Der Corona-Schock machte es möglich: Im Sommer herrschte zwischen der NHL und der NHLPA, der Spielergewerkschaft, Harmonie, wie wohl nie zuvor. Man einigte sich geschmeidig auf das «Return to Play»-Programm mit Playoffs im Herbst in zwei Blasen. Und: Auch der Gesamtarbeitsvertrag CBA wurde vorzeitig um vier Jahre bis 2026 verlängert.
In der Vergangenheit war der CBA-Kampf jeweils eskaliert, was 2004/05 und 2012/13 zu Lockouts geführt hatte, worauf Superstars wie Thornton, Kane, Zetterberg oder Bergeron in der Schweiz gastierten.
Vier Monate später sind die Fronten wieder verhärtet. Bis jetzt ist man sich noch nicht einig, wie es weitergehen soll. Es ist nicht mehr realistisch, die Saison Anfang Jahr zu beginnen. Derzeit rechnet man mit einem Beginn Mitte Januar, mit Trainingscamps nach Neujahr. Gespielt sollen dann nur noch 56 statt 82 Spiele. Wenn man denn auch spielt…
NHL will nun mehr Zugeständnisse
Denn die Parteien zanken ums Geld. Und zwar nicht, um wie viel die Spieler – das ist im CBA geregelt (50 Prozent der aus dem Spielbetrieb stammenden Einnahmen der Liga) –, sondern wann sie es bekommen.
Dabei hatte man sich im Sommer schon darauf geeinigt. Doch nun verlangt die Liga zusätzliche Zugeständnisse, was die Spieler vor den Kopf stösst. Dabei geht es um zwei Punkte: Den sogenannten Escrow und die Stundung von Löhnen.
Der Escrow ist ein System, bei dem ein Teil des Lohns vorsorglich hinterlegt und das Geld dann so ausbezahlt wird, dass es den festgeschriebenen 50 % entspricht. So wurden 2018/19 12,9 % zurückbehalten und nur 3,25 % ausbezahlt, womit die Spieler 6,65 % weniger Lohn erhielten. Bei der Verlängerung des CBA legte man fest, dass der Escrow schrittweise gesenkt wird.
Beide Seiten wollen die Saison spielen
Für die kommende Saison wurde der Escrow aber auf 20 % festgelegt, um den Corona-Schaden zu antizipieren. Dazu einigte man sich darauf, dass weitere 10 % gestundet und erst in den kommenden Jahren ausbezahlt werden. Doch das reicht der Liga nun nicht mehr. Nun verlangt sie eine Stundung von 26 %, wie «The Athletic» berichtet.
Ohne (oder mit nur wenigen) Fans wird es auf beiden Seiten Millionen-Einbussen geben. Klar ist aber, dass man spielen will, um die NHL im Gespräch zu behalten, zumal der TV-Vertrag 2021 ausläuft. Wenn die Bedingungen geändert werden, will die NHLPA auch eine Gegenleistung. Doch die Liga ist am längeren Hebel. Kommt es in den kommenden Tagen zur Einigung zwischen NHL-Commissioner Gary Bettman und Gewerkschaftsboss Don Fehr?
Die Zeit drängt. Denn man will die Saison vor Olympia in Tokio (ab 23. Juli) beenden. Einerseits aus Rücksicht auf TV-Partner NBC, andererseits weil man die nächste Saison pünktlich beginnen will, da 2022 ja auch noch Olympia in Peking ansteht.