Wann kann ich wieder spielen? Diese Frage schiesst Kevin Fiala durch den Kopf, als er am 26. April nach einem fürchterlichen Sturz gegen die Bande auf dem Eis des Scottrade Centers in St.Louis liegt. «Der Schmerz kam erst nach einer Minute, zuvor war ich einfach nur in einem Schockzustand.»
Fiala war bei dem Versuch, mit Tempo auf das gegnerische Tor zu ziehen, vom kräftigen Blues-Verteidiger Robert Bortuzzo (100 kg Kampfgewicht) abgedrängt und dann wuchtig gegen die Bande gecheckt worden. Während des heftigen Aufpralls bricht sich der 20 Jahre alte Stürmer aus Uzwil den linken Oberschenkelknochen.
Das Spiel wird für fast 20 Minuten unterbrochen, Fiala wird untersucht, erstversorgt und dann mit der Ambulanz in eine Klinik gebracht. «Ich habe mich zu diesem Zeitpunkt nur gefragt, was da wohl kaputt gegangen ist.»
Die Gewissheit bekommt er wenig später im Barnes-Jewish-Hospital. In der gleichen Nacht schon wird er operiert, bereits am nächsten Tag erhält er Besuch von den Teamkollegen. Zwei Tage später fliegt er mit der Mannschaft zurück nach Nashville.
Den Unfall sehen? Lieber nach vorne schauen
Zurück in der aktuell vielleicht lautesten NHL-Arena ist Fiala schon vor dem letzten Spiel gegen die St.Louis Blues. Zehn Tage nach dem Beinbruch. Auf Krücken humpelt er ins Stadion, winkt mit dem in Nashville typischen gelben Tuch den Fans zu und wird gefeiert. Die Predators gewinnen 3:1 und stehen erstmals im Stanley-Cup-Halbfinal.
Bis Fiala wieder selbst auf dem Eis stehen kann, wird noch etwas Zeit verstreichen. «Im Moment ist Reha angesagt, Therapie und Aufbauarbeit. Ich bleibe in Nashville, solange die Saison läuft, danach schauen wir weiter.»
Im September, wenn die nächste Saison mit dem Trainingscamp beginnt, will Fiala wieder ganz der Alte sein: Ein flinker, raffinierter Stürmer mit viel Zug aufs Tor. Einer, auf den der Trainer setzt. Soweit hatte es Fiala in dieser Saison nach ein paar Startschwierigkeiten gebracht. Im Achtelfinal gegen die Chicago Blackhawks erzielt er zwei Tore. Und zählt zu den Top-6-Stürmern der Mannschaft. «Und genau da will ich wieder hin.»
Einen scharfen Blick in den Rückspiegel riskiert Fiala nicht, den Unfall schaut er sich nicht im Detail an. «Ich habe die Szene nur mal kurz überflogen. Ich schaue lieber nach vorne.»
Und erstmal runter aufs Eis: Die Spiele der Predators kann er live im Stadion verfolgen. Zu Hause schaut er auch die Highlights der Schweizer Nati von der WM in Frankreich. «Ich hoffe auf die Viertelfinals. Und dann kann es richtig losgehen.»