Blick über die Bande zum Sperren-Chaos
Justiz-Duo ist nicht mehr tragbar

Zuletzt wurden die SCB-Spieler Tristan Scherwey und Justin Krueger für ein Spiel gesperrt. Ein weiteres Mal haben Stéphane Auger und Reto Steinmann versagt.
Publiziert: 30.03.2016 um 11:34 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 07:55 Uhr
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Ex-NHL-Ref und NL-Ankläger Stéphane Auger.
Foto: REUTERS
Stephan Roth

Kennen Sie die Muppet Show? Die amerikanische Puppen-TV-Sendung der 80er Jahre, die zuletzt in einem Kino-Film ihr Revival erlebte? An diese fühle ich mich erinnert, wenn ich die Vorgänge in der Schweizer Eishockey-Justiz betrachte.

Das Duo mit dem Ex-NHL-Schiedsrichter und jetzigen Direktor für Spielsicherheit (Players Safety Officer) Stéphane Auger und Einzelrichter Reto Steinmann ist nur noch komisch. Doch im Gegensatz zu einer Show ist es natürlich nicht wünschenswert, dass die Urteile und Sperren der Hockey-Sheriffs die Lachmuskulatur beanspruchen. Und längst nicht alle in der Szene mögen lachen. Im Gegenteil: Die Direktbeteiligten sind stocksauer.

Auger und Steinmann haben mit ihrem Wirken in den letzten Wochen und Monaten jegliche Autorität und Glaubwürdigkeit und damit das wohl wichtigste Gut eines Gerichts verspielt. «Man weiss ja nie, was kommt», spricht Berns Sportchef Alex Chatelain aus, was viele denken. Doch genau dafür müssten Auger und Steinmann sorgen. Sie müssten dafür sorgen, dass jeder den Tarif kennt und weiss, dass gesundheitsgefährdende Aktionen, vor allem gegen den Kopf, Konsequenzen haben.

Der Anfang: Morant-Attacke ignoriert

Seinen Anfang nahm der Vertrauensverlust, als Zugs Bösewicht Johan Morant im September ungestraft Davos-Stürmer Gregory Sciaroni in den Nacken prügeln durfte. Dann wurde Wiederholungstäter ZSC-Stürmer Fabrice Herzog für seine Checks gegen den Kopf oder Luganos Gregory Hofmann für seine gemeingefährliche Attacke gegen Klotens Patrick von Gunten mit Samthandschuhen angefasst. Und zum Schluss der Quali folgte das sonderbare Urteil gegen Hofmann nach seiner Kollision mit einem Schiedsrichter.

Logisch, dass es dann im erhitzten Klima der Playoffs nicht mehr besser wurde. Erst wurde nicht einmal ein Verfahren eröffnet, als Fribourgs Julien Sprunger dem Genfer Daniel Rubin einen dreifachen Jochbeinbruch zufügte. Dann wurde in der Folge Servette-Stürmer Noah Rod für einen mutwilligen Ellbogenschlag gegen Andrea Glauser lediglich mit einer Sperre belegt. Ein Kompensationsurteil, das den letzten Glauben an die Hockey-Justiz auslöschte. Dazu passte es dann, dass Rod bei nächster Gelegenheit für ein weitaus harmloseres Vergehen gegen Luganos Stefan Ulmer für vier Spiele gesperrt wurde. Verschlimmbessern nennt man das dann.

Wischiwaschi mit Auger und Steinmann

Danach kam noch die Sperre gegen Servettes Florent Douay für ein Dutzendfoul gegen Lugano-Star Linus Klasen und nun gestern die Sperren gegen die Berner Tristan Scherwey und Justin Krueger. Dabei stinkt es zum Himmel, dass sie für ein Spiel gesperrt wurden. Denn: Kommt man zum Beispiel bei Krueger zur Ansicht, dass er den Davoser Marcus Paulsson gezielt gegen den Kopf checkte, ist es ein Witz, wenn man ihm nur eine Sperre gibt.

Aber auch hier wurde ein Wischiwaschi-Urteil gefällt. Und so darf es nicht weitergehen. Das Duo Auger/Steinmann ist nicht mehr tragbar. Klubs und Liga müssen nach der Saison die Muppet Show beenden.

PS. In diesem Text wurden mutwillig längst nicht alle fragwürdigen Urteile aufgelistet.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Lausanne HC
Lausanne HC
31
12
59
2
ZSC Lions
ZSC Lions
28
31
58
3
HC Davos
HC Davos
32
25
58
4
SC Bern
SC Bern
31
18
55
5
EHC Kloten
EHC Kloten
32
-1
54
6
EV Zug
EV Zug
30
20
49
7
SCL Tigers
SCL Tigers
30
4
44
8
EHC Biel
EHC Biel
30
2
42
9
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
32
-11
42
10
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
31
-18
41
11
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
31
-12
39
12
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
28
-3
36
13
HC Lugano
HC Lugano
30
-23
36
14
HC Ajoie
HC Ajoie
30
-44
26
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