Es ist nicht einfach nur der nächstbeste Klub, bei dem Timo Meier im Eistraining gastiert. Der SCRJ ist eine wichtige Station in der Laufbahn des Herisauers. Als 15-Jähriger wechselt der Stürmer nach Rapperswil-Jona SG, beginnt auf der Geschäftsstelle die KV-Lehre.
Und dann geht alles ganz schnell. Scouts werden bei Meiers Einsätzen für die Junioren-Nationalteams U17 und U18 auf ihn aufmerksam, im Junioren-Draft wird er gezogen und entscheidet sich als 16-Jähriger für den Wechsel nach Kanada, spielt dort in der Junioren-Liga bei den Halifax Mooseheads. «Dieser Entscheid half mir bei meiner Entwicklung», weiss Meier.
Auf und neben dem Eis. Das Leben bei Gasteltern – sowohl in Rappi als auch in Kanada – prägt ihn ebenso wie die rauhen Begebenheiten in Nordamerikas Junioren-Liga. Meier ist zweifelsohne ein Talent und mit Ehrgeiz ausgestattet. Doch abheben ist nicht drin. «Da schauten die Teamkollegen schon, dass man auf dem Boden bleibt.» Mit einem gewissen Stolz müsse man dennoch auftreten. Der Schweizer arbeitet auf einen guten Mix hin: «Bodenständigkeit und Selbstvertrauen.»
Der Lohn: Der Stürmer wird 2015 von den San Jose Sharks in der ersten Runde als Nummer 9 gedraftet. Damit stösst Meier die Tür zur NHL auf – und sie wird ihm sogleich wieder vor der Nase zugeschlagen. Pfeiffersches Drüsenfieber heisst der Bösewicht, der ihn ausgerechnet in seiner Debütsaison plagt. «Das war ein Rückschlag. Eine mentale Prüfung.» Meier muss sich in Geduld üben. «Und ich bin nicht der Geduldigste. Das war ein guter Test für mich. Ich bin als Person daran gewachsen.»
«Ich bin kein Schönwetterspieler»
Der noch junge Schweizer bekommt trotzdem seine Chancen, nutzt sie und etabliert sich vergangene Saison immer besser im Team der Sharks. Die Eiszeiten werden länger, gegen Ende der Saison kommen Einsätze im Powerplay hinzu. «Ich bin kein Schönwetterspieler. Mein Ziel ist einfach, der beste Spieler fürs Team zu sein.» Checken und sich in Schüsse werfen inklusive.
Der Silberheld bereitet sich nun beim SCRJ auf die dritte und wichtige weil letzte Saison seines Entry-Level-Vertrages bei San Jose vor. «In Rappi fühle ich mich immer willkommen.» Seit seinem Weggang nach Nordamerika trainiert er jeden Sommer am Obersee. Trifft Ex-Teamkollegen aus seinen SCRJ-Juniorenzeiten. In der Zwischenzeit ist der Klub einmal ab- und diesen Frühling wieder aufgestiegen. Das freut den Nationalstürmer.
Was geht ihm durch den Kopf, wenn er auf die letzten fünf Jahre zurückblickt? «Ich fühle mich von Jahr zu Jahr besser, bin vom Buben zum Mann geworden.» Der 21-Jährige ist gereift, körperlich und mental. Doch Meier will mehr, sein Ehrgeiz motiviert ihn, alles sei Einstellungssache. Und die stimmt. «Ich möchte mich in allen Aspekten verbessern. Man kann nie schnell genug sein. Mit meinen Stärken muss ich herausstechen.»
Denn sein Ziel ist, bei den Sharks eine noch grössere Rolle übernehmen zu können, in allen Spielsituationen zum Einsatz kommen und noch mehr Vertrauen gewinnen. Auf diesen Prozess will er sich konzentrieren – mit dem Aspekt, dass sein Vertrag ausläuft, nur im Hinterkopf. «Denn stimmt die Leistung, kommt auch ein Vertrag.» Auch davon ist Meier überzeugt.