Toni Bürgler war in jungen Jahren ein kompromissloser Vollgas-Typ. 1981 feierte der Schwyzer mit dem Triumph bei der Lauberhorn-Abfahrt seinen grössten Erfolg als Skirennfahrer. Jetzt sitzt der mittlerweile 67-Jährige auf der Tribüne der Gotthard-Arena. Während er die Trainingseinheit des HC Ambri-Piotta beobachtet, muss der einstige Weltklasse-Abfahrer eingestehen, dass ihm alles zu schnell geht: «Die Burschen machen Übungen, bei denen mir beim Zuschauen regelrecht schwindlig wird!»
Dann streckt Bürgler seinen Zeigefinger in Richtung des Spielers mit der Nummer 87 aus, welcher in seiner Karriere schon unzählige Gegenspieler schwindlig gespielt hat – Tonis Sohn Dario. Am Freitag wird der Flügelstürmer zwei Tage nach seinem 37. Geburtstag gegen die Rapperswil-Jona Lakers als 16. Spieler in der National-League-Geschichte sein 1000. Spiel bestreiten. 270 Tore hat der Rechtsschütze bis jetzt auf höchster Stufe erzielt.
Der Vater des legendären One-Timers
Das überraschende Geständnis vom Papa: «Wenn ich im Stadion war, hat Dario keine einzige Kiste erzielt!» Der Junior schüttelt ungläubig den Kopf: «Sehr wahrscheinlich hast du das eine oder andere Tor, das ich vor deinen Augen erzielt habe, einfach vergessen.»
Toni liefert jedoch den Beweis, dass sein Gedächtnis einwandfrei funktioniert: «Ich habe zusammen mit deiner Grossmutter auf der Tribüne der Eishalle in Seewen gesessen, als du in einem Bambini-Spiel ein prächtiges Tor erzielt hast – dummerweise war das aber ein Eigengoal, weil du als damals fünfjähriger Knirps offenbar nicht bemerkt hast, dass der Schiedsrichter kurz davor das Signal zum Seitenwechsel gegeben hat. Aber im Profibereich habe ich tatsächlich noch nie ein Tor von dir live im Stadion gesehen.» Zu seiner Verteidigung ergänzt Toni Bürgler: «Ich bin nur selten live dabei, weil ich viel zu nervös bin, wenn Dario spielt.»
Im selben Atemzug macht der Senior klar, dass er dazu beigetragen hat, dass sein Sprössling besonders viele Tore per «One-Timer» erzielt hat: «Als Dario ein Bub war, habe ich ihm zu Hause fürs Schusstraining eine Kunststoffplatte im Rasen installiert. Danach habe ich ihm immer und immer wieder von der Seite die Pucks zugeworfen, Dario schoss sie per Direktabnahme aufs Tor, das wir vor der ‹Holzbeige› aufgebaut haben. Dummerweise ist der eine oder andere Puck in der Aussenisolation der Hauswand klebengeblieben.»
«Das hat er von der Mutter geerbt»
Aber warum hat der Abfahrts-Altmeister nie ernsthaft versucht, aus seinem Sohn einen Skirennfahrer zu machen? «Es war früh erkennbar, dass Dario zu ‹gstabig› auf den Ski steht. Zudem war mir schnell klar, wohin sein Weg führen würde, wenn Dario beim freien Eislauf in Seewen stundenlang mit leuchtenden Augen dem Puck hinterherrannte.»
Der Junior nickt und ergänzt: «Für eine Karriere als Abfahrer hätte mir zudem eine Portion Furchtlosigkeit gefehlt.» Nun gibt es einige renommierte Hockey-Experten, die immer wieder daran erinnern, dass Dario Bürgler in gewissen Situationen auch auf dem Eis zu wenig böse agiert habe. «Arno del Curto hat mir einmal gesagt, dass Dario für die dreckigen Spielsituationen zu wenig vom Vater und zu viel von der Mutter geerbt habe. Arno hat recht, Dario ist kein blinder Haudegen. Er hat die Ruhe und das Filigrane von seiner Mutter», ist Toni überzeugt.
Toni Bürgler ist überzeugt: «Wenn er die kompromisslose Härte eines Dino Wieser verkörpern würde, hätte Dario den Sprung in die NHL geschafft.» Es ist einer der seltenen Momente, in denen Dario seinem Papa widerspricht: «Für eine Karriere in der NHL haben mir sehr wahrscheinlich neben der Härte noch ein paar andere Eigenschaften gefehlt.»
Eindrückliches Palmares
Dario Bürgler darf aber auch ohne NHL-Karriere mit sehr viel stolz sein sportliches Lebenswerk betrachten: Nach einem eindrücklichen NLA-Debüt in Zug wurde er mit dem HC Davos zweimal Schweizer Meister (2009/2011), in der Saison 2012/13 avancierte er mit 47 Punkten zum HCD-Topskorer und gehörte im selben Jahr zum Schweizer Nati-Kader, welches bei der WM in Schweden Vize-Weltmeister wurde. Von 2016 bis 2021 war der von den Tifosi als «Super Dario» verehrte Goalgetter einer der grossen Leistungsträger beim HC Lugano, mit dem Kantonsrivalen Ambri hatte Bürgler 2022 den Spengler-Cup gewonnen.
Und weil sein Vertrag in der Leventina kürzlich bis 2026 verlängert wurde, wird Vater Toni genügend Gelegenheiten bekommen, damit der doch noch ein Live-Tor von seinem Musterknaben sehen kann.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | Lausanne HC | 31 | 12 | 59 | |
2 | ZSC Lions | 28 | 31 | 58 | |
3 | HC Davos | 32 | 25 | 58 | |
4 | SC Bern | 31 | 18 | 55 | |
5 | EHC Kloten | 32 | -1 | 54 | |
6 | EV Zug | 30 | 20 | 49 | |
7 | SCL Tigers | 30 | 4 | 44 | |
8 | EHC Biel | 30 | 2 | 42 | |
9 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 32 | -11 | 42 | |
10 | HC Ambri-Piotta | 31 | -18 | 41 | |
11 | HC Fribourg-Gottéron | 31 | -12 | 39 | |
12 | Genève-Servette HC | 28 | -3 | 36 | |
13 | HC Lugano | 30 | -23 | 36 | |
14 | HC Ajoie | 30 | -44 | 26 |