BLICK-Reporter wagt den Selbstversuch
So schwer ist der Job als Hockey-Kommentator

Alle hören ihn, alle glauben, sie könnten es besser: Den Job des Live-Kommentars im Fernsehen. Dabei ist er die TV-Königsdisziplin. BLICK macht den Selbstversuch: So schwierig ist kommentieren wirklich.
Publiziert: 21.12.2017 um 13:58 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 14:05 Uhr
BLICK-Reporter wagt Selbstversuch als Hockey-Kommentator
2:35
Alle hören ihn, alle glauben, sie könnten es besser:BLICK-Reporter wagt Selbstversuch als Hockey-Kommentator
Emanuel Gisi

Wenn SRF-Mann Sascha Ruefer am Mikrofon durchdreht, dann tun es ihm manchmal mehr als eine Million Schweizer gleich. Die einen aus Euphorie, die anderen, weil sich ihnen beim Penalty-Urschrei «Rrrrrrricardo Rrrrrodriguez» gerade die Zehennägel aufgerollt haben. Denn Ruefer tut, was die TV-Zuschauer auf dem Sofa besser zu können glauben, vor allem nach dem dritten Bier: Er kommentiert Sport-Events.

Aber ist Kommentieren wirklich so ein Kinderspiel? Zeit für den Selbstversuch! Beim Berner Hockey-Derby SCB – Langnau wage ich mich ans Mikrofon.

Zur Vorbereitung ein Anruf bei Beni Thurnheer. «Live-Kommentar, das ist die Königsdisziplin», sagt die TV-Legende. «Du sollst nicht zu viel reden, aber auch nicht nichts sagen. Und du sollst nicht sagen, was die Zuschauer eh selber sehen. Das Gute im Hockey: Es geht schnell. Da bleibt dir gar nicht so viel Zeit zum schwafeln.»

Randegger oder Rüegsegger?

Tatsächlich: Schon vor dem Spiel in der Berner Arena gehts Schlag auf Schlag. Während jeweils 15 Sekunden werden zwei Berner und zwei Langnauer gezeigt. Meine Aufgabe: Zu jedem etwas Vernünftiges sagen – bevor der nächste im Bild ist. Dann die Aufstellungen: Wie heisst der Langnauer Viertlinien-Stürmer jetzt, der diese Woche gesperrt ist? Randegger oder Rüegsegger? Schon vorbei, das Spiel läuft.

«Wenn du ein As aus dem Ärmel ziehen willst, musst du vorher eins reingesteckt haben», hat Thurnheer gesagt. Im zweiten Drittel wäre ich längst mit einem hundskommunen Bauern zufrieden, als es vor dem Langnauer Tor brennt und mir neben einem prägnanten «Ui!» nichts Konstruktives einfällt, ausser die Silben des Namens Arcobello wild durcheinanderzuwirbeln. Es geht so schnell – und das Fiese: Es gibt keinen Pausenknopf. Es ist ja alles live. Kommentieren ist ein bisschen wie die Fahrt im Wildwasser-Kajak. Es passiert dauernd etwas, nur wo als nächstes, das weiss man nicht genau. Und es hört nie auf, egal wie grob der Schnitzer war. Man muss weiterplappern, denn das Spiel läuft weiter.

«Klingt wie in den Verkehrsnachrichten»

Thomas Rottmeier, Chef-Kommentator beim Bezahlsender Mysports, hört sich meine Tonspur danach an. «Ein bisschen ruhig», findet er. «Das kann natürlich ein Stilmittel sein. Aber wenn es drunter und drüber geht, dürfte man das dem Mann am Mikro schon anhören.» Als Langnau im letzten Drittel gegen den grossen Favoriten das Spiel dreht, lasse ich mich nicht aus der Reserve locken. Rottmeier: «Das klingt ein bisschen wie in den Verkehrsnachrichten: Stau auf der A1.»

Sicher ist also: Ich bin kein Ruefer. Und ich werde mich nie mehr über den Kommentator beklagen. Zumindest nicht vor dem vierten Bier.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
ZSC Lions
ZSC Lions
19
19
40
2
HC Davos
HC Davos
21
21
40
3
Lausanne HC
Lausanne HC
21
8
40
4
SC Bern
SC Bern
22
15
36
5
EHC Kloten
EHC Kloten
21
2
33
6
EV Zug
EV Zug
21
14
33
7
EHC Biel
EHC Biel
21
0
32
8
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
21
-4
31
9
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
21
-9
27
10
SCL Tigers
SCL Tigers
19
-3
25
11
HC Lugano
HC Lugano
19
-13
25
12
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
19
-12
24
13
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
17
-3
22
14
HC Ajoie
HC Ajoie
20
-35
15
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