Ist es möglich, dass ein Spieler allein das Schicksal einer ganzen Organisation beeinflusst? Fragen Sie in Edmonton oder Pittsburgh und die Leute werden Ihnen sagen, das sei möglich, schliesslich hätten es Wayne Gretzky, Mario Lemieux oder Sidney Crosby ja vorgemacht.
In Edmonton hofft man nach dem Vertragsabschluss mit dem Wunderknaben Connor McDavid offensichtlich darauf, dass der Blitz zwei Mal am gleichen Ort einschlägt – in den 80er Jahren hatte Wayne Gretzky die Organisation in eine Dynastie mit fünf Stanley Cups verwandelt.
Die Geschichte zeigt, dass Titel nicht das einzige sind, was Lemieux und Crosby nach Pittsburgh brachten: Die Penguins hingen zwischendurch zweimal am Tropf und waren gar in Gefahr, in eine andere Stadt verscherbelt zu werden – dann brachten erst Mario Lemieux und später Sidney Crosby den Klub wieder auf Kurs.
Die Oilers sind zur Zeit zumindest finanziell nicht in Schräglage, an einen Verkauf des Klubs ist nicht zu denken und das alte Stadion (Rexall Place) ist trotz der Playoff-Dürre seit 2006 immer gut gefüllt. Im Herbst 2016 wird das neue Stadion (Rogers Place) stehen, eine der attraktivsten Arenen der ganzen Liga.
Was bedeutet McDavid nun also für die Oilers? Etwas, was nicht mit Geld erworben werden kann: Hoffnung. Der Wunderknabe wird in Edmonton schon jetzt wie ein Messias verehrt, er besitzt die Gabe, ein neues Zeitalter einzuleiten – etwas, was den anderen Nr.-1-Draftpicks Taylor Hall, Ryan Nugent-Hopkins oder Nail Yakupov zuletzt nicht gelang.
Nur sehr wenige Athleten sind in der Lage, mit ihrem Status eine Mannschaft oder gar eine Sportart in den Schatten zu stellen. Es ist durchaus denkbar, dass McDavid Edmonton und die NHL dereinst so beinflusst, wie das LeBron James in Cleveland und in der NBA tut.
James hat aus den Cavaliers eine Siegermannschaft und aus dem unattraktiven Cleveland eine sexy Destination gemacht.
McDavids Aura hat schon jetzt Spuren hinterlassen: die von vielen Teams umgarnten Andrej Sekera und Mark Letestu nannten ihn einen Grund dafür, dass sie bei den Oilers anheuerten.