Wer vor einem Jahr darauf gewettet hätte, wäre für verrückt erklärt worden. Aber heute auch um eine hübsche Stange Geld reicher. Nico Hischier, 18-jähriger Mittelstürmer aus Naters im Kanton Wallis, wird im NHL-Draft von den New Jersey Devils als Nummer 1 gezogen. Nolan Patrick, der Hauptkonkurrent des Schweizers im Rennen um den Platz an der Spitze, geht als zweite Wahl zu den Philadelphia Flyers.
Kurz nach 1 Uhr in der Nacht auf Samstag kommt der grosse Moment. New Jerseys General Manager Ray Shero spricht die Worte: «Mit dem ersten Pick im NHL-Draft wählen die New Jersey Devils: Nico Hischier.» Es sind Worte, die im Schweizer Hockey Geschichte schreiben, noch nie war ein Eidgenosse die Nummer 1.
Die Kameras der TV-Übertragung zeigen, wie Hischier hinter der Bühne aufspringt, seine Mutter Katja in die Arme schliesst.
«Ich kann es nicht beschreiben. Ich bin unglaublich glücklich. Ich habe meine Mutter umarmt, ich glaube, sie hat ein bisschen geweint. Ein sehr emotionaler Moment», wird Hischier später darüber sagen.
Dann gehts nach vorne, auf die Bühne. Trikot überstreifen, Mütze aufsetzen. Hischier strahlt im Devils-Rot.
Als er von der Bühne heruntergeht, fasst er sich an die Brust. «Ich habe einen neuen Puls-Rekord aufgestellt, glaube ich», sagt Hischier. «Auf dem Eis ist mein Puls jedenfalls nie so hoch. Als ich am Morgen aufgestanden bin, war alles noch normal. Aber sobald ich in der Arena war, ist er nach oben geschossen. Und da blieb er bis zum Schluss.»
Und so beginnt in den Katakomben des United Center von Chicago der Interviewmarathon für den neuen Devils-Star. «Ich bin sprachlos», sagt Hischier zunächst. «Ich weiss nicht, was ich sagen soll. Ein unglaubliches Gefühl. Unbeschreiblich.»
Kurz darauf findet der Schweizer dann doch noch Worte. «Es bedeutet mir viel», antwortet er, darauf angesprochen, Geschichte geschrieben zu haben. «Und es ist noch einmal etwas besonderes, diesen Moment mit der Familie teilen zu können. Ich geniesse es.»
Mit seinem neuen Klub habe er sich vor dem Draft noch nicht tiefer beschäftigt. «Es ist grossartig, für ein derart tolles Team mit einer solch grossartigen Geschichte spielen zu dürfen. Ich freue mich richtig darauf. Damien Brunner hat hier gespielt, Brodeur, Kovalchuk», zeigt sich der Schweizer schon ziemlich sattelfest in der jüngeren Devils-Geschichte.
Die Wahl zur Nummer 1 ist für Hischier der Höhepunkt einer Wahnsinns-Saison: 41 Tore und 93 Punkte sind Hischier in der letzten Saison für die Halifax Mooseheads in der kanadischen Juniorenliga QMJHL gelungen. Die U20-WM katapultierte ihn endgültig in den Hockey-Himmel. «Das hätte ich mir nie träumen lassen, als ich herübergekommen bin.»
Ein Traum ist es auch nicht. Und das Ende von Nico Hischiers Hockey-Märchen soll es noch lange nicht sein. «Mein grösstes Ziel ist es, in der NHL zu spielen», sagt er. «Ich weiss, dass ich dafür hart arbeiten muss. Morgen gehts los.» Sagts, steht auf und entschwindet in der Loge der New Jersey Devils. Kennenlernen mit den neuen Chefs ist angesagt.