Jugendfreunde Josi und Weber
Diese Buben mischen die NHL auf

Kinder, wie die Zeit vergeht. Vor zwanzig Jahren haben Roman Josi und Yannick Weber die NHL nur von der Playstation her gekannt, jetzt greifen die Berner zusammen nach dem Stanley Cup.
Publiziert: 12.05.2017 um 15:40 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 19:30 Uhr
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Yannick Josi, Yannick Weber und Roman Josi in den 90ern (v.l.).
Marcel W. Perren

Die Geschichte von Roman Josi (26) und Yannick Weber (28) ist ein Beleg dafür, dass manchmal sogar die ganz grosse Eishockeywelt zum Mikrokosmos schrumpft. Rückblick: Als Roman Mitte der 90er Jahre erstmals für die Bambini des SCB die Schlittschuhe geschnürt hat, spielte sein älterer Bruder Yannick mit einem anderen Yannick für die Moskitos der Stadtberner – mit Yannick Weber.

Die beiden Josi-Buben und Weber haben später zusammen mehrere Junioren-Titel gewonnen. Und selbst neben dem Eis drehte sich bei diesem Trio fast alles ums Eishockey. Das NHL-Playstation-Game gehörte zu den beliebtesten Freizeitbeschäftigungen der «Bärner Giele.» Josi hat auf seiner Spielkonsole meistens den virtuellen Joe Sakic von den Colorado Avalanche gelenkt, Weber spielte als Steve Yzerman von den Detroit Red Wings.

«Weil es damals noch keine Internetseite gegeben hat, auf der man sich die NHL-Spiele live anschauen konnte, war dieses Spiel unser einziger Bezugspunkt zur besten Liga der Welt», erinnert sich Weber. Sakic und Yzerman sind längst Geschichte. Dafür spielen jetzt die einst so verspielten Buben Josi und Weber mit Nashville um den echten Stanley-Cup.

Im Fall von Josi ist das weniger überraschend als bei Weber. Während Roman bereits in der letzten Saison zum NHL-All-Star avanciert ist, schien Yannick im letzten Frühling seinen Bubentraum von einer grossen Karriere in Nordamerika begraben zu müssen. In Vancouver wurde der Verteidiger mit knallhartem Schuss aussortiert.

«Es hat in dieser Phase einige Leute gegeben, die mir zu einem Wechsel zurück in die Schweiz geraten haben.» An Angeboten aus der Heimat hat es auch nicht gemangelt, Weber hätte durch eine Rückkehr in die Schweiz auch mindestens so viel Geld verdienen können.

Dann unterschrieb er aber für eine Bruttosumme von 575 000 Dollar in Nashville. Abzüglich der Steuern bleiben ihm derzeit etwa 289 000 Franken. Zum Vergleich: Roman Josi garniert in diesem Jahr 4 250 000 Dollar brutto. Doch nun deutet vieles darauf hin, dass Weber nach dieser Saison einen deutlich besser dotierten Vertrag erhält. Er ist mittlerweile in der dritten Abwehrreihe der Predators eine feste Grösse.

Und wird auch mit Lob von Josi überschüttet: «Er macht bei uns wirklich einen sensationellen Job, das war für uns ein echter Glücksgriff.» Weber weiss auch, dass er diese erfreuliche Entwicklung auch seinem Berner Kumpel zu verdanken hat: «Josi hat mir den Start in Nashville enorm erleichtert. Er hat mir einen schnellen Zugang zu den anderen Mitspielern ermöglicht. Und anfänglich habe ich auch bei ihm gewohnt.»

In der Zwischenzeit hat Weber in Nashville zwar seine eigenen vier Wände gefunden, auf Dienstreisen sind die beiden Berner aber nach wie vor unzertrennlich. «Vor Auswärtsspielen gehen Yannick und ich immer zusammen zum Abendessen. Und in Nashville grillieren wir sehr oft zusammen», erzählt Josi.In der Nacht auf Samstag bestreiten die beiden das erste Halbfinal-Spiel gegen die Anaheim Ducks (03.00 Uhr MEZ). Es ist der vorläufige Höhepunkt eines realen Berner Eishockeymärchens.

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