NHL-Star Nico Hischier über seine Walliser Heimat
«Hä? War dieser Berg immer schon so riesig?»

New-Jersey-Star Nico Hischier (20) über grosse Pläne, grosse Berge und 
 einen grossen Transfersommer.
Publiziert: 05.09.2019 um 08:44 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2019 um 16:15 Uhr
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Nico Hischier verbringt den Sommer in der Schweiz – und hat unter anderem auch das ESAF in Zug besucht.
Foto: TOTO MARTI
Emanuel Gisi

BLICK: Nico Hischier, Sie haben noch eine Woche in der Schweiz, dann geht es zurück nach Nordamerika. Spüren Sie schon Abschiedsschmerz?
Nico Hischier:
Ja, schon ein bisschen. Ich habe noch ein paar Ter­mine, fange langsam an zu packen und muss allen möglichen Leuten Tschüss sagen. Das ist ein bisschen traurig. Es war ein schöner Sommer. Aber ich freue mich auch darauf, wieder rüberzugehen. Und wenn man geht, kann man sich schon darauf freuen, nächsten Sommer wiederzukommen.

Wie haben Sie diesen verbracht?
Nach der WM war ich in der Schweiz, habe danach drei Wochen nicht viel gemacht. Im Juli war ich in Kroatien. Aber sonst habe ich die Schweiz genossen, meine Freunde von daheim, meine Familie. Das reicht mir schon für einen guten Sommer (lacht).

Daheim – wo ist das für Sie?
Ich stamme aus dem Wallis, meine Familie lebt dort. Also ist das Wallis schon mein Haupt-Daheim. Aber auch Bern, dort verbringe ich im Sommer die meiste Zeit, dort trainiere ich auch.

Woran haben Sie im Training gearbeitet?
Ein Schwerpunkt lag auf dem Schuss, den will ich verbessern. Und auch körperlich habe ich mit meinem Kondi-Trainer Sam Boehringer viel gemacht.

Haben Sie noch einmal an Muskelmasse zugelegt?
Ja, mittlerweile wiege ich 88 Kilogramm. Aber ich habe mir kein Zielgewicht gesetzt. Das Wichtigste ist, dass ich mich auf dem Eis wohlfühle.

Sie arbeiten den zweiten Sommer mit Boehringer zusammen. Brauchen Sie einen Fitness-Coach, der Sie in den Hintern tritt?
Ich mag es, wenn ich gepusht werde, das ist sicher. Ich trainiere auch nicht gerne alleine, ich schätze es, wenn ich mit jemandem mittrainieren kann oder jemanden nebendran habe, der mir sagt, was ich falsch mache. Aber um an die Grenzen zu gehen, brauche ich keinen Tritt in den Hintern. Ich mag es, mich selber herauszufordern, mir Ziele zu stecken.

Persönlich

Nico Hischier (20) stammt aus Naters VS. Schon als Junior sorgt er beim EHC Visp für Aufsehen, sodass ihn die Grossklubs umwerben. Mit 15 wechselt er nach Bern, wo er sein NLA-Debüt gibt. Daraufhin zieht es den Center in die kanadische Junioren-Liga QMJHL zu den Halifax Mooseheads. 2017 wird er von New Jersey als erster Schweizer als Nummer 1 gedraftet. Seither spielt er für die Devils.

Nico Hischier (20) stammt aus Naters VS. Schon als Junior sorgt er beim EHC Visp für Aufsehen, sodass ihn die Grossklubs umwerben. Mit 15 wechselt er nach Bern, wo er sein NLA-Debüt gibt. Daraufhin zieht es den Center in die kanadische Junioren-Liga QMJHL zu den Halifax Mooseheads. 2017 wird er von New Jersey als erster Schweizer als Nummer 1 gedraftet. Seither spielt er für die Devils.

Wenn Sie nach Nordamerika zurückkehren, werden Sie bei den New Jersey Devils viele neue Gesichter vorfinden. Sportchef Ray Shero hat das Kader mächtig durchmischt.
Allerdings. Letztes Jahr ist nicht so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt haben. Ich habe zwar viel gelernt, aber der Team-Erfolg war nicht da. Und diesen Sommer … Da ist viel gegangen!

Hat Sie das überrascht?
Ich war auf der einen Seite überrascht, auf der anderen irgendwie auch nicht. Wir Spieler haben gespürt, dass im Sommer etwas passieren würde, dass neue Leute geholt werden. Auf dem Matchblatt haben wir jetzt sicher ein besseres Team.

Wie kriegt man das in der Sommerpause eigentlich mit, wenn es einen neuen Mitspieler gibt?So wie alle anderen auch, über die sozialen Medien.

Und dann eskaliert der Team-Whatsapp-Chat bei einer Neuverpflichtung?
Eigentlich überhaupt nicht. Man schreibt eher dem Neuankömmling ein Willkommens-SMS. Oder einem Kollegen, der das Team verlässt, sagt man auf demselben Weg Tschüss.

Wie ist es, wenn man über Nacht einen Mitspieler verliert, mit dem man sich gut verstanden hat?
Das ist sicher nicht das Schönste. Ich sass in New Jersey zum Beispiel anderthalb Jahre neben Brian Boyle, und dann war er von einem Tag auf den anderen plötzlich weg. Es gehört natürlich dazu, ist Teil des Geschäfts. Ich glaube, ich hätte eine Vorahnung, wenn ich bald transferiert würde. Aber ich verliere nicht zu viele Gedanken an solche Szenarien.

Bleibt man danach in Kontakt?
Eigentlich nicht, ehrlich gesagt. Man schreibt sich an Geburtstagen, zur Hochzeit, fragt, wie es der Familie geht. Aber früher oder später sieht man sich ja auf dem Eis wieder.

Sie haben es zu Beginn des Gesprächs angesprochen, bald müssen Sie der Schweiz Tschüss sagen. Was macht für Sie die Schweiz aus?
Wenn ich etwas aussuchen muss: die Berge. Das mag nach einem Klischee klingen, aber die sind wirklich gigantisch. Auch für mich als Walliser, der mit ihnen aufgewachsen ist. Wenn ich nach einem Jahr in Nordamerika zurückkomme und lange keine Berge mehr gesehen habe, frage ich mich manchmal: «Hä, war dieser Berg immer schon so riesig?» Ich bin jedes Mal aufs Neue wieder beeindruckt.

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