Janis Moser sitzt am Ufer des Bielersees, blinzelt in die Sonne und geniesst die Freizeit. «Wieso auch in die Ferne schweifen, wo es hier doch so schön ist?», schwärmt der Teenager, der vor zwei Wochen 19 Jahre alt wurde.
Der Bieler Shootingstar, der meditiert, an Gott glaubt und eine Sportgruppe gründete, damit die Jungen nicht aus purer Langeweile ständig ins Handy starren, scheint die Ruhe in Person. Doch: «Ein bisschen aufgeregt bin ich schon», verrät Moser vor dem NHL-Draft am Wochenende in Vancouver.
Im Vorjahr wurde der Verteidiger noch übergangen. «Das habe ich nicht kapiert», sagt Biel-Sportchef Martin Steinegger. Moser siehts nüchterner. «Ich hatte keine Veranlassung zu glauben, dass sich ein NHL-Team meine Rechte sichern würde. Ich bekam im Vorfeld vielleicht zwei oder drei E-Mails von NHL-Organisationen.»
Gespräche mit Montreal
Ganz anders in diesem Jahr. An Pfingsten wurde Moser mit anderen europäischen Talenten für zwei Tage nach Stockholm eingeladen, traf dort die Verantwortlichen der Montreal Canadiens, führte Gespräche. Auf die Fitnesstests musste er wegen einer Handverletzung, die er sich im dritten WM-Spiel gegen Österreich zugezogen hatte, jedoch verzichten. Deshalb fiel auch das Treffen mit Buffalo, dem Team von Ex-Nati-Coach Ralph Krueger, ins Wasser. Moser, der auch mit Washington Kontakt hatte, bloss für Gespräche nach Übersee zu beordern, machte keinen Sinn.
Der Teenager wird sich beim Draft allerdings gedulden müssen. Die Topkandidaten auf den ersten Pick sind US-Supertalent Jack Hughes (18) und das finnische Wunderkind Kaapo Kakko (18). Moser belegt im finalen Ranking des NHL Central Scouting von Mitte April Rang 101. Die WM-Nominierung aber dürfte seinen Kurs noch einmal gesteigert haben.
Moser plant weiter in Biel
Erwartungen hat der Verteidiger keine. «Erwartungen führen nur zu Enttäuschungen. Ich hoffe, ich werde gedraftet. Bist du im Ranking nicht vorne dabei, spielt es keine Rolle, ob du in der dritten oder in der fünften Runde gezogen wirst.» Mosers Cap mit dem Ahornblatt verrät jedoch seine Vorzüge. «Ein kanadisches Team wäre natürlich reizvoll. Das Eishockey hat in Kanada einen noch höheren Stellenwert.»
Egal, welches NHL-Team sich Mosers Rechte sichern wird: Der 19-Jährige plant die neue Saison in Biel. Im April hat er um zwei Jahre verlängert, besitzt erst für 2020 eine Ausstiegsklausel. «Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein NHL-Team schon früher auf mich setzen würde.»
Die Aussage passt zum bescheidenen 19-Jährigen: Im letzten Sommer zweifelte er noch, ob er überhaupt in der höchsten Liga bestehen kann. Dann brillierte er und durfte gleich in seiner ersten NL-Saison mit an die WM. «Einfach unglaublich. Nie im Leben hätte ich mir das erträumen lassen», so Moser.
Josi-Poster im Kinderzimmer
«Janis erinnert mich an Roman Josi», sagt Nati-Coach Patrick Fischer. Ein schöneres Lob gibt es kaum. Der Captain der Nashville Predators ist Mosers Jugendidol. Wegen ihm trägt er die Nummer 90. Zudem zierten Josi-Poster die Wand in seinem Kinderzimmer. «Es war extrem cool, mit ihm die WM zu bestreiten. Er ist eine so nette, zuvorkommende Person und kein bisschen abgehoben», schwärmt Moser.
Am Wochenende dürfte er seinem Idol einen Schritt näher kommen.