Tyler Seguin ist mit 18 Treffern der beste NHL-Torschütze. Ein Wunder? Das nicht gerade, schliesslich traf der Firstrounder von 2010 (Nummer 2) letzte Saison bereits 37-mal. Seit er 15 Jahre alt ist, traut man Seguin eine grosse Karriere in der besten Liga der Welt zu. Aber die Fans in der Schweiz – insbesondere in Biel – wissen seit dem Lockout-Jahr 2012, dass Seguin zwei Gesichter hat. Das etwas dunklere Gesicht des 22-Jährigen sorgte 2013 dafür, dass die Boston Bruins ihren Jungstar in einem Blockbuster-Deal mit sieben involvierten Spielern (unter anderem kam der ehemalige Davoser Eriksson nach Boston) nach Dallas verschacherten.
Nun sind die Boston Bruins eine Organisation, die sehr konservativ geführt ist. Von den Spieler wird dabei 100–prozentiges Engagement gefordert. Das Management spürte dies bei Seguin nicht mehr, nachdem er einen Vertrag über sechs Jahre und 34,5 Millionen Dollar unterschrieben hatte. Wer drei Mittelstürmer hat wie Patrice Bergeron, David Krejci und Carl Soderberg, kann sich diesen Entscheid wohl leisten – obwohl in Boston die Befürchtung, irgendwann mal davon eingeholt zu werden, latent durch die Strassen geistert. Vor allem dann natürlich, wenn Seguin so spielt wie aktuell für Dallas.
Seguin ist ein Spieler mit fünf Werkzeugen – eine rare Spezies also: Er ist gross, er sieht und liest das Spiel wie ein Spielmacher, sein Schuss gehört zu den besten der Liga (wie auch seine Schussabgabe) und er ist läuferisch einer der besten Skorer überhaupt. Fairerhalber muss man Seguin zugutehalten, dass viele 22-Jährige Profis Zeit brauchen, um als Profi auch erwachsen zu werden. Manchmal braucht es dazu einen Tapetenwechsel, damit aus dem Talent ein Star werden kann – genau das, was Seguin in Dallas gerade macht.