Für einen Moment fühlt sich der grosse Nino Niederreiter wieder wie ein kleiner Bub. Unser WM-Silber-Held sitzt entspannt auf dem Brambrüesch, dem Hausberg seiner Heimatstadt Chur. Hier oben taucht der 25-Jährige immer wieder gerne in seine eigene Vergangenheit ein.
«Auf diesem Berg habe ich mich früher vor allem im Winter so richtig ausgetobt. Zuerst auf Ski, dann auf dem Snowboard. Und hier oben habe ich auch auf ungewöhnliche Weise meinen ersten Pokal gewonnen», erinnert sich Niederreiter und erzählt mit einem spitzbübischen Grinsen die Pointe seiner kindlichen Erfolgsstory: «Ich bin beim legendären Kehrichtsack-Cup als Schnellster auf dem Allerwertesten den Hang hinuntergerutscht. Dummerweise bin ich nach der Siegerehrung zu spät nach Hause gekommen. Deshalb hat mich meine Mama mit ein paar ernsthaften Worten begrüsst. Aber als ich ihr den Siegerpokal gezeigt habe, war sie schnell versöhnt.»
Während der Sommerpause wohnt der Topstürmer, der bei den Minnesota Wild ein Jahresgehalt von 5,25 Millionen Dollar bezieht, wieder ganz bescheiden im Kinderzimmer seines Elternhauses. «Hier fühle ich mich nach wie vor am wohlsten. Ich geniesse jeden Tag mit meiner Familie. Zumal meine Mama eine überragende Köchin ist.»
Dass Nino auch mit seinem Vater Rene ein ganz besonderes Verhältnis verbindet, unterstreicht das Geschenk, das er ihm zum 61. Geburtstag gemacht hat – eine Fischer-Reise nach Alaska im Wert von rund 11'000 Franken. «Mein Papa hat so viel für mich getan. Nun möchte ich ihn ein bisschen verwöhnen.»
Vor sieben Wochen hat Niederreiter das Heimtraining aufgenommen. Unter der Leitung von Konditionstrainer Michi Bont hat Nino einige Einheiten mit Skistar Carlo Janka absolviert. Nach einer solch schweisstreibenden Session trifft man den zweifachen Vizeweltmeister oft im Restaurant Stern in der Churer Altstadt an. Hier genehmigt er sich zum Mittagessen eine Bündner Trilogie mit Pizzoccheri, Maluns und Capuns. «Nach solchen Spezialitäten sehne ich mich im Winter in Nordamerika jeweils ganz besonders.»
Neuer Klub für Nino?
Fix ist: Am 9. September, einen Tag nach seinem 26. Geburtstag, fliegt der Heimweh-Bündner nach Nordamerika zurück. Noch nicht ganz sicher ist allerdings, in welcher Stadt er dann landen wird. In den letzten Monaten tauchten immer wieder Gerüchte auf, dass Minnesota den «Swiss Winger» zu einem anderen NHL-Team transferieren wolle.
Konkret wurde «El Nino» vor allem mit den Arizona Coyotes in Verbindung gebracht. Zurzeit glaubt Niederreiter allerdings eher an eine Zukunft in Minnesota. «Unser neuer General Manager hat sich zwar noch nie bei mir gemeldet. Aber genau das betrachte ich als positives Zeichen, denn im NHL-Geschäft sind keine News meistens gute Nachrichten.»
Eine positive Rückmeldung erhofft er sich von den Entscheidungsträgern der Bündner Jagd. Im letzten Herbst hat Niederreiter die Jagdprüfung in den USA gemacht, zudem besitzt der Goalgetter den europäischen Waffenschein, mit dem er in diesem Sommer gemeinsam mit Bont in einem Revier in Süddeutschland auf die Jagd gegangen ist.
Doch für die Jagd in der Heimat reichen diese Ausweise nicht aus. «Der Knackpunkt ist der, dass man die Theorieprüfung für die Bündner Jagd im Normalfall nur Ende März machen kann. Aber weil ich in dieser Zeit ja nicht hier sein kann, habe ich ein Gesuch eingereicht, damit ich diese Prüfung im Sommer ablegen kann.»
Bis er selber die Erlaubnis hat, um mit seiner edlen Beretta-Waffe auf der Niederjagd wilde Tiere ins Visier zu nehmen, wird er in der ersten Septemberwoche als Gehilfe seines Freundes und Jägers Andrea Flurin Basig auf der Hochwildjagd in der Calanda-Region Erfahrungen sammeln. «Bei der Jagd in den amerikanischen Wäldern wähne ich mich in der zweiten Division. Als ehrgeiziger Leistungssportler möchte ich aber auch als Jäger in der ersten Liga spielen. Und die Champions League der Jagd findet nun einmal bei uns im Bündnerland statt.»