Doug Honegger
So verdient die NLA mehr Geld!

Doug Honegger beleuchtet exklusiv für Blick den nordamerikanischen Sportalltag. Heute vergleicht er die Geldmaschine NHL mit der NLA.
Publiziert: 27.11.2015 um 12:04 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 21:54 Uhr
Von Doug Honegger
Doug Honegger.

John Collins – ein Name, bei dem einem durchschnittlichen Schweizer Eishockeybegeisterten nicht gleich ein Licht aufgeht. Sollte es aber.

Collins galt 2006 bereits als Vermarktungsgenie, als er von der National Football League (NFL) zur NHL kam. Seine Mission: Gewinne und Beachtung der NHL in eine andere Sphäre katapultieren. Klingt einfach? War es nicht. 2006 musste die NHL gerade die Nachwehen einer Lockout-Season verdauen und generierte gerade mal Einnahmen von rund 2 Milliarden Dollar.

Seither hat John Collins diese Zahl auf sagenhafte 4 Milliarden verdoppelt, der Wert jedes der 30 NHL-Teams ist entsprechend gestiegen.

Wie hat Collins das geschafft? Seine DNA steckt in folgenden Errungenschaften:

  • Freiluftspiele (Die Events Winter Classic und Stadium Series sind in den USA populärer als die Stanley-Cup-Playoffs)
  • Globale Verkäufe und weltweites Marketing
  • Milliardenschwere Fernsehverträge, unter anderem dank Medienzugang zu Spielern, Trainern, Garderoben und Spielerbänken, praktisch ohne Einschränkungen
  • Sponsorenverträge
  • Ausbau von digitalen Medien
  • Lizenzgebühren
  • World Cup of Hockey (Herbst 2016 in Toronto)
  • Ein neues Format für das Allstar-Game, das langweilige Spiel wurde durch ein drei-gegen-drei-Turnier mit Preisgeld ersetzt

Das Schweizer Eishockey steckt in einer ähnlichen Lage wie die NHL im Jahr 2006. Sowohl die Nationalmannschaft als auch die Nationalliga müssen umdenken, wenn sie wachsen und mehr Geld verdienen wollen. 

Liga und Nationalmannschaft sind grundsätzlich solide, in mancher Hinsicht gar sehr gute Produkte. Aber mit welchen Events erreicht das Schweizer Eishockey am meisten Beachtung? Playoffs? Nationalmannschaft?

Nein. Beim Spengler Cup in Davos und mit dem Schweizer Cup dank seiner Reichweite bis in die entlegenen Winkel des Landes.

Warum? Weil hier im Gegensatz zu einer Weltmeisterschaft (ausser die Nati steht gerade im Final) oder den Playoffs nicht nur der Hardcore-Fan angesprochen wird, sondern ein breiteres Publikum.

Der grösste Schritt für Collins war damals die Erkenntnis, dass Eishockey nur eines von sehr vielen Angeboten in der Unterhaltungsbranche ist. Die Popularität eines einzelnen Produkts lässt sich aber nur dann steigern, wenn man neue Quellen erschliessen kann.

Was können Nationalliga und Verband also tun? Sie müssen ihren eigenen John Collins finden, der neue Wege geht und das Schweizer Eishockey wachsen und profitabler werden lässt. Das wird aber nur dann möglich sein, wenn dieser Mann die Klubs zu einem radikalen Umdenken bewegen kann.

Wenn bald die Verhandlungen über neue TV-Verträge beginnen, sollten sich die Nationalliga-Klubs bewusst sein, dass sie ihre Garderoben für Reporter und Kameras öffnen müssen, Live-Schaltungen auf die Spielerbank ermöglichen und die lächerlichen und unprofessionellen Interviewverbote während den Playoffs (ausgerechnet dann, wenn das Interesse an der Liga am grössten ist!) abschaffen.

Allein für die Übertragungsrechte der Spiele im bisherigen Rahmen wird es nicht mehr Geld geben. Vielleicht nicht mal mehr gleich viel wie gerade jetzt.

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