Gaëtan, weshalb kehrten Sie erst jetzt in die Schweiz zurück?
Gaëtan Haas: Weil es nicht vorwärtsgeht. Es hiess, die Quarantäne dauere zwei Wochen. Dann wurde sie um weitere zwei Wochen verlängert. Und schliesslich wurde uns mitgeteilt, dass wir die Eishalle wohl nicht vor Juni werden betreten können.
Wie verlief die Rückreise?
Der Flughafen in Toronto wirkte wie ausgestorben. Im Flugzeug sassen vielleicht elf Personen. In Zürich war bloss unser Gepäckband in Betrieb. Die Ankunftshalle war leer. Meine Freundin und ich trugen Schutzmasken und Handschuhe. Wir nehmen die Situation ernst.
Wie haben Sie die Zeit in Edmonton verbracht?
Wir schauten uns alle möglichen Netflix-Serien an, auch langweilige. Dazu spielten wir Uno und ich begann, mit Hilfe einer App Italienisch zu lernen. Um zu Hause trainieren zu können, holte ich im Stadion ein Velo und ein paar Hanteln. Jetzt bin ich froh, hier zu sein.
Weshalb?
Ich hatte das Glück, dass die Wohnung unterhalb meiner Eltern, die sie jeweils an Jugendliche vermieten, frei wurde. Es gibt einen grossen Garten. Und ich kann mit dem Hund meiner Eltern spazieren gehen. In Kanada sass ich bloss in der Wohnung, sah wochenlang die Sonne nicht mehr. Es war um null Grad.
Was fällt Ihnen in der Schweiz auf?
Ich hatte in Kanada keine Angst, am Virus zu erkranken. Die Menschen halten Distanz. Auch beim Einkaufen. Als ich hier in den Coop ging, kreuzten sich die Leute ständig.
Glauben Sie an eine Fortsetzung der Saison?
Im Moment nicht. Es hiess, wir sollten die ersten drei Wochen wie eine Sommerpause nehmen, deshalb trainiere ich derzeit auch nicht. Zudem werde ich mich am 28. April einem operativen Eingriff unterziehen.
Woran leiden Sie?
Ich brach mir letzte Saison in den Playoffs mit Bern den Finger. Nun muss eine Platte entfernt werden. Aber ich sollte wieder spielen können, falls die Meisterschaft fortgesetzt wird.
Wie haben Sie Ihre erste NHL- Saison erlebt?
Es war nicht immer einfach. Trotzdem habe ich 58 Spiele bestritten. Das ist sehr positiv. Dass ich nicht in der ersten Linie spielen würde, war mir klar. Ich bin auch keiner, der nur offensiv denkt. Ich habe auch defensiv meinen Job erledigt.
Trotzdem sollen Sie mit Ihrer Rolle nicht happy sein.
Du kannst nicht zufrieden sein, wenn du nur sechs Minuten pro Spiel auf dem Eis stehst. Ich bin ehrgeizig.
Ihr NHL-Kontrakt läuft aus. Jener beim SCB ist noch bis 2021 gültig. Kehren Sie zurück?
Es entscheidet sich im Sommer. Ich muss mir überlegen, was ich will und was für Möglichkeiten sich bieten. Im Moment ist alles offen. Edmonton zeigte sich positiv. Doch auf dem Tisch ist nichts. Beim SCB wären sie froh, wenn ich bis Juli sagen könnte, ob ich noch eine Saison in Nordamerika spielen werde oder nicht.
Vor zwei Wochen ist Ihr Teamkollege Colby Cave an den Folgen einer Hirnblutung gestorben. Wie haben Sie diesen Schock erlebt?
Es ist brutal hart. Ich kann es noch immer nicht fassen. Jemand hat die Nachricht in den Teamchat geschrieben. Der Manager hat uns dann telefonisch informiert.
Er spielte mehrheitlich in der AHL. Wie gut kannten Sie sich?
Er gehörte zu den Ersten, die mich begrüssten, als ich in Edmonton eintraf. Wir waren Konkurrenten, kämpften um denselben Platz. Trotzdem hatten wir es gut, gingen essen, fuhren zusammen ins Training und spielten gemeinsam in der AHL. In der Kabine sass ich neben ihm. Es ist schwer zu begreifen, was geschah.