Sbisa über Massaker in Las Vegas
«Meine Familie hatte Glück»

Luca Sbisa (27), Verteidiger der Golden Knights Vegas, schildert, wie emotional die letzten Tage für ihn und seine Familie waren.
Publiziert: 06.10.2017 um 11:57 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 05:24 Uhr
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Das Massaker von Las Vegas bewegt die Welt.
Foto: Getty
Nicole Vandenbrouck

Vor einem Monat ist Luca Sbisa mit seiner kanadischen Frau Lauren und Söhnchen Nolan (3.5 Mte.) nach Las Vegas gezogen. Bis zum letzten Sonntag war für die kleine, glückliche Familie die einzige Angst, dass giftige Skorpione immer wieder den Weg in ihr Haus fanden. Dann relativiert das grösste Massaker, das ein Einzelner mit Schusswaffen in der US-Geschichte angerichtet hat, das 58 Todesopfer sowie rund 500 Verletzte forderte, alles.

BLICK: Ein Tag vor dem Saisonstart – vier Tage nach dem Massaker. Was ist in Ihren Gedanken präsenter?

Luca Sbisa: Das ist eine schwierige Balance. Es war so nah! Wenn man so eine Tragödie sonst am Fernsehen sieht, denkt man sich immer, dass so etwas nie dort passiert wo man selber ist. Aber ich und meine Frau sowie einige Teamkollegen mit ihren Liebsten waren am Freitagabend an diesem Country-Festival! Wir feierten, lachten und tanzten. Wir wollten eigentlich zuerst einen Drei-Tages-Pass lösen und wären dann am Sonntag nach unserem Vorbereitungsspiel auch wieder hingegangen.

Wie lief Ihr Sonntagabend dann ab?

Stattdessen gingen wir nach Hause und früh schlafen. Um 3.00 Uhr hat uns Nolan aufgeweckt. Wir sind aufgestanden und wollten kurz auf die Handys schauen. Die waren voller SMS mit der Frage, ob uns nichts passiert sei. Dann haben wir natürlich sofort im Internet nachgelesen, was Schreckliches vorgefallen ist. In unserem Team-Chat meldeten sich alle, dass sie okay sind.

Und Ihre Eltern in der Schweiz?

Die haben es deshalb vor uns gewusst und uns angerufen, während wir schon schliefen, weil sie sich Sorgen machten. Wir haben schnell Entwarnung gegeben.

Was waren Ihre ersten Gedanken? Sie sind ja nun seit einigen Monaten Familienvater...

Man denkt zunächst ans Schlimmste. Daran, dass meine Familie Glück hatte und andere nicht. Wären wir am Sonntag ans Konzert gegangen, wäre das Risiko gross gewesen, dass auch wir eine Kugel eingefangen hätten und Nolan ohne Eltern hätte aufwachsen müssen. Dieser Gedanke hat meiner Frau schwer zu schaffen gemacht. Ein Psychopath hat das Leben so vieler Menschen verändert. Da fragt man sich schon nach dem Warum. Aber ich persönlich möchte nicht hundertmal am Tag darüber nachdenken, weil man keine Antwort findet. Am Montag sind Lauren und ich mit Nolan im Nationalpark spazieren gegangen, um etwas Abstand zu gewinnen und Energie zu tanken.

Wie hat die Tragödie Ihre letzten Tage beeinflusst?

Wir wollten sofort als Mannschaft und Klub die Betroffenen unterstützen. (Die Golden Knights spendeten zusammen mit der NHL 300'000 Dollar, die Red.) Einige meiner Teamkollegen besuchten Polizeistationen, ich besuchte am Mittwoch mehrere Spitäler. Das war ein emotionaler Tag. Die Opfer-Familien, die um ihre verletzten Angehörigen bangen, waren erfreut über unseren Support. Das gab auch uns Kraft. Sport verbindet Menschen, auch wenn unser Team noch sehr neu ist in dieser grossen Stadt mit 2,2 Millionen Einwohnern, hat uns diese Tragödie zusammenrücken lassen.

Wie nehmen Sie die Atmosphäre in Las Vegas war?

Unser Klub hat ein Banner kreiert, «Vegas Strong». Und daran glaube ich. Man spürt eine enorme Hilfsbereitschaft in einer Stadt, die sonst nur als Party-Metropole bekannt ist.

Seit zehn Jahren spielen und leben Sie in Nordamerika, wo immer wieder Attentate mit Schusswaffen verübt werden. Kann man sich an so etwas gewöhnen?

Nein, das kann man nicht! Leider muss man sogar erwarten, dass so etwas wieder passiert, weil sich bezüglich des Waffengesetzes nichts ändert.

Sind Sie froh, dass Ihre Saison am Freitagabend startet, damit Eishockey den Fokus gewinnt?

Ja, ich freue mich riesig, weil es ja doch ein besonderer Saisonstart ist. Wir sind hier als neu formierte Mannschaft zusammengekommen, um etwas Neues aufzubauen und haben uns als Team schon beeindruckend gut zusammengefunden. Dass ich einer der Assistenzcaptains bin, macht mich zudem sehr stolz.

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