Die Zuger Königstransfers über frühere und zukünftige Titel
Genoni: «Hofmann checkts nicht …»

Leonardo Genoni (32) und Grégory Hofmann (26) sind die prominenten Zuzüge beim EVZ. Was der Meistergoalie und der Goalgetter über Geld denken, wer Nutella liebt und wer Genoni zu seinem Wechsel gratuliert hat, erzählen sie im Interview.
Publiziert: 08.09.2019 um 16:23 Uhr
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Aktualisiert: 15.06.2023 um 00:00 Uhr
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Die beiden Zuger Königstransfers: Leonardo Genoni (32) und Grégory Hofmann (26).
Foto: BENJAMIN SOLAND
Nicole Vandenbrouck (Interview) und Benjamin Soland (Fotos)

BLICK: Grégory Hofmann, essen Sie gerne Schokoladenkuchen?
Grégory Hofmann:
Ja, sehr gerne.
Leonardo Genoni: Diese Frage musste ja kommen ... (Schmunzelt.)
Hofmann: Aber Nutella habe ich noch lieber. Der Schokokuchen, den meine Freundin mit Nutella backt, ist super. Wir haben ein kleines Kochbuch zu Hause nur mit Nutella-Rezepten. Und ab und zu probieren wir daraus etwas aus.

Hat Leonardos Frau schon in Davos fürs Team gebacken nach einem Shutout ihres Mannes?
Hofmann: Nein, das habe ich erst aus Bern gehört, in Davos nicht.
Genoni: In Davos haben wir auch gebacken, aber nur fürs Goalietraining mittwochs. Nicht für Shutouts. Ich weiss nicht mehr, wie das in Bern seinen Anfang genommen hat.

Ehrlich? Aber Ihre Frau muss jeweils backen?
Genoni: Nicht müssen, dürfen. Ein Shutout ist ja etwas Positives. Und mittlerweile kann ich mitbacken.

Leonardo, Grégory war 19, als er 2012 zu Ihnen zum HCD kam. Wie haben Sie ihn in Erinnerung?
Genoni: Schon damals war Greg ein extrem schneller und hungriger Spieler. Er ist von Ambri gekommen, von einem kleinen Klub weg, und musste sich erstmals beweisen.

Wenn Sie mit heute vergleichen?
Genoni: Dann ist er noch schneller geworden und hungrig geblieben.

Bleibt eine Verbindung, wenn man mal zusammen Meister war?
Genoni: Wir haben uns etwas aus den Augen verloren. Ich schrieb ihm ein SMS, weil ich Freude hatte, als er auch bei Zug unterschrieb.
Hofmann: In der Nati sahen wir uns jeweils und sprachen miteinander.
Genoni: Die gemeinsame Erinnerung verbindet sicher ein bisschen, weil der Titel damals mit Davos ein grosses Ereignis war. Wir waren eine junge Mannschaft mit zwei, drei erfahrenen Spielern. Dass wir Meister wurden, war cool. Das Team, die Zeit war genial, auch unabhängig vom Titel. Alles hat gepasst, alle hatten einen guten Draht zueinander.
Hofmann: Das war mein letztes Jahr in Davos, ich hatte schon lange in Lugano unterschrieben. Das verrückte Interview mit Arno (Del Curto, die Red.) bleibt unvergessen (lacht). Die älteren Spieler wie die Von-Arx- Brüder, Forster oder Rizzi waren die Vorbilder für uns Junge. Die Saison dann mit dem Titel abzuschliessen, war sehr speziell für mich.

Wenn wir schon zurückschauen, wissen Sie noch, was Sie 1998 gemacht haben?
Hofmann: 1998 (überlegt)? Damals war ich fünfjährig ...
Genoni: Er checkts nicht (schmunzelt).
Hofmann: Ah ja, da war Zug letztmals Meister. Damals habe ich sicher nicht so viel über Eishockey nach­gedacht, sondern habe lieber mit meinem Bruder draussen gespielt.

Und Sie?
Genoni: An die Bilder des EVZ- Meistertitels erinnere ich mich nicht mehr. Dafür aber an die Fussball-WM in Frankreich.
Hofmann: Frankreich gewann den Final gegen Brasilien, zwei Kopfball-Tore von Zidane. Das weiss ich noch.

Ja, in jenem Jahr wurde der EVZ letztmals Meister. Das fühlt sich wie eine Ewigkeit an, oder?
Genoni: Klar, das sind zwei Drittel meines Lebens. Die Entwicklung des Eishockeys seither ist unglaublich.

Die Titelerwartungen sind hoch – nicht zuletzt wegen Ihrer Verpflichtung. Spüren Sie Druck?
Hofmann: Der Meistertitel ist das grosse Ziel. Aber wir dürfen nicht erwarten, dass es eine einfache Saison wird und wir es problemlos schaffen. Aber das Potenzial ist sicher da.
Genoni: Ich spüre nicht Druck, sondern Vorfreude. Ich kam in dieses Team und sah extrem hungrige Spieler, die bereit sind, noch einen Schritt vorwärts zu machen. Zug hat sich in den letzten Jahren extrem entwickelt. Nun sind wir beide hier, um zu helfen für den nächsten Schritt. Die Erwartungen von aussen sind ex­trem hoch, aber wir erwarten von uns ohnehin am meisten. Wir versuchen, einen guten Einfluss aufs Team zu haben. Aber es braucht das Zusammenwachsen von allen Spielern.

Leonardo, macht es Sie stolz, dass Sie mit Ihrem Wechsel Zug zum Titelkandidaten machen?
Genoni: Stolz? Nein. Da ist vielleicht ein gewisser Respekt, der mir gezollt wird. Aber ich habe noch nie ein Tor geschossen und so ein Spiel gewonnen. Ich bin nur in der glücklichen Lage, zu einem Klub wechseln zu können, der vorne mitspielen will.

Wie viele Male mussten Sie sich schon anhören, dass Sie nur des Geldes wegen wechselten?
Genoni: Einige Male. Verlässt man einen Klub, haben Anhänger oder Umfeld das Gefühl, man geht nur wegen des Geldes. Man enttäuscht sie, und sie können sich es nur damit erklären. Damit muss man umgehen können. Ich habe das bei meinem Wechsel von Davos nach Bern schon durchgemacht, und dort hat es mich noch getroffen. In einem Dorf wie Davos wurde viel darüber geredet. Es ist komisch, wenn Leute, die mich nicht kennen, einfach so über mich urteilen. In Bern konnte ich besser damit umgehen, weil ich gute Gespräche hatte und mich erklären konnte, auch den Mitspielern.
Hofmann: Natürlich denkt man das bei mir auch. Aber ich fokussiere mich nicht darauf, was andere sagen. Es ist meine Karriere, mein Weg. Und in Zug glaube ich ans Projekt.

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Ambri Zuzüge: Dominik Hrachovina (hinten links im Bild, G, Astana), Viktor Östlund (rechts, G, SCL Tigers), Tobias Fohrler (vorne links, V, EVZ Academy), Julian Payr (Zweiter von links hinten, V, Davos), Giacomo Dal Pian (vorne rechts, S, Langenthal), Brian Flynn (S, Zug), Robert Sabolic (Zweiter von rechts hinten, S, Nischni Nowgorod).

Spricht man im Team untereinander über die Löhne?
Genoni: Ich bin sicher damit konfrontiert worden. Aber ich kann ein gutes Beispiel geben: Als ich den Vertrag mit Zug unterschrieben hatte, habe ich SCB-Trainer Kari Jalonen darüber informiert. Er hat mir von Herzen gratuliert, sich richtig für mich gefreut, dass ich diesen Fünfjahresvertrag bekommen habe. Da war kein Neid dabei. Aber übertrieben viel über Löhne geredet wird in der Mannschaft sonst nicht.
Hofmann: Als Spieler sprechen wir untereinander nicht darüber.
Genoni: Das Thema wird ausserhalb heisser gekocht. Im Team spüre ich keinen Neid. In meinem Fall kennen drei oder vier Leute den Lohn.

Ihre Frau eingeschlossen?
Genoni: Natürlich. Vielleicht wissen es auch mehr. Aber es stört mich nicht, dass über meinen Lohn spekuliert wird. Ich hätte kein Problem, meinen Lohn zu nennen, wenn ich dürfte. Aber der Vertrag enthält eine Verschwiegenheitsklausel.

Wie wichtig ist Ihnen Geld?
Hofmann: Heutzutage ist es schon wichtig. Aber ich weiss auch, was ich geleistet habe, um so weit zu kommen. Ich habe die Maurerlehre absolviert, ich weiss, wie hart Maurer täglich für ihren Monatslohn von vielleicht 5000 Franken arbeiten. Ich bin dankbar und glücklich dafür, was ich machen darf. Denn ich habe einst ja nicht mit dem Hockey angefangen des Geldes wegen, sondern weil ich Freude daran hatte. Und habe. Das ist das Wichtigste.
Genoni: Mir persönlich ist Geld nicht so wichtig. Ich stehe morgens auf, um Hockey zu spielen. Aber natürlich gibt es eine gewisse Sicherheit, ich habe eine Familie und drei Kinder. Wie Greg sagte, wir haben sehr viel in unsere Karrieren investiert und das Hockey in unserem Leben priorisiert. Geld war nie die Motivation. Auch hier in Zug nicht.

Sie mögen auch die Sicherheit eines Mehrjahresvertrages?
Genoni: Ich habe ein gewisses Alter, bin 32. Der SCB bot mir auch einen Fünfjahresvertrag an, bei dieser Dauer ist es dann geblieben. Mein Sohn kommt in die Schule, und ich wollte ihm eine gewisse Sicherheit geben, dass er dies im gleichen Dorf tun kann. Aber dieser Mehrjahresvertrag bedeutet für mich nicht, dass ich mich vier Jahre ausruhen kann. Ich will täglich besser werden. Die langfristige Planung war auch für den Klub wünschenswert. (Lacht.) Aber meine Vertragsdauer wurde ja von Herrn Scherwey überboten (7 Jahre beim SCB, die Red.).
Hofmann: Für mich geht es auch darum, während mehreren Saisons etwas aufzubauen. Wie in Zug zum Beispiel das OYM-Projekt.

Leonardo hat seinen Wechsel schon vor der letzten Saison kommuniziert, Sie Gregory erst im Dezember. Hat Sie diese Entscheidung belastet?
Hofmann: Ja, ich habe versucht, zu warten mit dem Entscheid. Für mich wäre es total okay, wenn man auch in der Schweiz wie in der NHL erst nach der Saison über Verträge diskutieren würde. Denn man hat Druck von Klubs, weil sie ihre Planung machen wollen. Und weil ich den Druck auch von Medien und Fans gespürt habe, musste ich dann entscheiden.

Bei wem – ausser Ihrem Agenten natürlich – holen Sie sich Rat?
Hofmann: Genau, beim Agenten, dann beim Vater und der Freundin.

Und Sie bei Ihrer Frau?
Genoni: Logisch, der Entscheid betrifft die ganze Familie. Aber ich sprach auch mit Mitspielern und
früheren Teamkollegen und bekam interessante Sichtweisen. Ich habe kein Geheimnis daraus gemacht.
Hofmann: Ich musste aufpassen, mit wem ich darüber spreche oder wem ich vertraue. Die Info geht sonst schnell an die Öffentlichkeit.

Wie wichtig ist es, dass die Partnerin hinter dem Wechsel steht?
Genoni: Sehr wichtig. Es ist ein Zusammenspiel. Wenns zu Hause nicht läuft, läufts im Hockey auch nicht. Ein Wechsel ist meist mit einem Umzug verbunden. Sind Kinder involviert, wirds noch komplexer. Wir konnten uns gut darauf vorbereiten, gerade auch weil mein Wechsel so früh feststand.
Hofmann: Für meine Freundin ist es sicher speziell, sie wohnte bisher immer in Lugano und spricht noch kein Deutsch. Aber wir sehen es als neue, gemeinsame Erfahrung, lernen zusammen ein neues Leben kennen.

Grégory, die letzte Saison war die beste Ihrer Karriere, Sie schossen mit 30 die meisten Tore in der Quali. Wollen Sie das übertreffen?
Hofmann: Sicher, ich will immer eine bessere Saison, noch mehr zeigen und an mir arbeiten. Ich messe das aber nicht an Toren oder Skorerpunkten. Wenn ich 20 Tore schiessen muss, damit der EVZ die Chance auf den Pokal hat, ist das auch gut.

Und wenn es 40 braucht, sind es dann 40?
Hofmann: (Lacht.) Genau. Ich bin hier, um mich zu verbessern. Ich sprach mit unserem Trainer (Dan Tangnes, die Red.), und er sagte mir, dass nur 3 Prozent meines Spiels mit der Scheibe ist, 97 Prozent ohne. Er müsse mir an der Scheibe nichts mehr beibringen, aber ich könne noch einiges lernen im Spiel ohne Scheibe. Das werde ich versuchen.

Und Sie Leonardo? Sie hatten elf Shutouts, bedeutet diese Marke etwas für Sie?
Genoni: Das Gute ist, von diesen elf Spielen haben wir sicher alle elf gewonnen (lacht). Aber nein, ich gehe nicht mit dem Ziel ins Spiel, einen Shutout zu machen. Ich will einfach gewinnen. Dass diese elf Shutouts letzte Saison ein Rekord waren, war mir nicht bewusst, bis ich von Marco Bührer darauf angesprochen worden bin. Die letzte Saison war super, doch ich schaue lieber vorwärts. Für die Quali lautet das Ziel im Goalieteam, unter 100 Gegentoren zu bleiben. Ich bin in meiner 13. Saison und habe dies erst einmal geschafft. Letzte Saison mit 99. Bricht man das runter auf 50 Quali-Spiele, ist man bei einem Schnitt von nicht mal zwei Gegentoren pro Match. Das ist immer noch weit weg von einem Shutout.

Leonardo Genoni persönlich

Den Durchbruch hat Leonardo Genoni bei Davos geschafft, wo der Goalie 2007/08 im Duo mit Reto Berra (32) von den GCK Lions hin wechselte. Die Bündner hexte er zu drei Titeln (2015, 2011, 2009). Nach neun HCD-Saisons holte der SCB den Meistergoalie ins Unterland, und Genoni verabschiedete sich in diesem Frühling mit seinem zweiten Titel (nach 2017) von den Mutzen. Der Zürcher gehört auch zu unseren WM-Silberhelden 2018.

Den Durchbruch hat Leonardo Genoni bei Davos geschafft, wo der Goalie 2007/08 im Duo mit Reto Berra (32) von den GCK Lions hin wechselte. Die Bündner hexte er zu drei Titeln (2015, 2011, 2009). Nach neun HCD-Saisons holte der SCB den Meistergoalie ins Unterland, und Genoni verabschiedete sich in diesem Frühling mit seinem zweiten Titel (nach 2017) von den Mutzen. Der Zürcher gehört auch zu unseren WM-Silberhelden 2018.

Grégory Hofmann persönlich

Man vergisst schnell, dass Grégory Hofmann ein Romand ist (Neuenburg), weil er bereits als Junior von La Chaux-de-Fonds in die Organisation Ambri-Piottas in die Leventina wechselte. Bei den Biancoblu musste er als Teenager bereits viel Verantwortung übernehmen. 2011 wurde er von Carolina gedraftet. 2012 nahm ihn HCD-Trainer Arno Del Curto unter seine Fittiche, formte einen pfeilschnellen Stürmer. Auch Hofmann ist ein WM-Silberheld 2018.

Man vergisst schnell, dass Grégory Hofmann ein Romand ist (Neuenburg), weil er bereits als Junior von La Chaux-de-Fonds in die Organisation Ambri-Piottas in die Leventina wechselte. Bei den Biancoblu musste er als Teenager bereits viel Verantwortung übernehmen. 2011 wurde er von Carolina gedraftet. 2012 nahm ihn HCD-Trainer Arno Del Curto unter seine Fittiche, formte einen pfeilschnellen Stürmer. Auch Hofmann ist ein WM-Silberheld 2018.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
ZSC Lions
ZSC Lions
29
34
61
2
Lausanne HC
Lausanne HC
32
13
61
3
SC Bern
SC Bern
32
21
58
4
HC Davos
HC Davos
33
24
58
5
EHC Kloten
EHC Kloten
33
0
57
6
EV Zug
EV Zug
31
19
49
7
SCL Tigers
SCL Tigers
31
3
45
8
EHC Biel
EHC Biel
31
-1
42
9
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
32
-11
42
10
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
33
-14
42
11
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
32
-21
41
12
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
29
-1
39
13
HC Lugano
HC Lugano
31
-20
39
14
HC Ajoie
HC Ajoie
31
-46
26
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