Wo Carlos Varela war, wurde es nie langweilig. 99 Gelbe Karten und zehn Platzverweise in 18 Super-League-Saisons bei Servette, Basel, Aarau, YB und Xamax zeugen neben 50 Toren davon.
Legendär ist auch sein Ausbruch während eines Radio-Interviews 2008 bei YB, als der Hitzkopf dem jubelnden FCB-Youngster Valentin Stocker nachrief: «Heb de Schlitte, du huere Schissdrägg, du!»
Inzwischen ist die ehemalige Flügelrakete 42 Jahre alt und Scout bei seinem Stammklub Servette. Nicht draussen in den Stadien, aber zu Hause arbeite er derzeit täglich acht, neun Stunden.
«In den USA war es wie für ein Kind in Disney World»
Und doch fehlt ihm etwas: «Ich bin ein Sport-Fanatiker.» Und derzeit auf Entzug. Denn bei Normalbetrieb ist er nicht nur beruflich als Scout, sondern in seiner Freizeit auch als Manager von Fantasy-Sport-Teams tätig. Und hat dabei auch im Eishockey ein gutes Händchen, was das Fussball-Magazin «Zwölf» zum originellen Titel «Heb de Schlittschueh» inspirierte.
Auf den Geschmack kam er vor zehn Jahren, als er bei D.C. United in Washington spielte. «In den USA war es für mich wie für ein Kind in Disney World.» Jeden zweiten Tag war er im Stadion. Einmal NHL, dann NBA oder NFL. Und in der Kabine sprachen die Teamkollegen ständig von ihren Football-Fantasy-Teams.
59 Millionen spielen in Nordamerika
Dabei stellen Fans virtuelle Mannschaften aus realen Spielern zusammenstellen, die dann aufgrund von statistischen Werten Punkte sammeln. Dabei gibt es nicht nur eine Gesamttabelle, sondern auch Ligen unter Freunden. 2017 spielten gemäss einer Studie 59 Millionen Nordamerikaner in Fantasy-Ligen mit.
Seit zehn Jahren sind auch Varela und seine Kollegen dabei. Jährlich reisen sie auch zu einem NFL-Spiel nach London. Die Superbowl ist für sie «der traurigste Tag des Jahres», weil dann die NFL-Saison endet.
Inzwischen spielt der Genfer mit spanischen Wurzeln aber nicht nur in drei Fantasy-Football-Ligen, sondern hat auch virtuelle Teams in der Premier League, wo es 7,5 Millionen Teilnehmer (davon über 17'000 aus der Schweiz) gibt, der Bundesliga sowie beim Hockeymanager in der Schweiz. Überall mit Erfolg. «Ausser in der NFL lag ich in allen meinen Ligen vorne.»
Bereits im zweiten Jahr in Folge war er beim Hockeymanager, bei dem fast 13'000 Teams registriert sind, im Gesamtklassement in den Topten platziert.
Varela überlässt nichts dem Zufall
Dabei wählt man ein Team mit den Goalies von zwei Klubs, acht Verteidigern und 12 Stürmern. In jeder Runde stellt man drei Blöcke auf, die dann auf Punktejagd gehen. Fünfmal pro Saison sind Transfers möglich.
Varela überlässt dabei nichts dem Zufall, investiert viel Zeit in sein Hobby. Als Fussball-Profi hat er viele Hockey-Spieler kennengelernt. Und im letzten Sommer in den Ferien in Südfrankreich auch HCD-Sportchef Raeto Raffainer. Seine Kontakte nutzt Varela, um sich mit News zu versorgen.«Das geilste Gefühl ist es, wenn du einen Spieler reinnimmst und der dann zuschlägt.»
Eine Stunde vor Spielbeginn studiert er die Aufstellungen, um noch Korrekturen vornehmen zu können. Immer! So geht er dann während des Trainings mit den Senioren des Berner C.F. España kurz raus.
«Du musst die Spiele live sehen»
Varela, der schon die Saisonvorbereitung genau verfolgte, schaut nicht nur auf die Statistiken. «Du musst die Spiele live sehen. Im Stadion oder am TV», sagt der Ex-Kicker, der mit seiner Familie in Bern lebt. «Während einer Hockey-Runde bekomme ich 150 SMS von Kollegen.» Man leidet mit, triumphiert, stichelt.
Welches war Varelas Rezept? «Die Linie mit Mark Arcobello, Simon Moser und Thomas Rüfenacht hat am Besten funktioniert, obwohl der SCB eine schlechte Saison hatte», sagt er. Sein wichtigster Spieler war NL-Topskorer Pius Suter. Den ZSC-Stürmer und dessen Sturmpartner Garrett Roe hatte Varela von Beginn weg im Team. So auch die Servettiens Tommy Wingels und Deniss Smirnovs.
Doch egal ob Schweizer Hockey, Fussball oder Football: Wenn wegen der Corona-Krise nicht gespielt wird, sind auch die Fantasy-Ligen auf Eis gelegt. «Es war wie ein Messerstich in den Rücken», sagt der Sport-Fanatiker auf Entzug. Ihm fehle etwas, auch wenn er sich natürlich bewusst sei, dass es Wichtigeres gebe.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | Lausanne HC | 31 | 12 | 59 | |
2 | ZSC Lions | 28 | 31 | 58 | |
3 | HC Davos | 32 | 25 | 58 | |
4 | SC Bern | 31 | 18 | 55 | |
5 | EHC Kloten | 32 | -1 | 54 | |
6 | EV Zug | 30 | 20 | 49 | |
7 | SCL Tigers | 30 | 4 | 44 | |
8 | EHC Biel | 30 | 2 | 42 | |
9 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 32 | -11 | 42 | |
10 | HC Ambri-Piotta | 31 | -18 | 41 | |
11 | HC Fribourg-Gottéron | 31 | -12 | 39 | |
12 | Genève-Servette HC | 28 | -3 | 36 | |
13 | HC Lugano | 30 | -23 | 36 | |
14 | HC Ajoie | 30 | -44 | 26 |