Will eine Nation die etablierte Hierarchie im Mannschaftsport ins Fadenkreuz nehmen, muss sie auf jeder Position konkurrenzfähige Spieler auf den Markt bringen. Nation und Sportart spielen dabei keine Rolle, die Vorgehensweise ist die immer die gleiche: Zuerst werden Spieler einer Position ausgebildet, exportiert und von den Experten vor Ort auf Herz und Nieren geprüft. Bestehen Sie die Nagelprobe, gilt das Interesse der Talentspäher reflexartig auch deren Landsleuten auf anderen Positionen.
Die Schweiz verdankt ihren Aufstieg unter den Eishockey-Nationen genau diesem Modell: Erst wurden Goalies exportiert, dann Verteidiger. Nun sind im letzten Schritt die Stürmer an der Reihe.
Die bewährten NHL-Scouts und Manager mit denen ich mich über dieses Thema unterhielt, sind sich einig: Schweizer Spieler stehen jetzt ungefähr da, wo sich Finnen, Tschechen oder Schweden vor rund 30 Jahren befanden. Eine Gruppe von hochtalentierten Schweizer Stürmern kann diese Entwicklung jetzt beschleunigen.
David Aebischer, Martin Gerber, Mark Streit und Roman Josi haben die Qualität von Schweizer Goalies und Verteidigern in der NHL etabliert.
Der aktuell wichtigste Schweizer Spieler in der NHL ist aber Stürmer Nino Niederreiter. Nino hat in der kanadischen Juniorenliga schon hohe Standards gesetzt und Anreize für andere Schweizer geschaffen, sein Erfolg in der NHL hat nun den Weg für Talente wie Sven Bärtschi, Kevin Fiala, Timo Meier, Christophe Bertschy, Sven Andrighetto oder Joel Vermin gespurt. Spieler, die in der ersten Runde gedraftet wurden oder mindestens zu den Anwärtern auf einen Platz in der besten Liga der Welt gezählt werden.
Es ist realistisch, dass mindestens drei dieser sechs Spieler innerhalb von fünf Jahren wichtige Rollen in einem NHL-Team spielen werden. Noch bedeutender ist die langfristige Aussicht, diese Spieler werden nämlich zu Vorbildern der heute 10 bis 15-Jährigen Stürmer, die nur eines im Kopf haben: Ihrem Idol nacheifern und eines Tages auch in der NHL Tore zu erzielen.