Niemand zweifelt am grossen Talent von Kevin Fiala. Und letzte Saison zeigte der Erstrunden-Draft von 2014, was in ihm steckt, als er 23 Tore und 25 Assists für die Nashville Predators buchte und dann mit der Schweiz in Kopenhagen zu WM-Silber (5 Spiele, 5 Skorerpunkte) stürmte.
Deshalb erwartete man in der Country-Metropole auf diese Saison hin den nächsten Schritt. Der 22-Jährige sollte regelmässig Tore schiessen und für Glanzpunkte sorgen. Auch BLICK traute ihm eine grosse Spielzeit zu: «Fiala wird unsere Nummer 1!» Der Flügel werde den Schweizer Punktrekord von Mark Streit von 2007/08 (62 Punkte) knacken.
Nashville will den grossen Coup jetzt
Damit wird es wohl nichts. Fiala hat es nicht geschafft, regelmässig überzeugende Leistungen abzuliefern. In 64 Spielen erreichte er bisher 10 Tore und 22 Assists, obwohl er zuweilen auch in der ersten oder zweiten Sturmreihe (15 Minuten Eiszeit pro Spiel) ran durfte. Zu wenig für den Geschmack der Predators. Sie verloren die Geduld, zumal sie jetzt Erfolg haben wollen und nicht erst, wenn Fiala gereift ist.
So tauschte ihn General Manager David Poile gestern kurz vor NHL-Transferschluss bei Minnesota für den Finnen Mikael Granlund (26) ein. Dazu holten die Predators auch noch Power-Stürmer Wayne Simmonds von Philadelphia. So wollen sie die Schwachstelle, das Powerplay, beheben. Und die Chancen auf den Stanley-Cup-Sieg dürften für die beiden in Nashville verbliebenen Schweizer Roman Josi und Yannick Weber gestiegen sein.
Für Fiala beginnt in St. Paul ein neues Leben. Was ihn erwartet, kann ihm Nino Niederreiter erzählen. Sein Nati-Kollege beim Silber-Coup von Kopenhagen wurde letzten Monat von Minnesota nach Carolina abgeschoben und blühte bei den Hurricanes auf.
Wild-GM Fenton sieht ihn als «Gamebreaker»
Auf den gleichen Effekt hoffen die Wild bei Fiala. «Er ist elektrisierend», sagt Minnesotas General Manager Paul Fenton gemäss «The Athletic». Er kennt den Schweizer. Schliesslich arbeitete er 20 Jahre lang in der Organisation der Predators, ehe er auf diese Saison hin zu Minnesota wechselte.
Fenton sagt, Fiala könne ein «Gamebreaker» sein, ein Stürmer, der Partien entscheiden kann. «Das begeistert mich am meisten an ihm.» Der Wild-GM schwärmt: «Sein Stock ist elektrisiert. Seine Übersicht ist einzigartig. Er hat die Fähigkeit, auf engstem Raum einen Mitspieler anzuspielen. Ich denke, Kevin kann uns helfen.»
Wie kommt Fiala mit Boudreau zurecht?
Die Messlatte für den hochtalentierten Flügel ist hoch. Er muss liefern. Doch dem Ostschweizer, dessen Vertrag, den er nur bei Minnesota verlängern kann, Ende Saison ausläuft, stellt Fenton eine grössere Rolle in Aussicht. Ob er im Gegensatz zu Niederreiter die Gunst des sehr umstrittenen Trainers Bruce Boudreau (wie lange hält er sich noch?) erhält, wird sich weisen.
Während Nashville jetzt nach dem grossen Wurf strebt, wird das Wild-Team derzeit im Schnellverfahren, mitten im Kampf um die Playoff-Plätze, umgebaut. In den letzten sechs Jahren war man zwar in der K.o.-Phase dabei, kam dem grossen Ziel, dem Stanley Cup, aber nie nahe. So mussten nun Niederreiter, Charlie Coyle (zu Boston) und Granlund gehen.