Lugano – Ambri 3:4
Wochenlang musste Linus Klasen in Lugano zuschauen, durfte einzig am Spengler Cup für Davos ran. Und dennoch schwärmte der wunderliche Trainer Greg Ireland vom Schweden, reagierte auf Fragen genervt. «Intern sind wir die Experten», sagte der Kanadier im SRF. Und auf die Frage, ob denn Klasen die Saison in Lugano beenden werde, meinte er: «Wissen Sie was? Er ist unser Spieler! Wir wollen ihn. Beantwortet das die Frage?
Gestern reibt man sich in der Cornèr Arena verwundert die Augen. Klasen steht doch tatsächlich im Aufgebot. Allerdings bleibt Ireland kaum eine andere Wahl. Taylor Chorney meldete sich nämlich krank, genau wie Stammkeeper Elvis Merzlikins.
Klasen hält sich zunächst vornehm zurück, geht kein unnötiges Risiko ein, macht anders als seine Teamkollegen aber auch keine Fehler. Lugano steht in der Anfangsphase komplett neben den Schuhen, liegt nach 14 Minuten mit 0:3 zurück. Und das ausgerechnet im Derby und vor eigenen Rängen!
Beim 0:1 nach 76 Sekunden verliert Elia Riva an der gegnerischen blauen Linie die Scheibe. Beim 0:2 lässt sich Goalie Stefan Müller bei freier Sicht auf der Stockhandseite erwischen. Und beim 0:3 hat Lugano Pech, dass Ambris Dario Rohrbach einen Plastino-Schuss mit dem Stock ablenkt.
Ireland, der während des ganzes Spiels ziemlich nervös wirkt, nimmt sein Timeout. Doch es sind die Schiedsrichter Micha Hebeisen und Marc Wiegand, die Lugano auf die Sprünge helfen. Ambri agiert in Unterzahl, als die Unparteiischen einen hohen Stock von Riva an Elias Bianchi übersehen. Nur Sekunden später verkürzt Luca Fazzini.
Ambri bleibt die Nummer 1, Lugano unter dem Strich
Die Wende? Nein! Ambri lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Und als sich Romain Loeffel im letzten Drittel in der gegnerischen Zone zu einem Foul hinreissen lässt, sorgen die Biancoblù in Überzahl für die Vorentscheidung. Die beiden Lugano-Tore kommen zu spät.
Für das Ireland-Team ist es nach zuletzt drei Siegen in Serie die erste Pleite. Eine mit Folgen. Nun liegen die Bianconeri wieder unter dem Strich. Ambri hingegen bleibt die Nummer 1 im Tessin, hat nun sechs Punkte Vorsprung auf Rang neun. Heute kommts zum Kracher gegen die SCL Tigers.
Grünschnabel: In der letzten Saison spielte Dario Rohrbach (20) noch in der MySports League für Basel, stiess erst im November mittels B-Lizenz zu den Ticino Rockets. Im Derby kommt der Stürmer zu seinem erst vierten NL-Spiel – und trifft sogleich. Er lenkt einen Plastino-Schuss mit dem Stock ab.
Premiere: Im fünften Tessiner Derby der Saison gewinnt zum ersten Mal das Auswärtsteam.
Zwerger: Der Mann aus Vorarlberg ist on fire! Dominic Zwerger hat in acht der letzten elf Partien getroffen.
Der Beste: Nick Plastino (HCAP), trifft, bereitet vor, blockt Schüsse.
Die Pflaume: Romain Loeffel (Lugano), sorgt mit einem dämlichen Foul an Ambri-Guerra für Lichterlöschen.
Die Tore: 2. Zwerger 0:1. 11. Plastino 0:2. 14. Rohrbach (Plastino, Bianchi) 0:3. 20. (19:20) Fazzini (PP) 1:3. 44. Hofer (Guerra/PP) 1:4. 56. Hofmann (Sannitz, Haapala) 2:4. 57. Sannitz (Hofmann/PP) 3:4.
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ZSC – Biel 4:0
Das Spiel: Wie beim 1:0 gegen die SCRJ Lakers am Mittwoch zeigt sich der Meister im Handwerker-Gewand. Der Scheibe wird Sorge getragen, die Defensive gross geschrieben. Spektakel bieten die Zürcher so wenig. Die Gäste aus Biel sind kreativer und führen die feinere Klinge. Doch sie können den hellwachen Lukas Flüeler nicht bezwingen. Und kurz vor Spielmitte gehen die Lions in Führung, als der von den GCK Lions in die National League beförderte Schwede Victor Backman trifft. Und nachdem Biel-Topskorer Toni Rajala einen Penalty an die Latte gesetzt hat, erhöht Maxim Noreau in doppelter Überzahl. Danach verteidigen Flüeler, der den zweiten Shutout in Folge feiert, und seine Vorderleute den Vorsprung.
Der Anwesende: Ari Sulander. Die finnische ZSC-Goalie-Legende ist in der Stadt, um hier mit Freunden am Sonntag seinen 50. Geburtstag zu feiern. Für ihn gibts von den Lions schon mal ein Trikot und eine Flasche Wein.
Der Abwesende: Beat Forster. Am Mittwoch hatte Biels Verteidiger sein Comeback nach einer Knieverletzung gegeben, die er sich im Sommertraining beim Fussballspielen zugezogen hatte, gegeben. In Zürich pausiert er aber. Drei Spiele in vier Tagen wären zum Start zu viel gewesen.
Der Beste: Simon Bodenmann (ZSC). Vorkämpfer, auch als er ohne Stock im Boxplay verteidigt.
Die Pflaume: Marco Maurer (Biel). Überhitzt. Motzt und versetzt sein Team so vor dem 0:2 in doppelte Unterzahl.
Die Tore: 30. Backman (Bodenmann) 1:0. 35. Noreau (Hollenstein, Klein/PP2) 2:0. 54. Hollenstein (Noreau, Pettersson) 3:0. 58. Bodenmann 4:0.
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Tigers – Zug 3:0
Das Spiel: Langnau zieht das von der Berner Band «Patent Ochsner» besungene «bunkerdichte Fell» an. Kurz nach der 1:0-Führung durch Captain Pascal Berger spielt Zug – gefühlt – den Rest des Drittels in Überzahl. Doch die Tigers werfen sich in die Schüsse. Sie ackern. Sie befreien. Und überstehen die delikate Phase. Im Schlussdrittel belohnt Alexei Dostoinow den Unterzahl-Effort mit einem herrlichen Heber zum Vorentscheid.
Ladehemmung: Der EVZ nutzt seine Powerplays ungenügend: Total 10 Minuten Überzahl – aber kein Erfolg. Zug ist im Powerplay nur die Nummer acht der Liga.
DurchgeBOXt: Von der 28. bis zur 37. Minute kann Zug Überzahl spielen. Die ausverkaufte Hütte bebt und tobt. Das Tigers-Boxplay (Nummer drei im Penalty-Killing) hält dicht.
Selbstverständnis: Tigers-Verteidiger Larri Leeger sticht kurz nach dem 1:0 in die Offensivzone. Der EVZ will aufbauen. Leeger gewinnt das Duell. Ein Detail, das ein neues Selbstverständnis zeigt: 2017/18 und früher wäre der Rückwärtsgang eingelegt gewesen.
Der Beste: Aaron Gagnon (SCL): Sein Vorstoss und Pass legen den Grundstein zum 2:0.
Die Pflaume: Alatalo (EVZ) ist beim 0:1 zu spät und bremst Zug mit einer späten Strafe.
Tore: 24. P. Berger (Pesonen, Johansson) 1:0. 52. Dostoinow (Gagnon) 2:0. 58. Neukom 3:0.
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Rapperswil – Bern 1:2
Das Spiel: Dass die Lakers in der Offensive in der Startphase zu gefährlichen Torchancen kommen, verschönert das zum Teil haarsträubende Auftreten in der Defensive nicht. Vorne fix, hinten nix. Ein bisschen Berner Druck genügt, und die Lakers bringen die Scheibe kaum moderat aus dem Drittel. Riskante Querpässe landen beim Gegner, Puckverluste ermöglichen ihnen eine 2:0-Situation. Genau, ein Solo-Lauf von Berns Scherwey und Sciaroni, die den Puck aber tatsächlich nicht am wachen Nyffeler vorbei bringen. Selbst im Powerplay wird der Puck freiwillig dem Gegner überlassen (Profico), SCB-Topskorer Arcobello kommt zu einer Shorthander-Chance. Dass der SCB nicht mehr aus seinen Möglichkeiten macht, wirkt minimalistisch. Als peinliche Strafe kassiert er einen Shorthander.
Der Beste: Moser (Bern).
Die Pflaume: Iglesias (SCRJ), immer ein Risikofaktor.
Tore: 9. Scherwey (Gerber, Bieber) 0:1. 38. Moser (Andersson, Ebbett/PP) 0:2. 55. Mosimann (Mason/SH!) 1:2.
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Fribourg – Lausanne 3:2 n.V.
Das Spiel: Nach gutem Start mit unzähligen Chancen bauen die Fribourger im Mitteldrittel gewaltig ab und überlassen den Waadtländern das Kommando. Bis Julien Sprunger mit seinem zweiten persönlichen Treffer aus dem Nichts heraus Gottéron wieder in Führung bringt. Allerdings nur für kurze Zeit. Einen Traumpass von Lindbohm aus dem eigenen Drittel versenkt Robin Leone nur 48 Sekunden später zum erneuten Ausgleich. Fribourg kommt im Schlussabschnitt zwar wieder besser in Fahrt, lässt dabei aber die Effizienz vermissen. In der Verlängerung haben zuerst Bertschy und Mottet den Sieg auf dem Stock, ehe der Franzose Charles Bertrand mit seinem zweiten Tor für Fribourg die Saanestädter zum Sieg und über den Strich schiesst.
Geburtstagskind: Julien Sprunger feiert seinen 33. Geburtstag mit einem Doppelpack.
Topskorer: Lausanne muss gleich auf seine drei besten Skorer verzichten. Jeffrey und Junland sind verletzt, Vermin krank. Nummer 4 Ronalds Kenins erbt.
Der Beste: Julien Sprunger (Fribourg), ein Jahr älter aber immer noch in Topform.
Die Pflaume: Tim Traber (LHC), mit seiner Spielweise im heutigen Eishockey überfordert. B. H.
Tore: 12. Sprunger (Miller, Berra) 1:0. 14. Emmerton (Genazzi/PP) 1:1. 34. Sprunger (Bykow/Strafe angezeigt) 2:1. 35. Leone (Lindbohm) 2:2. 63. Bertrand (Bykow) 3:2.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | ZSC Lions | 29 | 34 | 61 | |
2 | Lausanne HC | 32 | 13 | 61 | |
3 | SC Bern | 32 | 21 | 58 | |
4 | HC Davos | 33 | 24 | 58 | |
5 | EHC Kloten | 33 | 0 | 57 | |
6 | EV Zug | 31 | 19 | 49 | |
7 | SCL Tigers | 31 | 3 | 45 | |
8 | EHC Biel | 31 | -1 | 42 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 32 | -11 | 42 | |
10 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 33 | -14 | 42 | |
11 | HC Ambri-Piotta | 32 | -21 | 41 | |
12 | Genève-Servette HC | 29 | -1 | 39 | |
13 | HC Lugano | 31 | -20 | 39 | |
14 | HC Ajoie | 31 | -46 | 26 |