Irgendwas musste ja gehen bei Minnesota. Nun ist es also Nino Niederreiter. Was für Schweizer Verhältnisse vielleicht den Anstrich einer reflexartigen Strafmassnahme hat, ist im Tagesgeschäft der NHL nichts weiter als «Business as usual», ein emotionsloser Tauschhandel, von dem sich alle Beteiligten Vorteile erhoffen.
Niederreiter hat in Minnesota den Schwung verloren, vielleicht auch die Leichtigkeit, die selbst ein wuchtiger Stürmer wie er benötigt, wenn Tore nicht nur erwünscht, sondern auch gefordert sind. So wird der Tausch zum Befreiungsschlag für den Schweizer, an der Ostküste erhält er die Möglichkeit zum Neustart, wie vor etwas mehr als fünf Jahren schon, als ihn der Wechsel von New York nach Minnesota aus einer festgefahrenen Situation befreite.
Zuletzt nur bei der WM mit Leichtigkeit
Wie der Flügelstürmer bei bester Laune auftreten kann, zeigte er zuletzt bei der Weltmeisterschaft in Kopenhagen. In den Playoffs zuvor gelang ihm kein Treffer, im Herbst nach der WM fand er nur schwer den Tritt (bisher 9 Tore und 14 Assists), die Mannschaft blieb insgesamt weit hinter den Erwartungen, die ein Spitzenteam erfüllen muss. Vielleicht ist es das Signal für einen Umbruch in Minnesota, vielleicht war Niederreiter nur das erste Opfer einer strategischen Neuausrichtung, aber das kann ihm jetzt ja egal sein.
Trainer setzt auf Offensive – der Druck ist überschaubar
Er kommt im Tausch mit dem Mittelstürmer Victor Rask (25, Sd) zu den Carlina Hurricanes, der angriffslustige Trainer Rod Brind’Amour setzt auf eine konstruktive Offensive, der Druck bleibt erstmal überschaubar. Eine Organisation im Wandel, die beiden jungen Hoffnungsträger Sebastian Aho (21, Finnland) und Andrei Swetschnikow (18, Russland) werden nach den Regeln von Einstiegsverträgen bezahlt, älter als 30 ist nur Captain Justin Williams (37), Niederreiter wird mit 5,25 Millionen Dollar pro Saison (bis 2022) vorderhand der bestbezahlte Stürmer sein.
In der Salary-Cap-Rangliste belegen die Hurricanes den letzten Platz, die Obergrenze von knapp 80 Millionen Dollar wird bei weitem nicht ausgeschöpft, mit Niederreiter kostet die Mannschaft nur etwas mehr als 63 Millionen. Etwas Spielraum hat die Mannschaft auch im Resultatbulletin, die Hurricanes kämpfen mit sieben Punkten Rückstand um den Anschluss an die Playoff-Plätze.
Zur Premiere gleich ein Heimspiel
Der erste Auftritt wird für Niederreiter in der Nacht auf Samstag buchstäblich zum Heimspiel: Carolina empfängt die Ottawa Senators (01.30 Uhr MEZ).