Dan wer? Tangnes? Diese Reaktion konnte man niemandem verübeln, der im letzten Frühjahr den Namen des neuen EVZ- Trainers erstmals gehört hat. Ein Norweger, bei seiner Anstellung erst 39 Jahre alt.
Zehn Monate später will die Hockey-Schweiz unbedingt und alles wissen über jenen Mann, der die Mentalität der Zuger nachhaltig verändern kann und dafür schon sein viel zitiertes, solides Fundament gebaut hat.
Der EVZ ist mit einem diskussionslosen 4:0 im Viertelfinal gegen Lugano in den Halbfinal eingezogen. Schon in der Quali musste er Widrigkeiten trotzen, weil immer wieder ein Ausländer verletzt ausgefallen war oder sich ein Söldner (Viktor Stalberg) in die KHL abgesetzt hatte. Zug gewann dank wilder Entschlossenheit den Schweizer Cup.
Die Weiterentwicklung der Spieler. Für Tangnes hat sie Priorität. «Dabei macht es für mich keinen Unterschied, ob einer 16 oder 36 Jahre alt ist», sagt der Norweger. Ein aufstrebender Sven Leuenberger (20) ist für Tangnes im Mannschaftsgebilde gleich wertvoll wie Captain Raphael Diaz (33). Beide tragen ihre Verantwortung. «Wenn man sich der Entwicklung der Spieler verschrieben hat, bedeutet das nicht, dass damit die Gewinnchancen wegfallen», so Tangnes. Der EVZ-Trainer liefert mit diesem Team den Beweis dafür.
Und sieht sich dabei selbst einfach als eines der zahlreichen Puzzleteile, die passend zusammengefügt ein grosses Ganzes ergeben. «Mein Job ist es, das Team auf Kurs zu halten.» Dabei fördert er die Winner-Mentalität: «Egal welches Line-up am Start ist, wir sind hier, um zu gewinnen.» So gibt es in jeder der vier Linien Spieler, die ein Duell entscheiden und in die Bresche springen können.
Tangnes hat ein System von seinem vorherigen Trainer-Job beim SHL-Team Linköping (Sd) mitgebracht, bei dem alle fünf Spieler aktiv und tief in die Offensive gehen und dabei immer in Bewegung sind. «Alles auf dem Eis hängt zusammen.» Für diese intensive Spielweise braucht es immer vier Linien. Angesprochen auf sein Offensiv-Hockey sagte der 40-Jährige auch mal, dass es sich einfach um eine andere Betrachtungsweise der Defensive handle.
Harte Zeiten in Schweden
Der EVZ kann diese Saison den Titel gewinnen. Ein Meilenstein ist der Halbfinaleinzug für den Klub somit nicht. Aber ein kleiner zumindest für den Trainer: Denn erstmals in seiner Karriere hat Tangnes eine Playoff-Viertelfinalserie gewonnen. «Ich war immer zuversichtlich, dass meine Zeit noch kommen wird. Ich habe nicht daran gezweifelt, dass ich erfolgreich sein kann. Denn ich habe aus den harten Zeiten gelernt.»
Harte Zeiten? In seinem ersten Trainer-Amt bei Rögle BK lernte er Sonnen- und Schattenseiten des Geschäfts im Schnelldurchlauf kennen: Innert zwei Jahren (2011 bis 2013) erlebte Tangnes den Aufstieg in die höchste schwedische Liga SHL, die Degradierung vom Headcoach zum Assistenztrainer, den Wiederabstieg – und die Entlassung. «Jede Erfahrung macht dich als Trainer besser. Und im Leben bringt es dich als Mensch weiter. Man reflektiert.»
Der Mensch hinter dem Trainer war es auch, den EVZ-Sportchef Reto Kläy (40) interessiert und wahrgenommen hat. Denn Sozialkompetenz ist für ihn so wichtig wie Fachkompetenz, die beschriebenen Fakten beeinflussten ihn nicht, «bei Dan hatte ich ein gutes Bauchgefühl».
Die langjährigen Teamstützen Raphael Diaz (33) und Fabian Schnyder (33) attestieren Tangnes respektvollen und interessierten Umgang mit allen Spielern sowie eine ausgeprägte Detailorientiertheit.
Und Tangnes selbst? «Stimmt, ich bin detailversessen. Und ich gebe immer hundert Prozent von mir, um meine Message rüberzubringen.» Er hoffe aber, dass man auch seine menschliche und humorvolle Seite wahrnehme. Das tut man: Als Tangnes während eines Heimspiels in der Kiss-Cam des Stadions eingeblendet wird, küsst er seinen Assistenten Josh Holden (41) auf den Kopf. «Ich liebe, was ich tue», so Tangnes, «ich habe den besten Job der Welt.»
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | HC Davos | 22 | 24 | 43 | |
2 | Lausanne HC | 22 | 9 | 42 | |
3 | ZSC Lions | 20 | 18 | 40 | |
4 | EV Zug | 23 | 18 | 38 | |
5 | EHC Kloten | 22 | 3 | 36 | |
6 | SC Bern | 23 | 12 | 36 | |
7 | EHC Biel | 22 | -1 | 33 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 23 | -8 | 31 | |
9 | HC Lugano | 20 | -11 | 28 | |
10 | HC Fribourg-Gottéron | 22 | -10 | 28 | |
11 | SCL Tigers | 20 | -4 | 26 | |
12 | Genève-Servette HC | 18 | -2 | 24 | |
13 | HC Ambri-Piotta | 20 | -14 | 24 | |
14 | HC Ajoie | 21 | -34 | 18 |