der 40-jĂ€hrige Tessiner spielte hauptsĂ€chlich in der NLB, fĂŒr Agno, Wil, Lugano und Chiasso. Nach Beendigung seiner Aktivkarriere 2014 wurde er Trainer. Beim FC Lugano stieg er im September 2021 vom Assistenzcoach zum Cheftrainer auf und fĂŒhrte den Klub 2022 zum vierten Cupsieg der Vereinsgeschichte.

Könnten Sie sich vorstellen, der halben Mannschaft sagen zu mĂŒssen, dass sie nicht spielt?
LC: FĂŒr mich ist es die schwierigste Sache an meinem Job, wenn ich nur schon einem Spieler sagen muss, dass er nicht spielt. Man sieht dann in seinen Augen die EnttĂ€uschung. Wenn ich das mit zehn Spielern machen mĂŒsste, dann wĂ€re das unfassbar schwierig. DafĂŒr beneide ich Mattia nicht.

Mattia Croci-Torti ist ein sehr emotionaler Trainer und nutzt jeweils seine ganze Coachingzone, um dies auszuleben. HĂ€tten Sie nicht auch gerne so viel Auslauf?
LC: Ja, das wĂ€re nicht schlecht. Mit mehr Platz wĂ€re ich sicher mehr in Bewegung, auch um den anderen Mut und Energie zu geben, was fĂŒr mich Teil des Jobs ist. Aber vielleicht wĂ€re es dann auch zu viel, denn ich bewege mich schon jetzt ziemlich viel. Mit mehr Platz wĂ€re ich vermutlich so verrĂŒckt wie er! (lacht)

Luca Cereda dagegen kann kommunikativ viel mehr Einfluss auf die Spieler nehmen als Sie, da diese nach jedem Einsatz auf die Bank zurĂŒckkehren. Beneiden Sie ihn dafĂŒr?
MCT:
Ich kann höchstens mit meinem Aussenverteidiger sprechen, die anderen können mich in der StadionatmosphĂ€re ohnehin nicht hören. Umso wichtiger ist meine Körpersprache. Auch in der Pause ist es nicht so einfach, an die Spieler zu gelangen. Ich lasse sie zuerst immer einige Minuten allein, spreche dann maximal drei Sachen an und zeige ein, zwei Sequenzen im Video. Maximal. Mehr wĂ€re zu viel, das wĂŒrden die Spieler nicht aufnehmen können, denn sie haben auch ihre eigenen Gedanken ĂŒber das Spiel.
LC: Wir haben zudem zwei Pausen und auch noch das Timeout. Daher haben wir im Eishockey bezĂŒglich der Kommunikation sicher Vorteile.

Vor einem Jahr erschien ein Dokufilm ĂŒber Ambri, indem auch die Kabinen-Ansprachen von Luca Cereda zu sehen waren. Haben Sie es gesehen?
MCT:
Ja.

Wie haben Sie die teilweise doch sehr lauten Ansprachen von Cereda empfunden?
MCT:
UnabhÀngig vom Film, Luca verkörpert sehr viel Leadership. Dass er der absolute Chef von seiner Mannschaft ist, sieht man, ich habe mir auch schon Trainings von ihm angeschaut. Luca ist eine absolute Respektsperson, die Disziplin gross. Seit er Trainer ist, ist auch Ruhe im Verein, wÀhrend beispielsweise beim HC Lugano stÀndig wieder Theater ist.

Sind Ihre Kabinen-Ansprachen Àhnlich?
MCT: Nein.

Lauter oder leiser?
MCT:
Ich habe in der Kabine noch nie geschrien. Auf dem Platz kommt das schon mal vor, aber nicht in der Kabine. Ich versuche da meine Worte mit Ruhe und Bedacht zu ĂŒbermitteln und ĂŒberlege mir vorher gut, welche Botschaft ich vermitteln möchte.
LC: Er hat jeweils schon in der ersten Halbzeit so viel geschrien an der Seitenlinie, dass er dies dann in der Garderobe nicht mehr muss (lacht).

Wie war das fĂŒr Sie, als Sie sich dabei selbst im Doku-Film gesehen haben?
LC:
Wenn ich in einem Training oder einem Spiel bin, dann bin ich in meiner eigenen Welt. Und in dieser versuche ich, so viele Emotionen wie möglich zu leben. Manchmal sind das gute und manchmal schlechte Emotionen, wie im normalen Leben auch.

Brauchen Eishockeyspieler grundsÀtzlich eine andere Ansprache als Fussballer? In Verbindung mit dem Klischee, dass Eishockeyspieler harte Hunde und Fussballer eher Diven sind?
MCT:
Sicher hat jede Sportart ihre eigene Kultur. Eishockey ist ein Kontaktsport, wir im Fussball sind das nicht mehr – seit es den VAR gibt. Im Eishockey liebt das Publikum vielleicht auch mehr diese Underdogs wie Ambri, wĂ€hrend es im Fussball die grossen Stars sind, die die Massen begeistern.
LC: Ich denke, dass sich die beiden Sportarten immer nĂ€herkommen. Sicher, vor 15 bis 20 Jahren war das so, der Macho war ein Hockeyspieler. FrĂŒher habe ich auch mit starken Schmerzen gespielt, und niemanden hat das gekĂŒmmert. Heute ist das anders, heute wird der Körper in Verbindung mit der Gesundheit viel mehr als höchstes Gut fĂŒr Topleistungen geachtet. Ich denke, das haben wir vom Fussball gelernt. Auch die Athletik der beiden Sportarten gehen in die gleiche Richtung, wir werden uns immer Ă€hnlicher. Man muss krĂ€ftig sein und zugleich schnell.

Darf ein Ambri-Trainer ĂŒberhaupt mit einem Lugano-Trainer mitleiden? Vermutlich nur sportartenĂŒbergreifend wie bei Ihnen beiden, oder?
LC:
Nein, das geht auch im Hockey, denn wir sitzen alle im selben Boot. Und jeder hat mal eine schlechte Phase. Wir beide haben auch schon darĂŒber diskutiert. Wenn Ambri gewinnt, bekomme ich etwa 20 bis 30 SMS, wenn wir verlieren zwei bis drei – von meiner Frau, meinem Vater und meiner Schwester. Wenn du verlierst, dann bist du oft allein. Deshalb konnte ich auch gut mit Chris McSorley, als er bei Lugano gehen musste, mitfĂŒhlen. Das tat auch mir weh.

WÀre es auch möglich, mit Luca Gianinazzi so befreundet zu sein wie mit Mattia Croci-Torti?
LC:
Gianinazzi war mein Spieler, als ich Trainer in Biasca war. Er verfĂŒgt ĂŒber enorm viel Sozialkompetenz, und ich habe ihm damals den Rat gegeben, er soll doch Trainer werden. Was aus ihm geworden ist, freut mich. Wenn wir uns sehen, dann sprechen wir auch ein wenig zusammen. Aber Freunde zu sein, so wie Mattia und ich – nein, das geht nicht, das wĂ€re zu schwierig! FĂŒr das ist die Feindschaft zwischen Ambri und Lugano zu gross, das wĂŒrde vermutlich auch von den Vereinen nicht akzeptiert.
MCT: Das ist auch richtig so!

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SP
TD
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82
2
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38
36
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8
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