Es ist nur das letzte Glied in einer wahren Fehlerkette des Kontroll- und Justizapparats von Swiss Ice Hockey: Der Check von SCB-Verteidiger Beat Gerber am letzten Dienstag gegen den Kopf von Lugano-Stürmer Grégory Hofmann. Schon die Schiedsrichter Eichmann und Stricker schleichen sich aus der Verantwortung und bestrafen die Aktion mit zwei Minuten wegen Behinderung. Behinderung, obwohl Hofmann in Puckbesitz war.
Viel schwerwiegender ist das folgende Versagen des Justizapparats mit dem Offiziellen für Spielersicherheit (!) Stéphane Auger sowie den Schiedsrichter-Bossen Brent Reiber (Technik) und Beat Kaufmann (Manager, Kommunikation).
Zwei Fehler, ein korrektes Ergebnis?
Brent Reiber verzichtete wie Auger aus unerfindlichen Gründen darauf, ein Verfahren gegen den SCB-Spieler einzuleiten. Beat Kaufmann sagte dazu im Tessiner Fernsehen, Lugano habe sich damals bei Petterssons regeldwidrigem Penalty in Zug nicht beklagt, dann solle man dies hier auch nicht tun. Wie bitte? Wie in der Causa Noah Rod werden zwei unabhängige Fälle miteinander vermischt. Der Genfer Stürmer war für eine Tätlichkeit (Ellbogenschlag gegen Fribours Glauser) mit nur einer Sperre bestraft worden, bei nächster Gelegenheit (harmloser Check gegen Luganos Ulmer) aber mit vier. Anlass für Rods Austicker gegen Glauser war ein Fehlurteil der Liga im Fall von Julien Sprunger, der Servette-Stürmer Rubin ungestraft gegen den Kopf gecheckt hatte.
Im Bewusstsein der National League summieren sich zwei Fehler also in einem korrekten Ergebnis.
Gerbers Attacke muss geahndet werden
Bern und Lugano haben sich darauf geeinigt, während der Finalserie auf Eingaben zu verzichten. Das heisst: Kein Video-Playoff neben dem Eis. Ein Vorteil ist das nur für Bern. Seit die Untersuchung gegen Liga-Boss Ueli Schwarz (Fall Scherwey, Beeinflussung von Einzelrichter Steinmann, Verstoss gegen das Prinzip der Gewaltentrennung) eingeleitet wurde, könnte sich die National League zieren, ein Verfahren gegen den mächtigen Grossklub einzuleiten.
Gerbers Check gegen Hofmann war aus neutraler Sicht nur etwas: Ein Check gegen den Kopf eines Gegenspielers, der keine Chance hatte, sich auf die Attacke vorzubereiten. Eine Attacke, die zwingend eine Untersuchung der Liga-Justiz nach sich ziehen müsste. Und im Sinn der Unfallprävention und der Reinigung des Spiels mit Sperren geahndet werden muss.
Eine klare Linie existiert nicht
Das Rating des NL-Justizsystems erreicht mittlerweile Ramschniveau. Eine klare Linie existiert längst nicht mehr, die Schiedsrichter zieren sich, Verantwortung zu übernehmen und schieben diese an die Abteilung für Spielersicherheit ab. Und dann beginnen die Probleme erst richtig: Stéphane Auger und Brent Reiber verfügen offensichtlich nicht über die Kompetenz, eine stringente Anwendung des Regelwerks zu garantieren. Ob und wann ein Verfahren eingeleitet wird, scheint vollkommen beliebig.
Etwas salopp könnte man das aktuelle Verhältnis zwischen Spielern und Richtern in der NLA etwa so beschreiben: Löwen, geführt von Eseln.
Einzelrichter Reto Steinmann ist in diesem Fall übrigens vollkommen unschuldig: er kommt erst dann zum Einsatz, wenn ein Verfahren eingeleitet wurde.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | ZSC Lions | 29 | 34 | 61 | |
2 | Lausanne HC | 32 | 13 | 61 | |
3 | SC Bern | 32 | 21 | 58 | |
4 | HC Davos | 33 | 24 | 58 | |
5 | EHC Kloten | 33 | 0 | 57 | |
6 | EV Zug | 31 | 19 | 49 | |
7 | SCL Tigers | 31 | 3 | 45 | |
8 | EHC Biel | 31 | -1 | 42 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 32 | -11 | 42 | |
10 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 33 | -14 | 42 | |
11 | HC Ambri-Piotta | 32 | -21 | 41 | |
12 | Genève-Servette HC | 29 | -1 | 39 | |
13 | HC Lugano | 31 | -20 | 39 | |
14 | HC Ajoie | 31 | -46 | 26 |