Mit einem Fliegenfänger im Tor gewinnt man im Eishockey höchstens einen Blumentopf. Aber bestimmt keinen Meistertitel. So erstaunt es nicht, dass es immer wieder die gleichen Goalies waren, die den Pokal hochstemmen konnten.
Und nur einer der vier Halbfinal-Keeper ist noch titellos: Elvis Merzlikins. Einmal ist der 23-Jährige dem grossen Wurf schon relativ nahe gekommen. Vor zwei Jahren, als Lugano im Final am SCB scheiterte. «Ich wollte den Titel», sagte der Lette mit Schweizer Lizenz damals mit Tränen in den Augen.
Getreu dem Elvis-Hit «Its now or never» gilt für Merzlikins ab heute: Jetzt oder nie. Während den Playoffs gibt der Showman, dem sein Goalie-Coach Michael Lawrence die Ausstrahlung eines Rock-Stars attestiert, keine Interviews.
Vor einigen Wochen erzählte der lettische Nati-Keeper, dass er regelmässig in Kontakt mit den Columbus Blue Jackets, dem NHL-Team, das ihn draftete, stehe. «Doch solange ich bei Lugano unter Vertrag stehe, denke ich an nichts anderes. Wenn er ausläuft, werde ich wohl nach Nordamerika wechseln.»
Bis 2019 ist Merzlikins noch an Lugano gebunden. Wer ihn kennt, weiss, dass er vor dem Sprung nach Übersee noch dem Klub der Meister-Hexer betreten will. Mitglieder dort sind alle anderen drei Torhüter der Halbfinalisten. Merzlikins Uhr tickt.
Bereits elf Jahre sind seit Jonas Hillers zweitem und letztem Meistertitel vergangen. Er öffnete dem damaligen Davos-Goalie die Tür zur NHL. Inzwischen ist er 36 Jahre alt und der Rückhalt bei Biel.
Ob die Seeländer erstmals in ihrer Geschichte in einen Playoff-Final einziehen, hängt auch stark davon ab, wie sich der Appenzeller im Duell mit Merzlikins aus der Affäre zieht.
«Das wird bestimmt ein spannender Fight zwischen uns Goalies», sagt Hiller. «Elvis hatte vor zwei Jahren grossen Anteil daran, dass es Lugano bis in den Final schaffte. Er hat das Potenzial, es wieder zu tun.»
Hiller sagt zwar, dass die Erfahrung helfen könne, betont aber auch: «Letztlich musst du von dir selbst überzeugt sein und unabhängig von den Leistungen deines Teams den Weg finden. Ich glaube nicht, dass ein Goalie die Serie alleine gewinnen kann. Aber er kann den Unterschied ausmachen.»
Genoni vs. Flüeler
Brisant ist auch das Duell zwischen Leonardo Genoni (30) und ZSC-Schlussmann Lukas Flüeler (29). Sie sind Studienkollegen, sie stehen nur noch ein Jahr vor dem Master in Betriebswirtschaft, die letzten Prüfungen haben sie schon hinter sich.
Genoni hat die letzte Serie gegen Flüeler (Final mit Davos 2015) für sich entschieden. Und hat sich als Nummer 1 des Landes etabliert. Derweil machte Flüeler schwierige Zeiten durch.
Verletzungssorgen warfen ihn zurück. Dazu konnte er den Eindruck nicht verhindern, dass er nicht immer mit letztem Ehrgeiz bei der Sache war. In Sachen Athletik hat er sein Optimum wohl nicht erreicht.
Vor zwei Jahren warf ihn Marc Crawford nach der Start-Niederliederlage gegen den SCB ohne Spielpraxis ins kalte Wasser. Zu früh. Auch mit Flüeler kam die Wende nicht.
Letztes Jahr musste er dann nach dem zweiten Playoff-Spiel gegen Lugano das Tor für den aufstrebenden Niklas Schlegel räumen. Die Massnahme von Hans Wallson half nur kurzfristig. Der ZSC scheiterte wieder.
«Es waren keine glücklichen Playoffs. Das ist vorbei. Ich schaue nicht retour, ich schaue nach vorne», sagt Flüeler. Seit Hans Kossmann nach Weihnachten bei den ZSC Lions übernommen hat, spielte Flüeler jedes Spiel von Beginn an. Er spürt das Vertrauen. «Das tut immer gut. Es gibt schlechte Spiele, auch im Playoff. Man kann nicht mit zwölf Siegen durchmarschieren. Ich gebe gerne Antwort auf ein Spiel, das nicht so gut läuft. Ich bin froh, gibt er mir diese Möglichkeiten.»
Flüeler und das schwierigste Spiel der Saison
Ist es ein Vorteil, wenn man schon mehrfach den Titel holen konnte? «Die Erfahrung hilft enorm. Ich habe in den letzten Jahren viele Playoff-Serien erlebt. Wir lagen zurück, voraus oder mussten sehr schnell in die Ferien. Wir haben schon alles erlebt.» Und er hat auch gelernt, stets nach vorne zu schauen. «Das Spiel am Dienstag in Bern ist unser mit Abstand wichtigstes Spiel der Saison. Es wird schwierig», so Flüeler.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | ZSC Lions | 19 | 19 | 40 | |
2 | HC Davos | 21 | 21 | 40 | |
3 | Lausanne HC | 21 | 8 | 40 | |
4 | SC Bern | 22 | 15 | 36 | |
5 | EHC Kloten | 21 | 2 | 33 | |
6 | EV Zug | 21 | 14 | 33 | |
7 | EHC Biel | 21 | 0 | 32 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 21 | -4 | 31 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 21 | -9 | 27 | |
10 | SCL Tigers | 19 | -3 | 25 | |
11 | HC Lugano | 19 | -13 | 25 | |
12 | HC Ambri-Piotta | 19 | -12 | 24 | |
13 | Genève-Servette HC | 17 | -3 | 22 | |
14 | HC Ajoie | 20 | -35 | 15 |