Vegas-Ritter Sbisa im Interview
«Mein Teamkollege heiratete eine wildfremde Frau»

Vegas, Baby. Die Golden Knights verblüffen die NHL. Luca Sbisa über die Verarbeitung des Amoklaufs und einen nicht alltäglichen Teambildungsprozess.
Publiziert: 31.10.2017 um 15:51 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 00:38 Uhr
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Luca Sbisa und die Las Vegas Golden Knights reiten auf der Erfolgswelle.
Foto: AFP
Dino Kessler

Zehn Spiele, acht Siege. Luca Sbisa, haben Sie mit diesem Saisonstart gerechnet
In diesem Ausmass vielleicht nicht, aber wir hatten früh ein gutes Gefühl. Danach gab es so etwas wie einen Schneeball-Effekt. Jedes gute Spiel machte uns noch selbstsicherer.

Was ist der Grund für diesen Erfolg? Zu Beginn hiess es, diese Desperado-Gruppe sei Fallobst.
Wir haben bestimmt viele gute Spieler, aber keine Superstars. Darunter sind viele besonnene Zweiwegspieler, die auf dem ganzen Eis Verantwortung übernehmen. Und vieles, was jetzt auf dem Eis sichtbar ist, wurde von den Teamverantwortlichen vorgespurt. Der Zusammenhalt etwa, die Verbindung zu den Fans.

Wie das?
Es gab zum Beispiel einen Teambuildingevent, bei dem wir nach dem Motto der TV-Serie «Amazing Race» verschiedene Checkpoints abklappern durften. Wir haben den Nationalpark besucht, sind mit Delfinen geschwommen, waren in Hotels, Bars und Hochzeitskapellen. Dabei musste Reid Duke, ein 21-jähriger Stürmer, eine wildfremde Frau heiraten. Natürlich nur im Rahmen der Veranstaltung, ein Riesenspass.

Trainer Gallant macht auf der Bank jeweils einen ernsten Eindruck.
Das schaut nur so aus, der ist eigentlich locker drauf. Wann immer es geht, bleibt er bei dieser Lockerheit, aber das erstaunt momentan ja nicht. Sein Einfluss ist mitverantwortlich für die Stimmung im Team.

Viel Kredit bekommen die Golden Knights immer noch nicht. Vor allem die Statistikfanatiker sagen aufgrund von verschiedenen Zahlen den Einbruch voraus...
Nun gut, wir wissen auch, dass wir nicht die nächsten 73 Spiele gewinnen werden. Aber unser Start war schon ein Schlag für die Statistikstreber. Diese modernen Rechenspiele stammen eigentlich aus dem Baseball, da wirft einer den Ball und der andere versucht ihn zu treffen. Hockey ist viel komplexer, dynamischer, unberechenbarer. Was diese Zahlen aussagen sollen, sieht ein Experte auf dem Eis.

Nach dem Amoklauf war die Stadt wohl dankbar für eine Ablenkung.
Wir haben das intensiv wahrgenommen und haben stark an der Traumabewältigung mitgearbeitet, gingen in Spitäler, zu Familien, sprachen mit Betroffenen. Das war auch für uns sehr wichtig und hat nebenbei eine starke Bindung zur Bevölkerung und den Fans geschaffen. Deryk Engelland beispielsweise wohnt seit langer Zeit in Las Vegas, einige seiner Bekannten waren direkt betroffen.

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