Seine Mitspieler klopfen mit den Stöcken aufs Eis und spornen ihn an, als Nico Hischier im Training zu einem Penalty anläuft. In der Berner PostFinance-Arena sind es gestern aber keine SCB-Akteure – sondern NHL-Grössen der New Jersey Devils wie Taylor Hall, Brian Boyle oder Kyle Palmieri, die den Walliser anfeuern.
In der Garderobe sitzt Hischier neben Hall (26), dem MVP und Devils-Topskorer der letzten Saison. Das Duo hat New Jersey nach fünfjähriger Durststrecke wieder in die Playoffs geführt. Die Stürmer-Kollegen lachen zusammen. Der erst 19-jährige Hischier ist der jüngste «Teufel» – aber es wirkt, als sei er angekommen im Kreise der Grössen.
Ein Heimkommen ist für ihn dieser Abstecher nach Bern im Rahmen der Global Series, der PR-Tour der NHL. Auf die Frage, was er vor diesem sonntäglichen Training in der Heimat denn gemacht habe, antwortet der erste Schweizer Nummer-1-Draft: «Mit meiner Freundin gefrühstückt in einem Café.»
Während zwei Jahren war Hischier in Bern bei seiner Tante zuhause. Nach der ersten Junioren-Zeit in Visp war der SCB sein Klub. Er kennt das Umfeld bestens. «Und er ist der Gleiche geblieben. Er begrüsst uns immer freundlich», sagt Stefan Schneider. Bei der SC Bern Future war der 43-Jährige Hischiers Junioren-Trainer. Der Novizen-Meistertitel 2015 krönte damals Hischiers Debüt-Saison in Bern.
«Nico war schon immer ein reifer Teenager, auch im sozialen Bereich», weiss Schneider, der es geniesst, seinen ehemaligen Schützling nun im NHL-Tenü sehen zu können. Was Hischier in der Saison nach jenem Titel mental geleistet habe, ist für Schneider unglaublich.
In fünf Teams spielte der Walliser in der Saison 2015/16: Der SCB-U20, mit dem SCB in der NL, mit Visp in der SL, sowie in der Schweizer U18- und U20-Auswahl. Schneider: «Er hat einfach jede Hürde genommen.»
Und nun auch die grösste mit der Landung in der NHL. Zwischen dem Novizen-Titel und Hischiers NHL-Gastspiel in Bern liegen bloss dreieinhalb Jahre – keine Ewigkeit, aber trotzdem voller unvorstellbarer Erfahrungen. Realisiert er selbst, was alles passiert ist in der Zwischenzeit? «Es ist tatsächlich schwierig, das zu realisieren», sagt Hischier, «es sind zwei total unterschiedliche Welten, die sich vermischen.»
Heute Abend prallen diese Welten zumindest teilweise aufeinander. Wenn Hischier gegen den SCB spielt, trifft er auch auf einige Ex-Teamkollegen. Zum Beispiel auf André Heim (20), mit dem er damals den Novizen-Titel holte. «Ihn kenne ich gut.»
Auf die unterschiedliche Entwicklung hingewiesen, betont er: «Ob NHL oder NL, wir beide wollen uns stetig verbessern.» Dass er mittlerweile zum Aushängeschild des Schweizer Eishockeys geworden ist, lässt ihn kalt. «Darüber mache ich mir keine Gedanken.»
Mitgereiste US-Journalisten wollen vom zurückhaltenden, geerdeten Schweizer wissen, wer früher sein Vorbild gewesen sei. Auch da bleibt Hischier sich treu: «Ich habe immer zu meinem Bruder Luca aufgeschaut.»
Luca Hischier (23) wechselte zuletzt vom SCB zum HCD – und muss sich den Kracher am TV ansehen! Weil er morgen ein Heimspiel gegen Fribourg hat. Ansonsten aber wird heute (TC Zoom, 19.30 Uhr) die ganze Familie im Stadion sein und erleben, wenn Nico NHL-Glamour in die PostFinance-Arena bringt.
Verfolgen Sie das Spiel zwischen dem SCB und den New Jersey Devils ab 19.30 Uhr im Ticker und Stream!