Die Saisonstatistik von Calgarys Raphael Diaz springt einem nicht sofort ins Auge: 2 Tore, 2 Assists in 55 Spielen. Das Tor, das er diese Woche gegen Dallas erzielte, machte aber in der ganzen NHL die Runde. Ein wunderbar herausgespieltes «Buebetrickli», Diaz narrte die gesamte Verteidigung der «Stars» und führte dabei den Puck dabei während rund fünf Sekunden – bis er ihn am weiten Pfosten unbedrängt ins Tor schob.
Talentspäher stufen ihn als Offensiv-Verteidiger mit guter Übersicht und überdurchschnittlichen stocktechnischen Fähigkeiten ein – was in der heutigen NHL fast schon eine Voraussetzung ist. Weil die «Flames» schon länger auf ihren Topverteidiger Mark Giordano verzichten müssen, kommt ihnen Diaz wie gerufen. Der pflegeleichte Schweizer kann diesen Ausfall teilweise kompensieren und erfüllt zusätzlich seine defensive Pflichten – ein Gesamtpaket, das ansonsten rar ist bei Verteidigern, die nicht unbedingt zu den Top-6 einer Mannschaft gehören.
Diaz wusste bereits früher als Ergänzungsspieler zu gefallen: Vor Jahresfrist stopfte er bei den New York Rangers die Löcher, die sich nach der Sperre gegen John Moore auftaten. Bob Hartley pocht in Calgary auf flächendeckenden Scheibenbesitz und die Unterstützung der Verteidiger bei laufenden Angriffen – was immer schon eine von Diaz' Stärken war. Den Schweizer als 7. Verteidiger an Bord zu haben erweist sich für die Flames nun als Glücksfall. Wieder einmal stellt er unter Beweis, dass er jederzeit für einen höher dotierten Kollegen einspringen und viel Eiszeit schultern kann.
Wie in der NHL inzwischen üblich, bauen auch die Flames langfristig auf Verteidiger, die bei hohem Tempo das Spiel machen und zusätzlich Impulse im Powerplay setzen können. Diaz erfüllt diese Vorgaben. Und in einer Liga, die mit jedem Jahr immer raffinierter und tempofester wird, sollte er auch nächstes Jahr wieder seinen Platz finden.