Dinos Check
Tradition? Hat nur der SCB begriffen

Innovationsgeist in der Unterhaltung? Vieles kommt aus der Mottenkiste. Auch im Sport. Traditionen wurden importiert – und dann vernachlässigt.
Publiziert: 06.11.2018 um 09:32 Uhr
|
Aktualisiert: 17.11.2018 um 23:13 Uhr
1/6
Importierte Tradition, aber gut gepflegt: Bührers Nummer wird als Banner unters Dach gehievt.
Foto: Keystone
Dino Kessler

Beim Importieren von Ideen und Traditionen sind wir Schweizer: weltmeisterlich. Kreativität und Innovationsgeist? Eher nicht. Beispiel TV: Alles, was sonstwo bereits in Endlosschlaufe gezeigt wurde, kramt bestimmt bald ein nationaler Sender aus der Mottenkiste. Stars, Talente, Bauern auf der Suche nach irgendwas, Polterabende. Der letzte Schrei: Ninja Warrior. Lief in Japan bereits im Pleistozän. Als 193. und vorletztes Land der Welt (der Inselstaat Palau hat gerade andere Sorgen) holt die Schweiz den glorifizierten Hindernislauf auch noch aus der Mikrowelle.

Der Sport? Kein Dreck besser. Beispiel: Eishockey und importierte Traditionen. Erst seit die NHL dank Internet und Streamingdiensten auch bei uns zum Tagesgeschäft gehört, werden die Besten bei uns mit Preisen («Awards») ausgezeichnet. Weil bei uns die Kategorien im bunten Wechsel ausgetauscht oder abgeschafft werden, verkommt die jährliche Preisverleihung allerdings zur reinen Selbstinszenierung der Funktionäre.

Davos vergisst seine Helden

Etwas, aber nicht viel besser: der Umgang mit stillgelegten Spielernummern. Von den Klubs, die bereits vor der Einführung der Playoffs Titel sammelten, hat der SCB das beste Gespür für Tradition. Unter dem Hallendach hängen nicht nur schön grosse Banner mit den Nummern von Tosio, Leuenberger oder Bührer, sondern auch die von Kiener, Stammbach und Dellsperger. Prima.

Das Negativbeispiel? Rekordmeister Davos. Vier mickrige Leibchen (keine Banner) baumeln im Gebälk (zwei erst nach massiven Fanprotesten). Damit werden wohl die sechs Titel zwischen 2002 und 2015 gewürdigt, aber die anderen 25 sind scheinbar nicht von Bedeutung.

Für 15 von 31 Titel verantwortlich

Keine Spur von Hans und «Pic» Cattani oder Bibi Torriani. Der berühmte «Ni-Sturm» war aber für 15 dieser 31 Titel verantwortlich.

Als ob Stanley-Cup-Rekordsieger Montreal jemals seine Helden Maurice «Die Rakete» Richard, Bernie «Boom Boom» Geoffrion oder Jacques Plante einfach vergessen würde.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
ZSC Lions
ZSC Lions
29
34
61
2
Lausanne HC
Lausanne HC
32
13
61
3
SC Bern
SC Bern
32
21
58
4
HC Davos
HC Davos
33
24
58
5
EHC Kloten
EHC Kloten
33
0
57
6
EV Zug
EV Zug
31
19
49
7
SCL Tigers
SCL Tigers
31
3
45
8
EHC Biel
EHC Biel
31
-1
42
9
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
32
-11
42
10
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
33
-14
42
11
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
32
-21
41
12
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
29
-1
39
13
HC Lugano
HC Lugano
31
-20
39
14
HC Ajoie
HC Ajoie
31
-46
26
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?