Der SC Bern macht mächtig Eindruck. Mit dem Schwung des letzten Frühlings, als sich der SCB im letzten Moment und nur dank der besseren Bilanz aus den direkten Begegnungen auf Kosten der punktgleichen Lausanner für die Playoffs qualifizierte, ehe er als unbelasteter Underdog zum Titel surfte, hat der Meister die Liga derzeit im Griff.
Zwar sind die ZSC Lions in der Tabelle noch einen Punkt vorne. Doch die Zürcher haben auch zwei Spiele mehr auf dem Konto. Zuletzt reihte der Meister sieben Siege aneinander. Seit dem 15. Oktober und dem 0:4 im Derby in Langnau ist der SCB nicht mehr zu stoppen.
Dabei sind die Berner unter Kari Jalonen noch gar nicht am Ende ihrer Entwicklung angelangt.
Der neue Trainer ist genau das richtige Mittel gegen die Selbstzufriedenheit, welche so oft zum Meisterblues führt. Ein neuer Trainer schärft die Sinne der Spieler, stellt eine Herausforderung für sie dar und gibt ihnen die Chance, bestehende Hierarchien im Team zu verändern.
Es dürfte kein Zufall sein, dass das letzte Mal, als eine Mannschaft den Titel verteidigen konnte, ein Trainerwechsel vorangegangen war. Damals hatte Larry Huras bei den ZSC Lions nach dem ersten Meistertitel 2000 Kent Ruhnke ersetzt.
Unter gleichen Umständen holte Jalonen 2004/05 in seiner Heimat bei Kärpät Oulu seinen ersten Titel als Headcoach. 2008 verteidigte der inzwischen 56-Jährige auch einen Titel, den er selbst gewonnen hatte.
Beim SCB 2016/17 kommt hinzu, dass die Meistermannschaft noch verstärkt wurde. Der von Davos gekommene Leonardo Genoni braucht sich bestimmt nicht vor Meister-Goalie Jakub Stepanek, der erst in den Playoffs so richtig überzeugte, zu verstecken. Ausserdem hat man wieder Platz für einen zusätzlichen ausländischen Feldspieler geschaffen.
Topskorer Mark Arcobello hat Meisterschütze Derek Roy mehr als ersetzt, Ryan Lasch konnte den Abgang von Cory Conacher nach der missglückten Verpflichtung von Kris Versteeg kompensieren. Und mit dem Kanadier Maxim Noreau haben die Berner nun einen ausländischen Offensivverteidiger, der Eric Blum entlastet.
Damit bleibt die Frage: Wer soll diesen SCB stoppen? Viele kommen dafür nicht in Frage. Am ehesten ist dies noch den ZSC Lions zuzutrauen, die auch eine positive Bilanz gegen den Meister in dieser Saison (4:2 und 2:3 n.P.) haben. Doch dass sie die Intensität, welche ihnen bei der Viertelfinal-Pleite gegen den SCB im letzten Frühling fehlte, aufs Eis bringen können, haben sie noch nicht regelmässig bewiesen.
Die grössere Hürde könnte da der Druck sein, der diesmal in den Playoffs wieder auf den Bernern lasten wird. Und auf die Hilfe von Mental-Coach Saul Miller kann das Jalonen-Team diesmal nicht zählen. Er arbeitet inzwischen für Zug.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | ZSC Lions | 29 | 34 | 61 | |
2 | Lausanne HC | 32 | 13 | 61 | |
3 | SC Bern | 32 | 21 | 58 | |
4 | HC Davos | 33 | 24 | 58 | |
5 | EHC Kloten | 33 | 0 | 57 | |
6 | EV Zug | 31 | 19 | 49 | |
7 | SCL Tigers | 31 | 3 | 45 | |
8 | EHC Biel | 31 | -1 | 42 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 32 | -11 | 42 | |
10 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 33 | -14 | 42 | |
11 | HC Ambri-Piotta | 32 | -21 | 41 | |
12 | Genève-Servette HC | 29 | -1 | 39 | |
13 | HC Lugano | 31 | -20 | 39 | |
14 | HC Ajoie | 31 | -46 | 26 |