115 Millionen für den Schweizer Profi-Sport
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Corona-Entschädigung:115 Millionen für den Schweizer Profi-Sport

Bundesrat spricht Corona-Entschädigung
115 Millionen für den Schweizer Profi-Sport

A-fonds-perdu-Beiträge lautet das Zauberwort, das während der Corona-Krise den Profi-Sport-Klubs das Leben retten soll. Also Geld, das man bekommt und nicht zurückzahlen muss. Nun hat der Bundesrat grünes Licht erteilt. Noch fehlt das Ja des Parlaments.
Publiziert: 18.11.2020 um 14:37 Uhr
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Aktualisiert: 18.11.2020 um 19:08 Uhr
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Bundesrat Guy Parmelin, Bundesratsprecher Andre Simonazzi, Bundesrat Ueli Maurer und Bundesrätin Viola Amherd (von links) unterhalten sich vor einer Medienkonferenz des Bundesrates.
Foto: keystone-sda.ch
Stephan Roth

Die Corona-Krise richtet in der Wirtschaft grossen Schaden an. Auch den Sport trifft es hart. Umso härter, seit der Bundesrat nur noch Geisterspiele erlaubt und damit die finanzielle Lebensader der Klubs zugedrückt hat. Ohne Ticket- und Gastro-Einnahmen entgehen jedem Verein mehrere Millionen, die Fixkosten bleiben aber weitestgehend bestehen.

Deshalb wurden bald Hilferufe an die Adresse des Bundes laut, um die schuldlos in Notlage geratenen Profi-Klubs – und mit ihnen deren Frauen- und Nachwuchs-Teams – vor dem Untergang bewahren zu können.

Vor zwei Wochen machte der Bundesrat den Weg für zinslose Darlehen zu fairen Konditionen in der Gesamthöhe von 175 Millionen Franken pro Jahr (2020 und 2021) frei. Diese können ab 1. Dezember bezogen werden. Doch kommen nun auch noch A-fonds-perdu-Beiträge dazu? Geht es nach dem Bundesrat: Ja.

Bis zu 115 Mio Franken à fonds perdu

Sportministerin Viola Amherd hatte den Auftrag bekommen, die Frage über Hilfe, die nicht zurückbezahlt werden muss, zu prüfen. Sie und ihr Departement erarbeiteten dann im Dialog mit Sportvertretern, nicht zuletzt den Vertretern der Fussball- und Eishockey-Ligen, bis Ende letzte Woche ein Aussprachepapier für den Bundesrat – und konnte nun ihre Regierungskollegen überzeugen.

«Die beschlossenen Darlehen reichen nicht aus, damit die Klubs überleben können», sagt Amherd. Deshalb sollen den für das Jahr 2021 für Darlehen eingestellten Mitteln in der Höhe von 175 Millionen Franken bis zu 115 Millionen als A-fonds-perdu-Beiträge eingesetzt werden können.

Zwei Drittel der Ticketeinnahmen 2018/19

In Ergänzung zu den bisherigen Stabilisierungsmassnahmen sollen professionelle und semiprofessionelle Klubs (neben Eishockey und Fussball also auch Handball, Basketball, Volleyball und Unihockey) nebst Darlehen neu auch A-fonds-perdu-Beiträge erhalten können. Damit sollen die Grundstrukturen des schweizerischen Leistungs-und Breitensports sowie des Trainings-und Wettkampfbetriebs gesichert werden. Entschädigt werden die Klubs nur für die Geisterspiele.

Der Bundesrat will den Klubs, basierend auf den Zahlen aus der Saison 2018/19, bis zu zwei Drittel der entgangenen Einnahmen aus dem Ticketverkauf entschädigen.

Zuschauer-Schnitt 2018/19

Fussball, Super League

YB 25'751 Fans pro Spiel
Basel 24'259
St. Gallen 12'692
Zürich 10'660
Luzern 9364
Sion 9106
Servette* 4327
Lugano 3557
Lausanne* 3058
Vaduz* 1452

*damals in der Challenge League

Eishockey, National League

Bern 16'290
ZSC Lions 9694
Zug 6952
Lausanne 6498
Lugano 6301
Fribourg 6077
Biel 6028
Servette 6019
SCL Tigers 5747
Ambri 5489
Davos 4307
SCRJ Lakers 3985

Fussball, Super League

YB 25'751 Fans pro Spiel
Basel 24'259
St. Gallen 12'692
Zürich 10'660
Luzern 9364
Sion 9106
Servette* 4327
Lugano 3557
Lausanne* 3058
Vaduz* 1452

*damals in der Challenge League

Eishockey, National League

Bern 16'290
ZSC Lions 9694
Zug 6952
Lausanne 6498
Lugano 6301
Fribourg 6077
Biel 6028
Servette 6019
SCL Tigers 5747
Ambri 5489
Davos 4307
SCRJ Lakers 3985

Im Gegenzug müssen die Profi-Vereine strenge Auflagen erfüllen, «namentlich nachhaltige Kürzungen der Spitzenlöhne und einen Dividendenverzicht, die Weiterführung der Junioren- und Frauenförderung mindestens auf dem bisherigen Niveau sowie eine vollständige Transparenz über die Verwendung der Gelder», wie es in der Pressemitteilung heisst.

Klubs müssen die Löhne offen legen

Die Profi-Klubs müssen die Löhne also offen legen – und jene über knapp 150'000 Franken (versicherter Verdienst in der obligatorischen Unfallversicherung) kürzen. Bis zu dieser Marke oder mindestens um 20 Prozent.

Damit hat der Sport aber erst eine Hürde für Hilfe genommen. Der Ball rollt nun zu den Räten, die in der Wintersession ab 30. November über die Gesetzesänderung zu beraten und entscheiden haben, da der Bundesrat den «demokratischen Prozess» einhalten wolle, wie Finanzminister Ueli Maurer sagt.

Swiss Olympic begrüsst Hilfe

Der heutige Entscheid des Bundesrats sei «im Sinne des Schweizer Sports», schreibt Swiss Olympic. «Der Bundesrat unterstreicht mit dem Entscheid, dass er die gesellschaftliche, soziale und wirtschaftliche Bedeutung des professionellen und semi-professionellen Sports kennt und dessen aktuell schwierige Lage ernst nimmt», sagt Swiss-Olympic-Präsident Jürg Stahl. «Der Entscheid schliesst ausserdem eine Lücke bei den Unterstützungsmassnahmen. Diese war im Frühling und Sommer entstanden, nachdem der Bundesrat zunächst das Nothilfepaket und dann das Stabilisierungspaket für den Breitensport gesprochen hatte. Auf beide Pakete erhielten die professionellen Ligen im Fussball und Eishockey keinen Zugriff.»

Swiss Olympic gehe davon aus, dass die Klubs, welche A-fonds-perdu-Beiträge beantragen und erhalten, «achtsam und vernünftig mit den Mitteln umgehen.» Die Bedingungen, die der Bundesrat an den Erhalt dieser Beiträge knüpfe, seien streng, jedoch aus Sicht von Swiss Olympic nachvollziehbar. «Die Mittel sollen dazu beitragen, dass die Klubs aus den höchsten Ligen während und nach dieser schwierigen Zeit ihrer Rolle als wichtige Träger der Nachwuchsbewegung nachkommen können und gleichzeitig auch in Zukunft – so wie viele Spitzenathletinnen und Spitzenathleten – als Leuchttürme und Vorbilder auf den Nachwuchs- und Breitensport ausstrahlen», so Stahl.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Lausanne HC
Lausanne HC
20
12
40
2
ZSC Lions
ZSC Lions
18
20
39
3
HC Davos
HC Davos
19
21
38
4
SC Bern
SC Bern
20
15
33
5
EHC Biel
EHC Biel
19
4
32
6
EV Zug
EV Zug
19
11
29
7
EHC Kloten
EHC Kloten
19
-2
28
8
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
19
-8
26
9
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
18
-10
24
10
HC Lugano
HC Lugano
17
-13
22
11
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
19
-11
22
12
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
16
-2
21
13
SCL Tigers
SCL Tigers
17
-3
21
14
HC Ajoie
HC Ajoie
18
-34
12
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