Familie Hischier
«Mein Bruder schüttelt Crosby die Hand»

Katja, Rino, Nina und Luca Hischier platzen vor Stolz auf ihren Nico. Sie wissen genau, wie viel Arbeit hinter seinem Aufstieg zum Top-Talent steckt.
Publiziert: 18.06.2017 um 11:18 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 19:11 Uhr
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Mutter Katja, Vater Rino und Schwester Nina Hischier freuen sich auf die Reise in die USA zum NHL-Draft.
Foto: Sven Thomann
Emanuel Gisi

Aus der Ruhe bringen lassen sie sich im Wallis nicht so schnell. «Es klingt vielleicht seltsam, aber wir haben gar nicht so viel Zeit, uns damit zu beschäftigen», sagt Rino Hischier. Der Versicherungs-Agent sitzt mit Frau Katja, von Beruf Sportlehrerin, und Tochter Nina, bald Studentin, auf der Terrasse seines Hauses in Naters VS. Im Rücken die Berge, der Blick geht ins Tal. Die Sonne scheint, es weht ein leichter Wind. «Fehlt nur der See», sagt Hischier und lacht.

Die Aufregung, die um den jüngsten Spross des Hauses entstanden ist, scheint hier weit weg. Dabei kann Nico Hischier am 23. Juni Hockey-Geschichte schreiben. Der 18-Jährige hat gute Chancen, im NHL-Draft die Nr. 1 zu werden. «Es ist verrückt, was gerade abgeht», sagt der Vater, früher Instruktor beim Schweizerischen Fussballverband. Seit Nico vor einem Jahr losgezogen ist, um in der kanadischen Juniorenliga QMJHL für die Halifax Mooseheads zu spielen, ist der Teufel los. Der Schweizer wird dank 93 Skorerpunkten in 63 Saisonspielen von der aussichtsreichen Nachwuchshoffnung zum Top-Talent. Die Medien übertreffen sich mit Superlativen. Scouts und Manager schwärmen.

Aber wie ist aus dem 18-Jährigen eines der begehrtesten Hockey-Talente der Welt geworden? Die Hischiers wissen es selber nicht so genau. «Unsere Kinder haben immer viel Sport gemacht», sagt Katja Hischier. Fussball, Ski, Snowboard, Hockey, Geräteturnen, Judo, Volleyball, ausprobiert wurde alles. «Wir haben es gut hier», sagt die Mutter und zeigt in Richtung Berg. «In 20 Minuten sind wir auf der Skipiste von Belalp, dort unten im Tal sind die Fussballplätze und die Badi. Es lief einfach immer etwas und Nico hat als Jüngster alles mitgemacht. Er wollte immer dabei sein.»

Mit zweieinhalb Jahren stand er das erste Mal auf den Schlittschuhen. «Er hat alles gemacht, was Luca gemacht hat.» SCB-Stürmer Luca, der grosse Bruder, ist eine grosse Figur im Leben von Nico. «Wir reden über alles», sagt der 22-Jährige. Wenn es um Hockey geht sowieso. «Nico hat über die Frage, nach Kanada zu gehen, mit Luca viel mehr diskutiert als mit uns», sagt Mutter Katja. Dieser meint: «Natürlich ist es unglaublich gut gelaufen. Aber ich wusste, dass er das Potential hat. Er hat sich das alles verdient.»

Denn etwas hat Nico Hischier immer schon gemacht: gearbeitet. «Er wollte immer können, was wir älteren Geschwister konnten», erinnert sich Schwester Nina (20), die im Herbst für ein paar Monate mit dem jüngeren Bruder in Halifax lebte. «Und er hat nicht nachgelassen, bis er es wirklich konnte. Das hat er einfach in sich.»

Einen Ansporn habe es nie gebraucht, sagt Rino Hischier. «Das wollten wir auch nicht. Unsere Kinder sollten Sport machen, weil sie Freunde daran haben. Wir haben sie nie gepusht.»

Und nun steht Nico Hischier in diesen Wochen im Rampenlicht. Am NHL-Combine in Buffalo wird er von den Klubs auf Herz und Nieren getestet, zum Stanley-Cup-Final nach Nashville eingeladen, wo er die Stars der Finalisten trifft.

«Es ist schon speziell, die Bilder zu sehen», sagt Nina. «Mein kleiner Bruder schüttelt Sidney Crosby die Hand, gibt all die Interviews. Da muss ich manchmal schon schmunzeln. Ich bin immer noch dabei, mich daran zu gewöhnen.»

Zum Draft fliegt die ganze Familie nach Chicago. Nicht nur zum Vergnügen. Ein paar General Manager von NHL-Teams wollen die Eltern noch kennenlernen. Ob sie ein Traumszenario haben? «Ob Nummer 1 oder 2 ist nicht so wichtig», sagt Rino Hischier. Klar mache man sich seine Gedanken. «Aber entscheidend ist, dass er glücklich ist. Ich hoffe, dass er bei einem Team landet, das auf ihn eingeht und ihm die Zeit gibt, die er braucht», sagt er.

Eines wissen die Hischiers dagegen mit Sicherheit. «Eine Flasche guter Walliser Wein» wird im Gepäck sein, wenn das Flugzeug in Richtung Nordamerika abhebt, sagt Rino. «Wäre ja schade, wenn wir in Chicago nicht feiern könnten.»

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