Mike Babcock war der gefragteste Mann auf dem NHL-Transfermarkt, nun hat der Stanley-Cup-Champion (2008) und zweifache Olympiasieger (2010, 2014) bei Toronto unterschrieben. Warum? Wegen 50 Millionen Dollar.
In den Medien war zuvor während Wochen gerätselt worden, welche Organisation Babcock die besten Aussichten auf raschen Erfolg bieten würde – auch weil der Trainer mehrfach betont hatte, dass in erster Linie die sportliche Perspektive den Ausschlag geben würde.
Am letzten Mittwoch wurde allerdings klar, was Babcock wirklich antreibt: Die Millionen. Weder die Toronto Maple Leafs, die zuletzt den Zuschlag erhielten noch die Buffalo Sabres, die lange als Kronfavorit gehandelt wurden, werden in der nahen Zukunft ein Spitzenteam sein.
Babcocks Vertrag bei den Maple Leafs hat eine Laufzeit von acht Jahren und ist 50 Millionen wert, mit einem durchschnittlichen Jahressalär von 6,25 Millionen Dollar wird Babcock so zum bisher bestbezahlten Eishockey-Trainer. Ein Vergleich: Der zweifache Stanley-Cup-Gewinner Joel Quenneville von den Chicago Blackhawks verdient nicht mal die Hälfte davon. Allerdings darf er sich bereits jetzt händereibend auf den Sommer 2016 freuen, dann läuft sein Vertrag bei den Blackhawks aus.
Die Toronto Maple Leafs, die reichste Organisation der Liga mit der geringsten Glaubwürdigkeit, bezahlen also 50 Millionen Dollar für den Versuch, einen über lange Zeit beschädigten Ruf zu reparieren.
Detroit, das seine besten Angestellten immer anständig bezahlt, machte Babcock bewusst eine Offerte, die er nie ernsthaft in Betracht ziehen würde: fünf Jahre und 20 Millionen. In letzter Konsequenz liessen ihn die Red Wings – das wohl am besten geführte und gemanagte Team der Liga – einfach ziehen und gaben ihm so noch eine Einschätzung mit auf den Weg, was er für sie ungefähr wert ist. Die Red Wings hatten mehr als ein Jahr Zeit, einen Ersatzmann für Babcock zu evaluieren und bereiteten ihren AHL-Coach Jeff Blashill behutsam auf diesen Moment vor, etwa so, wie das Tampa Bay mit Jon Cooper machte.
Die grösste Enttäuschung an einem für die NHL wegweisenden Tag erlebte allerdings (Noch)-SCB-Trainer Guy Boucher, den viele Toronto-Insider bereits als nächsten Maple-Leafs-Coach sahen. Boucher soll quasi den Kugelschreiber schon angesetzt haben, als Mike Babcock am Mittwochmorgen Maple-Leafs-Präsident Brendan Shanahan mitteilte, er werde die grosszügige Offerte annehmen. Aber es gibt noch einen Silberstreifen am Boucher-Horizont: Er gilt als einer der Favoriten für den Job in New Jersey.