Das Schicksal des dreifachen Stanley-Cup-Gewinners Patrick Kane liegt jetzt in den Händen der Hamburger Polizei. In Hamburg im US-Gliedstaat New York hatte eine junge Frau vor drei Wochen eine Anschuldigung wegen sexuellen Missbrauchs gegen Kane hinterlegt. Der 26-Jährige soll die Frau Anfangs August in seinem Haus vergewaltigt haben, nachdem sie sich zuvor in einer Bar getroffen hatten.
Polizei und Ermittlungsbehörden benötigen in der Regel allerdings einige Zeit, bis solche Vorwürfe in einen Prozess münden. Bis Anklage erhoben wird dürfte Kane seinen Status als aktiver NHL-Profi nicht verlieren. Michael McCann, ein amerikanischer Justizexperte erklärt: «Die Ermittlungen in Fällen wie diesem können Monate, manchmal auch Jahre in Anspruch nehmen. Gut möglich, dass erst nächstes Jahr Klarheit besteht, ob Anklage erhoben oder der Fall geschlossen wird. Kane könnte nächste Saison seinen Job ganz normal ausüben, allerdings mit der Gewissheit, dass er jederzeit vor Gericht stehen könnte.»
Einmal angeklagt, wäre eine Verurteilung wahrscheinlich, dann drohen ihm zwischen 1 und 35 Jahre Knast. Bei einem Schuldspruch wegen eines Sexualdelikts, egal in welcher Höhe, wäre zudem seine Karriere zerstört. Selbst bei einer geringen Strafe könnte ihm unter anderem die Einreise nach Kanada verweigert werden.
Aber auch ohne Schuldspruch in einem Strafprozess wäre der Fall noch nicht aus der Welt, die Anklägerin könnte immer noch einen Zivilprozess anstreben, bei dem bereits eine geringere Beweislast für einen Schuldspruch ausreicht. Ein Ass hat der Puckartist allerdings im Ärmel: Er könnte versuchen, die Anklägerin mit viel Geld zum Schweigen zu bringen.
Kane ist neben Jonathan Toews die wohl grösste Attraktion der Blackhawks, beide haben zuletzt identische Verträge über 8 Jahre und 84 Millionen Dollar erhalten. Kane ist zudem der berühmteste amerikanische Spieler der NHL, was in Chicago grosses Gewicht hat. Man sollte deshalb nicht erwarten, dass die Blackhawks ihren Star präventiv aus dem Verkehr ziehen. Gemäss Gesamtarbeitsvertrag könnte der Klub aber sehr wohl argumentieren, dass eine fristlose Kündigung angebracht wäre.
Bleibt eine Anklage vorerst aus, erwarte ich, dass Kane am 18. September beim Start der Saisonvorbereitung auf dem Eis stehen wird.