Forest Hills ist der spektakulärste Bezirk in der Region Nashville, Tennessee. Hier residieren die Reichen und die Schönen. So wie zum Beispiel Sheryl Crow. Ein paar Autominuten vom luxuriösen Anwesen der Rocksängerin entfernt gibt in einer im Landhausstil erbauten Villa derzeit ein 13 Monate alter «Giel» mit Berner Wurzeln den Ton an. Der kleine Mann heisst Luca und ist der Sohn unseres NHL-Topstars Roman Josi.
«Luca rennt ständig im Haus herum und macht die Geräusche unserer beiden Hunde nach. Es ist so schön und so lustig. Ich geniesse wirklich jeden Moment, den ich zu Hause mit meinem Sohn und meiner Frau Ellie verbringen darf», schwärmt Roman.
Dass sich das Familienleben auch gewinnbringend auf seine sportlichen Leistungen auswirkt, lassen die Statistiken der laufenden Spielzeit in der besten Eishockey-Liga der Welt erahnen. In 62 Spielen hat der Captain der Nashville Predators 81 Skorerpunkte erzielt – damit liegt er im Ranking der NHL-Verteidiger klar an der Spitze. Und letzte Woche wurde Roman von der NHL zum Spieler des Monats gewählt.
Die Verkrampfung nach dem grossen Coup
In der letzten Saison ist es Josi weniger rund gelaufen. «Ich war mit meinem letzten Jahr überhaupt nicht zufrieden. Und nachdem wir in der ersten Playoffrunde ausgeschieden sind, habe ich ziemlich lange Ursachenforschung betrieben.»
Die Erkenntnis des 31-Jährigen: «Nachdem ich 2020 mit der Norris Trophy für den besten Verteidiger ausgezeichnet worden war, wollte ich zu viel und habe mich dadurch verkrampft. Mir hat die optimale Balance gefehlt.» Diese habe er jetzt eben auch durch die Geburt seines Stammhalters gefunden.
«Es mag wie ein abgedroschenes Klischee klingen, aber es ist nun einmal so: Meinem Sohn ist es völlig egal, ob ich als Gewinner oder Verlierer von einem NHL-Spiel nach Hause komme. Ihm ist wichtig, dass ich mit ihm möglichst viel Zeit verbringe. Und dadurch kann ich wunderbar abschalten.»
Ab Juli wird Josi als Vater noch mehr gefordert sein – Gattin Ellie erwartet dann das zweite Kind. Bis dahin will sich der Mann mit der Rückennummer 59 einen sportlichen Traum erfüllen – den Gewinn des Stanley Cups. Derzeit liegen Josis «Preds» in der Western Conference allerdings «nur» an fünfter Stelle.
«2017 haben wir in unserer Conference die Playoffs auch als achtes und letztes Team erreicht und sind bis in den Final vorgedrungen. Unser jetziger Spielstil stimmt mich enorm zuversichtlich.» Was Josi besonders gefällt: «Wir spielen in dieser Saison ein besonders hartes Hockey, jeder zerreisst sich für den anderen. Und mit Matt Duchene und Filip Forsberg besitzen wir zwei herausragende Torschützen.»
«Lundskog hat mir mit seinen Ideen imponiert»
Einzig das frühe Saison-Out seines Stammklubs SC Bern hat Josi zuletzt aufs Gemüt geschlagen. Als Mitbesitzer wurde er Anfang Woche über den Rücktritt von CEO Marc Lüthi informiert, dem er dankbar ist für die drei Jahre, die er in der ersten Mannschaft des SCB spielen durfte. «Ich bin Marc enorm dankbar für die herausragende Arbeit, die er in den letzten 20 Jahren für den SCB geleistet hat. Vor allem dank ihm hatte ich drei so schöne Jahre in der ersten Mannschaft. Und ich bin extrem happy, dass wir mit Raeto Raffainer den perfekten Nachfolger gefunden haben. Rafa geniesst mein vollstes Vertrauen.» Viele Fans hätten es gerne gesehen, wenn sich nun auch Trainer Johan Lundskog verabschiedet hätte. Josi gewährt dem Schweden aber Rückendeckung: «Ich bin zwar zu weit weg, um seine Arbeit im Detail beurteilen zu können. Aber ich habe mich im Herbst einmal ausführlich mit Johan unterhalten. Und da hat er mir mit seinen Ideen sehr imponiert.»
Josi appelliert nun an alle Mitglieder des Vereins, die Ruhe zu bewahren. «Für die erfolgsverwöhnten Berner ist ein Ergebnis wie in dieser Saison natürlich ungewohnt. Aber der SCB befindet sich nun einmal im Umbruch. Und deshalb braucht dieser Klub und sein Umfeld auch ganz viel Geduld.»