Lange, lange ist es her. Doch die Erinnerungen an 1990 melden sich langsam zurück. Die Fussball-WM ist in Italien, Gianna Nannini und Eduardo Bennato singen in «Un’estate Italiana» über magische Nächte und landen damit den Hit des Jahres, der sizilianische Stürmer Totò Schillaci jubelt und verzweifelt, dass ihm beinahe die Augen aus dem Gesicht springen, und Deutschland wird kurz vor der Wiedervereinigung Weltmeister. Teamchef Franz Beckenbauer sagt in der Euphorie, dass «Deutschland über Jahre unschlagbar» sein werde.
1990 – GC holt das Double, Ivan Lendl und Steffi Graf sind die Nummer 1 im Tennis, Ayrton Senna dominiert die Formel 1, Pirmin Zurbriggen gewinnt den Ski-Gesamtweltcup, Buster Douglas schlägt sensationell Mike Tyson K.o. und besteigt den WM-Thron im Schwergewichts-Boxen, Greg LeMond gewinnt die Tour de France und Geni Hasler das Kilchberger Schwinget.
Während die Eishockey-Nati nur an der B-WM dabei ist, in Megève unter Simon Schenk immerhin den Aufstieg schafft, ist die Crème de la Crème bei der WM in Bern und Fribourg zu Gast. Den Titel holt sich ein letztes Mal die Sowjetunion.
Halbfinal-Einzug mit Dupont und Gingras
Und im nationalen Eishockey sorgt der EHC Biel für Furore. Das Team um die Kanadier Gaston Gingras und Normand Dupont ist Quali-Dritter, zieht dank zwei Siegen in der Verlängerung gegen Zug (2:1 und 6:5) in den Playoff-Halbfinal ein.
In der Hitparade ist Sinead O’Connor die Nummer 1. «Nothing compares», singt sie. Und irrt, im Fall des EHC Biel. Denn was die Seeländer derzeit bieten, lässt sich mit den Ereignissen von damals vergleichen. Mit einem Sieg heute in Davos können sie erstmals wieder in den Halbfinal einziehen.
Einer, der viel zum Hoch beiträgt, ist Toni Rajala. Der Finne sorgte schon im dritten Spiel gegen Davos mit einem Doppelschlag im Schlussdrittel für die Entscheidung und legte nun am Dienstag mit drei Treffern nach. Das beste Spiel seiner Karriere? «Vielleicht. An den letzten Hattrick erinnere ich mich jedenfalls nicht mehr. Das muss fünf, sechs Jahre her sein», so der kaltblütige Stürmer.
«Zum Glück haben drei Tore gereicht»
Fünf Tore in sechs Tagen, woher kommt der Lauf? «Vor dem Spiel sagte ich mir, ‹heute schiesst du 15 Mal aufs Tor, dann gehen auch einige Pucks rein›», sagt Rajala. Am Ende sind es neun Abschlüsse. «Ich hätte auch vier, fünf Tore schiessen können. Aber zum Glück haben drei gereicht.»
Genug hat der Finne, der seit 2016 im Seeland spielt, noch lange nicht. Er sagt: «Jetzt wollen wir die Serie am Donnerstag in Davos beenden. Falls nicht, schiesse ich am Samstag dann hoffentlich vier Tore.»
Rajala lebt in Biel-Mett, nur fünf Minuten vom Stadion entfernt. Weil seine Freundin in Finnland studiert, ist er oft allein. «Die meisten meiner Mitspieler haben eine Freundin oder eine Familie und keine Zeit, mit mir rumzuhängen», so der bald 27-Jährige. «Deshalb schaue ich oft TV. Netflix ist meine Rettung.»
Dass sein Team schon 28 Jahre lang auf einen Halbfinal wartet, ist Rajala nicht bewusst. Schliesslich war er 1990 noch gar nicht geboren.
PS. Biel scheitert damals am SCB. Den Titel holt Lugano. Auf die Tessiner treffen die Bieler ab Dienstag im Halbfinal, wenn sie einen der beiden Matchpucks gegen den HCD verwerten.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | ZSC Lions | 19 | 19 | 40 | |
2 | HC Davos | 21 | 21 | 40 | |
3 | Lausanne HC | 21 | 8 | 40 | |
4 | SC Bern | 22 | 15 | 36 | |
5 | EHC Kloten | 21 | 2 | 33 | |
6 | EV Zug | 21 | 14 | 33 | |
7 | EHC Biel | 21 | 0 | 32 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 21 | -4 | 31 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 21 | -9 | 27 | |
10 | SCL Tigers | 19 | -3 | 25 | |
11 | HC Lugano | 19 | -13 | 25 | |
12 | HC Ambri-Piotta | 19 | -12 | 24 | |
13 | Genève-Servette HC | 17 | -3 | 22 | |
14 | HC Ajoie | 20 | -35 | 15 |