Frisch geduscht verlassen die ersten Spieler das Stadion. Janis Jérôme Moser aber feilt weiter an der Schusstechnik, drescht Puck um Puck Richtung Tor. «Hol ihn vom Eis», ruft Beat Forster Pascal Stoller zu. «Vergiss es!», kontert der Materialchef. «Mösu bringst du nicht runter.» Erst als die Eismaschine auffährt, macht sich Moser auf den Weg in die Kabine.
Dass der Bieler Shootingstar (+11) hinter dem gestandenen Zuger Lino Martschini (+12) die zweitbeste Plus/Minus-Bilanz aufweist, sei zwar schön: «Doch das hilft mir nichts», sagt der Verteidiger, der überhaupt nicht dem gängigen Klischee von Teenagern entspricht, die sich ihre Freizeit mit Videospielen vertreiben und die ständig auf ihr Smartphone starren.
Schlechtes Gewissen wegen Instagram
«Früher rief ich vor dem Schlafengehen Instagram auf. Am anderen Morgen hatte ich ein schlechtes Gewissen, weil ich eine Stunde Schlaf einbüsste. Und wofür? Um sich Videos anzuschauen, die doch nichts bringen.»
Lieber lese er Bücher. «Ich mag Psychologie. Mich interessiert, wie Mensch und Hirn funktionieren.» Hin und wieder tadle er auch seinen zwei Jahre jüngeren Bruder. «Die Jungs in seinem Alter sind noch schlimmer, spielen ständig Fortnite», erzählt der 18-Jährige.
Mosers Ziel? «Ich will die Jungen vom Handy wegbringen.» Deshalb gründete er mit seinem Bruder eine Sportgruppe. Jeweils am Samstag können sich Jugendliche in Mosers Wohnort Safnern im Seeland bei diversen sportlichen Aktivitäten austoben. Doch nicht nur das unterscheidet Moser, der erst in der siebten Klasse ein Smartphone erhielt, von anderen Teenagern.
Moser bat in der Kabine Gott um Hilfe
Dass auf seinem Stock «Moses» statt «Moser» steht, ist kein Zufall. «Kollegen nannten mich so. Vor allem aber ist es ein Zeichen für den Glauben an Gott. Ich lese auch die Bibel», sagt der Verteidiger. Dabei gehe es jedoch nicht um Religion. «Für mich spielt nur die Beziehung zu Gott eine Rolle. Religionen lösen meistens Streit oder Krieg aus.»
Der 18-Jährige fand stets Gefallen am Kirchenunterricht. «Zudem gab es persönliche Erlebnisse, die mir das Gefühl gaben, dass es Gott gibt und dass er mir hilft.» Moser erinnert sich an die U14-Meisterschaft, als sein Team die gesamte Saison dominierte, auch im Final gegen Zürich besser war, jedoch 1:4 zurücklag. «In der Pause bat ich Gott um Hilfe. Nachher schossen wir in 15 Minuten sechs Tore. Da wusste ich: Das war kein Zufall.»
«JJ», der eine Kette mit Kreuzanhänger trägt, ist kein regelmässiger Kirchengänger, besucht aber auf Reisen gerne Gotteshäuser und zündet dann auch eine Kerze an. «Ich bete zuhause oder im Flugzeug, damit wir heil ankommen.»
Angst vor dem Fussball-Trainer
Begonnen hat der Teenager einst mit Fussball. «Ich war vier oder fünf Jahre jung, als ich einem Trainer versehentlich auf die Füsse stand. Er stellte was dar, war gross und fest – und wurde ziemlich laut. Ich bekam Angst und wollte etwas Neues ausprobieren.»
In sämtlichen Teams gehörte Moser zu den Leichtgewichten. Aktuell wiegt er bei einer Körpergrösse von 182 Zentimeter 72 Kilo. Vor einem Jahr waren es noch 66. Der Verteidiger, der die Sporthandelsschule absolviert, vertraut auf die Hilfe eines Ernährungsberaters. «Ich nehme täglich fünf bis sechs Eiweissportionen zu mir, esse auch mehr Kohlenhydrate.»
Mosers Zukunft in Biel
Trotz diversen Angeboten kam für ihn ein Wechsel in die kanadische Juniorenliga nicht infrage. «Was will ich am Ende der Welt, wenn ich in Biel alles habe, um mich weiterentwickeln zu können», fragt er rhetorisch. «Hier kann ich bei der Familie wohnen. Meine Mutter kocht. Ich kann mich bloss hinsetzen und verschwende nicht noch unnötig Energie für den Haushalt.»
Die Bieler freuts. Sie haben Moser unlängst mit einem Profivertrag ausgestattet.
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Ein Kommentar von BLICK-Eishockey-Chef Stephan Roth
Auf dem Eis hat der Biel-Verteidiger mit seinen abgeklärten Auftritten schon manchen Beobachter überrascht. Doch nun lässt Janis Jérôme Moser auch neben dem Rink aufhorchen. Ein Teenager, der nicht pausenlos am Handy klebt und gar Kids zum Sport animiert? Ja, das gibt es. Wunderbar. Doch Moser ist eine Ausnahme.
Junioren-Verantwortliche beissen sich zuweilen an der heutigen Generation die Zähne aus. Wie bringt man die Jungen weg vom Sofa und holt sie von der virtuellen raus in die reale Welt? E-Sports und Social Media sind zur direkten Konkurrenz für die Sportklubs geworden – Tendenz steigend.
Auch das Innenleben von Mannschaften hat sich durch Smartphones, Instagram, Facebook, Snapchat, Netflix, Fortnite, Grand Theft Auto & Co stark verändert. Vor einigen Jahren wurden die Abende regelmässig gemeinsam verbracht. Inzwischen gehen Teamkollegen nach der Arbeit auf dem Eis meist eigene Wege – die virtuelle Welt ruft.
Das mag gut für die Leberwerte sein, macht es aber schwieriger, jenen Kitt in einer Mannschaft hinzukriegen, der für den Erfolg unerlässlich ist.Es bringt nichts, der Vergangenheit nachzutrauern, zu glauben, dass früher alles besser war, und über die Jungen den Kopf zu schütteln.
Am Ende haben wir es immer noch mit realen Menschen zu tun, deren Grundbedürfnisse die gleichen geblieben sind. Man muss sich nur Mühe geben, einen Zugang zu finden. Auch wenn das manchmal schwierig ist
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | ZSC Lions | 19 | 19 | 40 | |
2 | HC Davos | 21 | 21 | 40 | |
3 | Lausanne HC | 21 | 8 | 40 | |
4 | SC Bern | 22 | 15 | 36 | |
5 | EV Zug | 22 | 17 | 36 | |
6 | EHC Kloten | 21 | 2 | 33 | |
7 | EHC Biel | 21 | 0 | 32 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 22 | -7 | 31 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 21 | -9 | 27 | |
10 | SCL Tigers | 19 | -3 | 25 | |
11 | HC Lugano | 19 | -13 | 25 | |
12 | HC Ambri-Piotta | 19 | -12 | 24 | |
13 | Genève-Servette HC | 17 | -3 | 22 | |
14 | HC Ajoie | 20 | -35 | 15 |