EIne Stadt zwischen Hoffen und Bangen
Wie Biel vom Hockey-Elend zum Playoff-Hype kam

Zehn Jahre nach dem Wiederaufstieg schnuppert der EHC Biel an der Playoff-Sensation. BLICK nimmt vor Spiel 5 der Halbfinal-Serie gegen Lugano (Stand: 2:2) einen Augenschein im Seeland.
Publiziert: 05.04.2018 um 15:27 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 16:57 Uhr
«Biel gewinnt, sie haben schon gezeigt, dass sie es können»
2:16
Biel-Stadtpräsident Fehr zum EHC:«Biel gewinnt, sie haben schon gezeigt, dass sie es können»
Martin Arn
Seit dem 15. Lebensjahr hat er eine Saisonkarte: Patrick Küng.
Foto: Pius Koller

Patrick Küng aus der Seeländergemeinde Worben hat mit seinem EHCB viele Tiefs und wenige Hochs erlebt. Seit er 15 ist, hat er eine Saisonkarte. Kaum ein Heimspiel, das der 36-Jährige seither verpasst hat. Und in den 13 Jahren in denen Biel in der NLB «herumgurkte», wie er selber sagt, ist er nach Visp, nach Chur, ins Thurgau mitgefahren.

Sein emotionalster Moment? «Als Kevin Lötscher 2010 im 7. Spiel der Ligaqualifikation gegen Lausanne drei Minuten vor Schluss den Siegtreffer erzielte.» Patrick Küng glaubt fest daran, dass ihm sehr bald ein noch viel schönerer Moment bevorsteht: «Wir werden Meister!»

Der ehemalige Biel-Spieler Cyrill Pasche weiss: «Ohne Hiller wird es kompliziert.»
Foto: Pius Koller

Davon ist der EHCB allerdings noch ein gutes Stück entfernt. Davos hat man im Viertelfinal souverän bezwungen. Gegen Lugano sah es bis letzten Samstag ebenfalls gut aus: zwei Siege. Doch dann folgten zwei Niederlagen. Und im 4. Spiel wurde auch noch Biels Lebensversicherung Jonas Hiller (36) von einem Puck mitten im Gesicht getroffen. Sein Einsatz heute ist trotz Teilnahme am Training fraglich.

«Enttäuschend, wenn sie den Final verpassen»

Cyrill Pasche hat jahrelang für den EHC Biel gespielt. Heute schreibt er als Hockeyreporter für«Le Matin»: «Ohne Hiller», sagt Pasche, «wird es kompliziert.»

Dennoch glaubt auch er an die Bieler: «Weil sie die bessere Mannschaft und mehr Durchschlagskraft haben.» Pasche: «Es wäre sehr enttäuschend, wenn sie den Final verpassen würden.»

Nico Spolidoro leitet den Bieler Fanshop und spürt die Zuversicht der Fans.
Foto: Pius Koller

Nico Spolidoro hat früher ebenfalls für den EHCB gespielt. Heute leitet er den Fanshop in der Tissot-Arena: «Die Fans glauben daran, dass Biel den Final erreicht. Auch ich bin überzeugt, dass wir die Serie gewinnen.»

Beat Moning, ECHB-Experte beim «Bieler Tagblatt», hat die Meistertitel 1978, 1981 und 1983 im Stadion erlebt. Er weiss, was es braucht, damit die Bieler das Momentum wieder auf ihre Seite bringen: «Das Team muss mental stark bleiben. Genau das hat sie ausgezeichnet sowohl gegen Davos als auch in den ersten beiden Spielen gegen Lugano, als man sich durch Rückstände nicht aus der Ruhe bringen liess.»

«Auch dank des neuen Stadions»

Biel-Kenner Beat Moning hat schon drei Bieler Titel live erlebt.
Foto: Pius Koller

In den 40 Jahren, in denen er den EHCB nun begleitet, hat er viele Tiefs erlebt: den Abstieg 1994, die qualvollen Jahre in der NLB.

So gesehen sei die jetzige Halbfinalteilnahme und die Aussicht, erstmals im Playoff-Final zu stehen, «fast surreal». Die Entwicklung der letzten Jahre «auch dank des neuen Stadions» und die Erhöhung des Budgets von zunächst 7,5 Mio. auf 10 und nun auf 14 Mio., gebe aber «Anlass zu Hoffnung, dass man bald wieder im Konzert der Grossen mitspielen kann».

Biels Stadtpräsident Erich Fehr, früher selber EHCB-Junior, schnürt sich auch heute noch regelmässig die Schlittschuhe. Er glaubt: «Biel gewinnt die Serie gegen Lugano.» Der EHC sei ein wichtiger Botschafter für die Sportstadt Biel. Man habe «schon gemerkt, wie sich die Bevölkerung freut, wenn es den Hockeyanern läuft».

Bekennen Farbe: Jeanette Stutz mit ihren Söhnen Gian Luca (l.) und Matteo.
Foto: Pius Koller

Und dann ist da noch Jeanette Stutz. Sie und ihre Söhne Gian Luca (6) und Matteo (2 ½) tragen das EHC-Trikot. Mit 8 war sie an ihrem ersten Heimspiel. Seither geht sie regelmässig. Sohn Gian-Luca sass schon mit 6 Monaten auf ihrem Schoss im Stadion. «Einmal Biel-Fan, immer Biel-Fan», sagt sie. «Nach dem Abstieg sind ein paar Kollegen SCB-Fan geworden. Ich nicht. Ich stehe in guten und in schlechten Zeiten zu meiner Mannschaft.» Zuhause hat sie ein Dutzend Biel-Trikots. Und natürlich hat sie auch ihren Mann Sandro im Stadion kennengelernt: «Es konnte ja gar nicht anders sein!»

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
ZSC Lions
ZSC Lions
29
34
61
2
Lausanne HC
Lausanne HC
32
13
61
3
SC Bern
SC Bern
32
21
58
4
HC Davos
HC Davos
33
24
58
5
EHC Kloten
EHC Kloten
33
0
57
6
EV Zug
EV Zug
31
19
49
7
SCL Tigers
SCL Tigers
31
3
45
8
EHC Biel
EHC Biel
31
-1
42
9
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
32
-11
42
10
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
33
-14
42
11
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
32
-21
41
12
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
29
-1
39
13
HC Lugano
HC Lugano
31
-20
39
14
HC Ajoie
HC Ajoie
31
-46
26
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