Die Lage am Strich ist prickelnd, der neutrale Hockey-Fan reibt sich die Hände. Der amtierende Meister Bern droht die Playoffs zu verpassen, rutscht nur noch rein wenn er in Lausanne siegt und Lugano verliert. Pikant: Ausgerechnet Ambri kann dem verhassten Lugano im Direktduell heute Abend die Playoff-Quali vermiesen. Zudem verkommt wegen dem fortschreitenden Coronavirus auch die letzte Runde zur Geisterrunde. So viel Brisanz hat die Hockey-Schweiz noch selten gesehen!
Zittern in Bern
Der amtierende Meister Bern droht die Playoffs also tatsächlich zu verpassen. Der SCB muss heute Abend in jedem Fall zwei Punkte mehr einfahren als der HC Lugano. Dies, weil die Mutzen am Freitag gegen Fribourg einen Punkt liegen lassen und Lugano in Rappi den Dreier einfährt. Hadern in Bern? SCB.CEO Marc Lüthi zu BLICK: «Es ist, wie es ist. Wir gehen jetzt nach Lausanne, haben die allerletzte Chancen und hoffen das Lugano verliert.»
Oder gehts mit Hilfe von oben? SCB-Stürmer Rüfenacht: «Vielleicht gehe ich noch in die Kirche, um eine Kerze anzuzünden». Und Trainer und Ex-Ambri-Coach Hans Kossmann: «Wenn wir die Playoffs noch erreichen, singe ich vielleicht in der Kabine La Montanara.» In der Hauptstadt ist man heute also Ambri-Fan.
Ambri ist heiss
Kein Leventiner, der heute Abend nicht geladen ist. Offen anmerken lassen wollen es sich die HCAP-Spieler nicht. Aber wer mit den Akteuren nach dem 3:0-Sieg vom Freitag gegen Davos über das anstehende Tessiner Derby spricht, merkt schnell: Die sind heiss.
Marco Müller huscht ein kurzes Lächeln übers Gesicht, dann meint er professionell: «Aus meiner Sicht sollte uns egal sein, ob Lugano in die Playoffs kommt oder nicht. Wir müssen uns auf unser Spiel konzentrieren und die Punkte einfahren. Jeder Zähler ist wichtig, auch für uns geht die Saison noch weiter.»
Nur auf sich selbst konzentrieren. Müller betont es immer wieder. Doch kurz nach dem Interview fällt in einem Gespräch unter den Spielern dann doch noch der erwartete Satz: «Jungs, habt ihr gesehen? Am Samstag wirds richtig heiss, aber nicht nur für uns.» Lugano erwartet ein Kampf.
Wieder Geisterspiele
Ein Kampf, mit einem grossen Nachteil für alle Teams. Auch heute sind in der Schweiz keine Zuschauer zugelassen. SCB-Lüthi blickt noch einmal auf Freitag zurück, als der Strichkampf-Hit Bern-Fribourg live auf Blick TV zu sehen war: «Wir wollten sicher stellen, dass alle Fans das Spiel sehen können. Gratis. Das ist uns gelungen.»
Von den leeren Rängen will sich Ambri-Müller aber nicht beeinflussen lassen. «Natürlich ist es schade, aber da können wir nichts dagegen machen. Wir müssen am Schluss unser Spiel aufs Eis bringen. Das Ziel ist natürlich ganz klar ein Sieg.»
Und die Geschichte mit dem Kantonsrivalen? Aus den Köpfen ist sie bei den Leventinern jedenfalls nicht. Als ein Ambri-Spieler mit zwei Taschen das Stadion verlässt, huscht ihm bei den Journalisten noch über die Lippen: «Naja, das mit Lugano... Klar spielen wir um den Sieg. Aber cool wäre es irgendwie halt schon.» (A.R./zis)
Die Playoff-Rechnung:
- Bern kommt in die Playoffs, wenn es heute min. zwei Punkte mehr als Lugano holt.
- Lugano kommt in die Playoffs, wenn es gegen Ambri gewinnt – oder der SCB gegen Lausanne min. zwei Punkte liegen lässt.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | ZSC Lions | 19 | 19 | 40 | |
2 | HC Davos | 21 | 21 | 40 | |
3 | Lausanne HC | 21 | 8 | 40 | |
4 | SC Bern | 22 | 15 | 36 | |
5 | EHC Kloten | 21 | 2 | 33 | |
6 | EV Zug | 21 | 14 | 33 | |
7 | EHC Biel | 21 | 0 | 32 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 21 | -4 | 31 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 21 | -9 | 27 | |
10 | SCL Tigers | 19 | -3 | 25 | |
11 | HC Lugano | 19 | -13 | 25 | |
12 | HC Ambri-Piotta | 19 | -12 | 24 | |
13 | Genève-Servette HC | 17 | -3 | 22 | |
14 | HC Ajoie | 20 | -35 | 15 |