Es ist eine Meldung, welche die Eishockey-Community in Schockstarre versetzt. Noch am Donnerstagabend geisterte sie als vages Gerücht durch die sozialen Medien, dann folgte am Freitag die Gewissheit: Der NHL-Profi Johnny Gaudreau ist bei einem Verkehrsunfall im Alter von nur 31 Jahren ums Leben gekommen.
Zusammen mit seinem jüngeren Bruder Matthew (†29) war Gaudreau laut US-Medien in der Nähe seines Familienhauses in New Jersey mit dem Velo unterwegs, als beide von einem Jeep angefahren und tödlich verletzt wurden.
Mit Johnny Gaudreau verliert die NHL nicht nur einen Star, sondern auch einen Spieler, der für viele andere Athleten als Idol und Inspiration galt. Mit einer Grösse von nur 1,75 m entsprach er nicht den Idealen eines Top-Eishockeyprofis. Im Draft 2011 wurde er erst als 104. Spieler von den Calgary Flames gezogen. Und trotzdem setzte der US-Amerikaner zu einer beeindruckenden Karriere an, wofür ihm die Fans liebevoll den Spitznamen «Johnny Hockey» verpassten.
Der schmächtige Gaudreau wurde auf dem Eis zum Lausbuben
Als die NHL-Laufbahn Gaudreaus in Calgary begann, stand dort mit Jonas Hiller (42) ein Schweizer für die Flames zwischen den Pfosten. Er erinnert sich noch genau an Gaudreaus Auftritt in der Kabine. «Als Neuling war er zu Beginn noch schüchtern», sagt Hiller zu Blick. «Er war klein, fast ein wenig schmächtig im Vergleich zu den übrigen NHL-Spielern. Und ich dachte mir: ‹Das soll jetzt also dieser Johnny Hockey sein, von dem alle geredet hatten?›»
Doch auf dem Eis bekamen die Teamkollegen dann rasch die andere Seite des talentierten Spielers zu sehen. «Mit dem Puck am Stock blühte Johnny auf. Dann sah man, dass er mit einem ganz besonderen Eishockeyverständnis gesegnet war», schwärmt Hiller. «Er war ein Lausbub, das konnte dich als Goalie dann auch mal auf die Palme bringen.»
«Man sagt sich immer, dass das gar nicht sein kann»
Bis 2016 spielte Hiller noch in Calgary, ehe er zu Biel in die Schweiz zurückkehrte. Der Kontakt zu Gaudreau hielt nicht. Umso grösser ist jetzt die Bestürzung beim ehemaligen Schweizer Nationalgoalie (vier WM-Teilnahmen, dreimal bei Olympia) über die Tragödie. «Es ist völlig surreal und man sagt sich immer, dass das ja gar nicht sein kann.»
Hiller, der wie Johnny Gaudreau zwei Kinder hat, denkt in diesen Stunden auch an die Hinterbliebenen. «Es geht mir sehr nah, weil man selber eine Familie hat und sich darum nicht vorstellen will, wie es diesen Menschen im Umfeld jetzt gehen muss.»
Gaudreau absolvierte insgesamt 763 Spiele in der NHL. Nach neun Saisons in Calgary wechselte der US-Amerikaner 2022 zu den Columbus Blue Jackets. Daneben lief er 43-mal für das Nationalteam auf, mit dem der Spieler 2018 die WM-Bronzemedaille gewann.