Der überraschende Rücktritt des NFL-Profis Chris Borland (24) von den San Francisco 49ers hat in den USA eine flächendeckende Diskussion darüber ausgelöst, wie gesundheitsgefährdend der Kontaktsport insbesondere für Jugendliche ist. Ein Worst-Case-Szenario für die Liga. Football ist «Americas Game», weil der Sport insbesondere bei den weissen Familien des Mittelstands ungemein beliebt ist. Aber wie lange noch, wenn schon ehemalige Super-Bowl-MVPs wie Troy Aikman oder Brett Favre öffentlich dazu stehen, dass der Kontaktsport zu gefährlich für Jugendliche ist?
Die Situation ist einzigartig, weil Borland der NFL nach nur einer Saison den Rücken kehrt – und weil sich ganz junge Athleten in der physisch anspruchsvollsten Liga der Welt in der Regel nicht primär Sorgen wegen Hirnerschütterungen und deren Spätfolgen machen.
Borlands Entscheidung steht im krassen Gegensatz zum Weg, den der Defensivspezialist Chris Conte (26) wählte: Nach zwei Hirnerschütterungen in der letzten Saison entschied er, dass eine NFL-Karriere das Risiko von Spätfolgen sehr wohl wert sei. «Ich wähle diesen Weg und bin mir bewusst, dass ich deswegen 10 oder 15 Jahre früher sterben könnte. Die Karriere ist mir wichtiger als die Aussicht auf ein langes Leben.» Nach vier Jahren bei Chicago unterschrieb Conte vor einer Woche einen Einjahres-Vertrag bei den Tampa Bay Buccaneers.
Die Football-Programme der Oberstufen (High School) sind in den kleinen Gemeinen der USA als «Friday Night Lights» der Gassenhauer schlechthin. Die Bosse der Profiliga müssen jetzt darauf bauen, dass der Traum einer erfolgreichen NFL-Karriere für die meisten Kids immer noch mehr ins Gewicht fällt als die Risiken, die damit verbunden sind.