Joe Thornton und Sportchef Doug Wilson liefern sich einen verbalen Schlagabtausch – eine solche Kernschmelze war in San Jose zu erwarten, nachdem die Sharks im letzten Jahr eine 3:0-Führung im Viertelfinal gegen die LA Kings versiebt hatten. Aber jetzt, in einer Saison in der San Jose vielleicht zum ersten Mal nach 10 Jahren die Playoffs verpassen, hätte man ein anderes Duell erwartet. Vielleicht Trainer gegen Sportchef oder Trainer gegen Starspieler.
Letzte Woche zog Sportchef Wilson während eines Treffens mit Dauerkartenbesitzern vollkommen unerwartet über Thornton vom Leder und erklärte, er habe seinen Starspieler ohne dessen Wissen als Captain abgesetzt, weil dieser nicht mit dem Druck zurecht komme. Eine faule Ausrede: Es war nur Wilsons Versuch, die jährlich wiederkehrende Playoff-Schwäche der Sharks alleine an Thornton festzumachen und sich damit reinzuwaschen. Auf Anfrage der Medien konterte Thornton trocken, Wilson solle die Klappe halten und keine Lügengeschichten erzählen.
Es gab schon letztes Jahr Gerüchte über Unstimmigkeiten innerhalb der Garderobe der Sharks. Und wenn eine so talentierte Mannschaft in den Playoffs keinen Fuss vor der anderen bringt, muss irgendwo der Wurm drin stecken. Das kann bei den Trainern sein oder bei den Leistungsträgern – oder bei beiden.
Geschieht in San Jose nicht noch ein Wunder, verpassen die Sharks die Playoffs. Die Frage wird dann sein, ob Wilson im letzten Januar einen grossen Fehler beging, als er die Verträge der Stars Thornton und Patrick Marleau um drei Jahre verlängerte. Das Management – ob das nun Wilson sein wird oder allenfalls sein Nachfolger – wird diese Mannschaft aber bei einem neuerlichen Versagen in Einzelteile zerlegen müssen. Thornton und Marleau haben jedoch Klauseln in ihren Verträgen, die ein Tauschgeschäft ohne ihr Einverständnis verhindern. Warum aber sollten sie das tun, nachdem sie schon einige Male zu Sündenböcken gemacht wurden?