Mit diesem Tor macht Krüger die Wende perfekt
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Später Sieg gegen Bern:Mit diesem Tor macht Krüger die Wende perfekt

Boss Lüthi über die Abgänge
«SCB künftig nicht mehr so stark? Dumme Behauptung!»

Die Konkurrenz rüstet auf und wirft dem SC Bern den Fehdehandschuh zu. Kann sich der Meister zukünftig überhaupt noch ein Spitzenteam leisten? Boss Marc Lüthi (58) nimmt Stellung.
Publiziert: 10.10.2019 um 21:42 Uhr
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Aktualisiert: 20.10.2019 um 10:04 Uhr
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Seit 21 Jahren ist Marc Lüthi CEO beim SC Bern.
Foto: Urs Lindt/freshfocus
Angelo Rocchinotti

Der SC Bern, die erste Adresse im Schweizer Eishockey? Dieser Anspruch wackelt. Klubs wie Lausanne, Zug und Biel rüsten mächtig auf und ringen dem Meister Spieler und Punkte ab. Die ehemaligen SCB-Junioren Joël Vermin und Christoph Bertschy spielen in Lausanne, Meister-Goalie Genoni wechselte zu Zug und gestern wurde der nächste Hammer bekannt: Berns Goalgetter Mark Arcobello wird die Mutzen Ende Saison verlassen und seine Zelte im Tessin beim HC Lugano aufschlagen. «Mit ihm verlieren wir einen der besten Ausländer der Liga», sagt Berns Sportchef Alex Chatelain. Wie gross sind die Sorgen beim SCB? BLICK fragte bei Boss Marc Lüthi nach.

BLICK: Herr Lüthi, kann sich der SCB noch ein Spitzenteam leisten?
Marc Lüthi: Ich denke schon. Wir konnten uns nie die teuerste Mannschaft leisten.

Arcobello wechselt nach Lugano. Ihre ehemaligen Junioren Bertschy und Vermin spielen in Lausanne, Genoni hat sich für Zug entschieden...
... Es werden weitere folgen. Das macht nichts. Vermin und Bertschy spielten schon letzte Saison in Lausanne. Bei Genoni kam ein Faktor hinzu, den wir nicht beeinflussen konnten. Wir haben zwei Torhüter, die mithalten können. Keine der Niederlagen gehen auf ihre Kappen. Genoni ist Genoni: Ich hoffe, er wird glücklich.

Solche Dinge sind auch Thema in den Verhandlungen mit Trainer Kari Jalonen.
Es ist eine dumme Behauptung, dass die Mannschaft künftig nicht mehr so stark sein soll. Das kann im Moment niemand sagen. Wir sind in einem Umbruch. Vielleicht verlieren wir am einen oder anderen Ort an Substanz, gewinnen aber an einem anderen dazu.

Die Konkurrenz wurde grösser.
Schon früher brauchte man bei Offerten aus Lugano und Zürich nicht mitzubieten, da wir ohnehin meistens nicht mithalten konnten. Und trotzdem gelang es uns immer wieder, gute Spieler zu verpflichten.

Sie operieren seit fünf Jahren mit demselben Budget.
Stimmt nicht. Es ist nur in den Grundzügen ähnlich. Wir haben damals, als wir die Playoffs verpassten, das Budget um eine Million Franken erhöht. Bei uns steht der kommerzielle über dem sportlichen Erfolg. Denn sportlicher Misserfolg ist verkraftbar, kommerzieller Misserfolg ist hingegen der Anfang vom Ende.

Ihr Gastromodell stösst an Grenzen.
Es wachsen keine Mäzene an den Bäumen.

Wünschten Sie sich einen?
Nein, wir sind gut gefahren bisher und wollen dieses Modell weiterziehen. Wir werden in eineinhalb Jahren eine weitere Beiz eröffnen. Beim Bäretower in Ostermundigen.

Wie lange kann Ihr Modell den Sport noch tragen?
Eine gute Frage. Entscheidend ist, wie viel Geld in die Spielerlöhne fliesst. Schauen wir uns die ZSC Lions an: Natürlich haben sie eine teure Mannschaft, wollen aber mit der Eröffnung des neuen Stadions selbsttragend werden und können dann auch nicht einfach beliebig Geld ausgeben. In Zürich wurden sie schon lange vernünftig. Es wird aber immer Klubs geben, die weniger vernünftig sind. Damit müssen wir leben.

Deshalb wollten Sie auf 6 Ausländer aufstocken.
Wir vergolden die Spieler bis zum Gehtnichtmehr. Die ganze Liga, inklusive wir. Ich bin überzeugter denn je von dieser Idee und würde die Ausländerbeschränkung sogar komplett abschaffen. So könnten wir die Lohnkosten senken. Ich gebe Ihnen schriftlich: Kein Klub würde mit mehr als sechs Ausländern antreten.

Das ginge auf die Kosten der jungen Spieler.
Hören Sie auf! Das ist Angsthasenzeugs. Schweden kennt keine Begrenzung. Und trotzdem schaffen es 20 bis 25 Spieler pro Jahr in die NHL.

Sie sind mit Ihrem Antrag hochkant gescheitert.
Irgendwann merkt auch der Hinterste und Letzte, dass wir Geld zum Fenster rauswerfen. Ich spreche hier nicht von Spielern wie Simon Moser. Er ist jeden Rappen seines Salärs wert und ein absoluter Topspieler. Aber es gibt solche, die man locker für weniger Geld ersetzen kann. Es ist paradox: Die kleinen Klubs sagen, die Grossen würden sich dann nur Top-Ausländer leisten. Die Grossen sagen: Wieso? Wir leisten uns ja schon alle Nati-Spieler.

Trotzdem müssen Sie einen anderen Weg finden.
Wir haben immer einen Weg gefunden. Andere Teams litten bereits nach einem Meistertitel an einem Meisterblues. Vielleicht brauchen wir diese Saison etwas Zeit. Mehr als 10 Spieler haben auslaufende Verträge. Andere wurden gerade Vater. Vielleicht fehlt derzeit etwas die Konzentration. Es gibt keinen Grund zur Panik.

Was geht Ihnen denn durch den Kopf, wenn Sie sich die Tabelle anschauen?
Ich schaue sie mir im Moment nicht oft an, weil sie nicht wahnsinnig viel Freude bereitet.

Sonst sind Sie der Erste, der murrt, wenn der SCB im Mittelfeld dümpelt.
Nein. Es braucht einfach zwischendurch einen Titel. Zuletzt holten wir ein paar auf Vorrat.

Also sind Sie unbesorgt?
Ich bin nie unbesorgt.

Was ist Ihre grösste Angst?
Ich habe keine Ängste im Zusammenhang mit der Organisation, weil man vieles mit guter Arbeit beeinflussen kann. Aber ich habe Respekt, wenn ich beispielsweise sehe, wie die Jungen E-Sports konsumieren. Ich frage mich, ob die heutige Art von Sportunterhaltung attraktiv bleibt.

Wie meinen Sie das?
Ich weiss nicht, wie es faszinierend sein kann, in einem Saal zu sitzen und Avataren, die auf einem Bildschirm herumflitzen und aufeinander schiessen, zuzuschauen. Die Einschaltquoten im Onlinebusiness sind wahnsinnig. Die Sponsorengelder noch wahnsinniger. Was meinen Sie, weshalb gewähren wir Kindern bis 16 Jahren Gratiseintritt? Es geht weniger um den Respekt vor Lausanne, Biel, Zürich oder Lugano, sondern um die Frage, wie wir die Jungen für Livesport begeistern können. Das sind die Herausforderungen.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
ZSC Lions
ZSC Lions
29
34
61
2
Lausanne HC
Lausanne HC
32
13
61
3
SC Bern
SC Bern
32
21
58
4
HC Davos
HC Davos
33
24
58
5
EHC Kloten
EHC Kloten
33
0
57
6
EV Zug
EV Zug
31
19
49
7
SCL Tigers
SCL Tigers
31
3
45
8
EHC Biel
EHC Biel
31
-1
42
9
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
32
-11
42
10
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
33
-14
42
11
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
32
-21
41
12
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
29
-1
39
13
HC Lugano
HC Lugano
31
-20
39
14
HC Ajoie
HC Ajoie
31
-46
26
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