In einer Blick-Talkshow Anfangs November sprach sich EVZ-CEO Patrick Lengwiler äusserst dezidiert für die Akquise Grégory Hofmanns aus. Das sei ein Spieler, der in entscheidenden Partien die Differenz ausmache, sagte Lengwiler sinngemäss. Das Problem? Hofmann hat in entscheidenden Partien noch nie für den Unterschied gesorgt (mindestens dann nicht, wenn die Intensität internationales Niveau erreichte).
Nicht in Davos, wo er beim letzten Meistertitel wohl präsent war, während der härtesten Phase der Finalserie gegen die ZSC Lions (als der HCD die Schraube deutlich anzog) aber keine Schlüsselrolle mehr spielte. Und auch nicht beim HC Lugano, obwohl er im letzten Frühling 14 Treffer markierte. Als die Tessiner die Tore nämlich am dringendsten brauchten (im entscheidenden Spiel 7 gegen Zürich beispielsweise), fehlte bei Hofmann die Bereitschaft, mit dem Kopf durch die Wand zu gehen.
Robustheit fehlt
Hofmanns Talent? Er ist ein vorzüglicher Läufer, er ist beweglich, explosiv und verfügt über eine bestechende Pass- und Schusstechnik. Was ihm fehlt? Das Durchsetzungsvermögen in der Hitze des Gefechts, der Mut, Tore mit der Brechstange zu erzwingen und die Robustheit, den Puck in hart geführten Zweikämpfen entlang der Bande zu behaupten.
Bei der Weltmeisterschaft in Kopenhagen stand er zu Beginn des Turniers in der Formation mit Enzo Corvi und Nino Niederreiter auf verlorenem Posten, weil er seinen Linienkollegen schlicht und einfach nicht genug Unterstützung bieten konnte, wenn der Puck gegen robuste Abwehrspieler verteidigt oder erobert werden musste. Hofmann kam in Kopenhagen erst auf Touren, als die Mannschaft das Gröbste überstanden hatte und auf Viertelfinalkurs war.
Martschini weist bessere Werte auf
Natürlich ist Hofmann ein grandioser Spieler – im benutzerfreundlichen Umfeld der National League. In der nationalen Spektakelliga mit viel offenen Räumen und wenig harter Gegenwehr, Durchzug in den Couloirs und genug Zeit vor dem Tor ist der Neuenburger ein Torgarant. Aber einen Scharfschützen hat der EVZ längst: Lino Martschini. Der Rechtsschütze schneidet im Quervergleich mit Hofmann gar besser ab: In den letzten fünf Saisons (die laufende inklusive) kommt Martschini auf 98 Tore in 218 Spielen, Hofmann auf 74 Treffer in 205 Partien (ohne Playoffs).
Wahrscheinlich ist es symptomatisch, dass Hofmann beim EVZ einen Vertrag ohne Ausstiegsklausel für die NHL eingegangen ist. Mit seinen Vorzügen müsste er einen Versuch doch mindestens wagen – aber weshalb sollte er das tun, wenn er in der geschützten Werkstatt der National League bequem viel Geld verdienen kann? Für dieses Salär müssten sich vergleichbare Spieler aus den Topnationen Europas mindestens in der KHL durchsetzen.
Auf die NHL verzichten, obwohl die Möglichkeiten gegeben sind? Das kommt garantiert nur einem Schweizer in den Sinn. Wohlstandsverwahrlosung nennt sich das dann. Vielleicht haben sich die Talentspäher im EV Zug aber auch einfach nur von den Zahlen blenden lassen und das Wesentliche übersehen. Aber wer so viel Geld für Hofmann hinblättert, sollte sich nie wieder über hohe Spielerlöhne beschweren.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | ZSC Lions | 19 | 19 | 40 | |
2 | HC Davos | 21 | 21 | 40 | |
3 | Lausanne HC | 21 | 8 | 40 | |
4 | SC Bern | 22 | 15 | 36 | |
5 | EV Zug | 22 | 17 | 36 | |
6 | EHC Kloten | 21 | 2 | 33 | |
7 | EHC Biel | 21 | 0 | 32 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 22 | -7 | 31 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 21 | -9 | 27 | |
10 | SCL Tigers | 19 | -3 | 25 | |
11 | HC Lugano | 19 | -13 | 25 | |
12 | HC Ambri-Piotta | 19 | -12 | 24 | |
13 | Genève-Servette HC | 17 | -3 | 22 | |
14 | HC Ajoie | 20 | -35 | 15 |