Seit 30 Jahren ist der Name Hollenstein in Oerlikon ein Reizwort. Im rauchgeschwängerten alten Hallenstadion musste sich Fige Hollenstein, die Galionsfigur des EHC Kloten, üble Schmährufe anhören. Der heute 52-Jährige konnte es locker wegstecken. Schliesslich gewannen seine Flieger nicht nur fast alle Derbys, sondern auch noch viermal den Meistertitel. Ein Wechsel zum ZSC war damals kein Thema. Schliesslich wäre er einem massiven sportlichen Abstieg gleichgekommen. Der ZSC war damals noch ein Liftklub, der zwischen NLA und NLB auf und ab fuhr.
2002 trat Fige ab. Und bekam bei der Mannschaftspräsentation der Stadtzürcher ein ZSC-Trikot mit der Nummer 24 geschenkt. Die Anfeindungen der Fans hörten aber nicht auf. Auch nicht, als Hollenstein erst als Assistent von Anders Eldebrink und dann als Trainer bei Kloten an der Bande stand.
Doch bald übernahm sein Sohn die Rolle des Feindbilds aus Kloten, der 2009 nach zwei Jahren in der kanadischen Juniorenliga OHL bei Guelph Storm den Durchbruch bei Kloten schaffte. Auch er bekam seinen eigenen Gesang aus der untersten Schublade. Während sein Vater als «A...loch» beschimpft wurde, musste er sich als «Hurensohn» titulieren lassen.
Prügel und Schmährufe im Hallenstadion
Anfangs machte er sich noch nicht als regelmässiger Skorer, sondern als besonders bissiger Stürmer einen Namen. Das führte dazu, dass er gleich zweimal im Hallenstadion Prügel bekam. Im Dezember 2010 drosch Thomas Ziegler wüst auf ihn ein, drei Monate später lieferte sich ZSC-Captain Mathias Seger einen Fight mit ihm. Die Fans johlten vor Begeisterung.
Seit der Aktivzeit seines Vaters haben sich die Kräfteverhältnisse im Zürcher Hockey verschoben. Seit eineinhalb Jahren wird bei Kloten ein Sparkurs gefahren, während die ZSC Lions seit dem Zusammenschluss mit GC vor 20 Jahren unter Walter Frey ein wirtschaftliches und sportliches Schwergewicht geworden ist. Kloten war letztmals 1996 Meister, der Rivale konnte hingegen seither fünfmal feiern. Zuletzt vor drei Jahren – ausgerechnet in Kloten, nach einem 4:0-Sieg in der Finalserie.
Seit in Kloten gespart werden muss, ist ein Wechsel zum ZSC ein Thema. Den bei allem emotionalen Gepäck macht der Transfer Sinn. Schliesslich ist Hollenstein (28) im besten Alter und einer der besten Schweizer Stürmer der Liga. Bereits im vorletzten Sommer gab es einen Flirt. Doch Hollenstein Junior war noch nicht bereit.
Überläufer hatten in Zürich viel Erfolg
Die Frage ist nun: Werden die ZSC-Fans den Mann mit Namen Hollenstein ins Herz schliessen können? Manchen wird es schwer fallen. Doch das dynamische Eishockey, das Denis Hollenstein spielt, hat seinen Charme, dem sich auf Dauer wohl nur wenige verschliessen können.
Hollenstein ist nicht der erste Spieler, der von Kloten zum ZSC wechselt. Und seine Vorgänger als Überläufer waren sehr erfolgreich in Zürich: Marcel Wick, Andreas Zehnder, Martin Kout, Patric Della Rossa, Severin Blindenbacher, Lukas Flüeler, Cyrill Bühler, Domenico Pittis oder Roman Wick.
In Kloten wird Hollenstein hingegen sicher manch bösen Spruch erleiden müssen.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | ZSC Lions | 19 | 19 | 40 | |
2 | HC Davos | 21 | 21 | 40 | |
3 | Lausanne HC | 21 | 8 | 40 | |
4 | SC Bern | 22 | 15 | 36 | |
5 | EHC Kloten | 21 | 2 | 33 | |
6 | EV Zug | 21 | 14 | 33 | |
7 | EHC Biel | 21 | 0 | 32 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 21 | -4 | 31 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 21 | -9 | 27 | |
10 | SCL Tigers | 19 | -3 | 25 | |
11 | HC Lugano | 19 | -13 | 25 | |
12 | HC Ambri-Piotta | 19 | -12 | 24 | |
13 | Genève-Servette HC | 17 | -3 | 22 | |
14 | HC Ajoie | 20 | -35 | 15 |