«Ich schau jedes Spiel live»
So schafft Mama Josi den Stanley-Cup-Marathon

Vom beschaulichen Stettlen ins pulsierende Nashville: Mami Doris und Bruder Yannick besuchen Roman Josi Ende Woche.
Publiziert: 29.05.2017 um 15:17 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 16:01 Uhr
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Doris Josi lässt sich auch am TV kein Spiel von Sohn Roman entgehen, schläft dafür jeweils einige Stunden vor.
Foto: BENJAMIN SOLAND
Marcel W. Perren

Grüne Wiesen, prächtige Bauernhäuser und ein friedlich vor sich hin plätschernder Dorfbrunnen – Doris und Yannick Josi stehen in ihrem Wohnort Stettlen mitten in der Idylle des Berner Mittellandes. Mit ihren Gedanken sind die Mutter und der Bruder von NHL-Superstar Roman Josi aber in Nashville.

Vor dem ersten Finalspiel um den Stanley-Cup werden die beiden wieder besonders früh ins Bett gehen. «Ich schaue mir jedes Spiel von Romans Predators live im Internet an. Deshalb muss ich immer ein paar Stunden vorschlafen. Nach dem Match lege ich mich dann meistens noch einmal für eine Stunde ins Bett, bis ich in die Stadt Bern zur Arbeit fahre», erzählt Doris Josi.

Ab kommendem Freitag hat sie aber bei ihrem Arbeitgeber Urlaub eingegeben: «Ich habe mich bei meinem glücklicherweise sehr verständnisvollen Chef bis zum Ende des Stanley-Cup-Finals abgemeldet. Yannick und ich werden Ende Woche nach Nashville fliegen.»

Josi hilft Obdachlosen

Yannick, der derzeit in Zürich seinen Zivildienst absolviert, residierte bereits im letzten Winter für drei Monate bei seinem zwei Jahre jüngeren Bruder in den USA: «Das war eine besonders schöne Zeit in meinem Leben. Ich durfte dank Roman Dinge erleben, die man normal nicht zu Gesicht bekommt.» Roman hat seinem Bruder aber nicht nur die schönen und reichen Seiten von Nashville gezeigt. «Mein grossherziger Bruder ist bei den Obdachlosen in der Stadt besonders beliebt, weil er ihnen regelmässig Geld spendet. In seiner Wohnung stapeln sich die Strassenmagazine, die er einem besonders armen Kerl für 20 Dollar abkauft.»

Das gute Gefühl

In seiner Kindheit hat er gemeinsam mit Roman und dessen Nashville-Kollegen Yannick Weber in den Nachwuchs-Teams des SC Bern Eishockey gespielt. «Yannick war auf dem Eis ebenfalls sehr talentiert, aber ihm hat im Endeffekt der Ehrgeiz von Roman gefehlt», sagt Mama Doris, die in den 80er Jahren einige nationale Erfolge als Schwimmerin verbuchen konnte.

Yannick lächelt und nickt: «Roman hat von unserer Mutter den Ehrgeiz und vom Vater die Ruhe geerbt. Weil ich von der Mutter lediglich das Temperament, aber eben nicht den Biss erbte, habe ich meine Hockey-Karriere mit 14 beendet.» Seit ein paar Jahren schnürt Yannick Josi seine Schlittschuhe zum Plausch als Stürmer für den HC Bern Altstadt in der 3. Liga.

Der kaufmännische Angestellte ist sich aber sicher, dass er in Nashville schon bald die grösste und wichtigste Eishockey-Trophäe der Welt wird feiern können: «Ich weiss nicht warum, aber ich habe schon seit Beginn der Playoffs das genau gleich gute Gefühl, wie ich es vor der WM 2013 in Schweden hatte, als Roman zum besten Spieler des Turniers gewählt wurde. Ich glaube, Nashville gewinnt die Final-Serie gegen Pittsburgh mit 4:2.»

Das erste Final-Spiel zwischen den Predators und Mark Streits Penguins findet in der Nacht auf morgen in Pittsburgh statt.

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