Die einst so archaische NHL öffnet sich immer mehr. In der Liga spielen immer mehr junge oder kleine Spieler. Nach der Herkunft fragt keiner.
Auch neben dem Eis herrscht Tauwetter. Seit 2013 gibt es mit dem Finnen Jarmo Kekäläinen (Columbus) einen europäischen General Manager. Und bei den Toronto Maple Leafs sitzt nun mit Kyle Dubas ein 32-Jähriger an den Schalthebeln der Macht.
In den letzten Tagen gab es zwei Trainerwechsel. In Los Angeles wurde John Stevens durch Willie Desjardins ersetzt – und der deutsche Nationalcoach Marco Sturm (40) wird sein Co-Trainer. Der langjährige NHL-Stürmer hatte sein Land im Februar zu Olympia-Silber geführt. Bei Chicago wurde der dreifache Stanley-Cup-Sieger Joel Quenneville nach zehn Jahren gefeuert. Sein Nachfolger? Jeremy Colliton, erst 33 Jahre alt.
Die Wahl des Kanadiers ist ein interessantes Signal für die Trainer bei uns. Denn er ist keiner aus dem Zirkel der alten NHL-Kumpel, bestritt als Spieler nur 57 Partien in der besten Liga der Welt und startete seine Trainerkarriere in Schweden – auf der zweithöchsten Stufe. In seiner dritten kompletten Saison führte Colliton 2017 Mora IK zum Aufstieg. Danach übernahm er den Job als Headcoach beim Farmteam der Blackhawks in Rockford.
Es wird Zeit, dass sich Schweizer Trainer Jobs in Nordamerika erobern. Es wäre der logische nächste Schritt: Erst brachten wir Goalies, dann Verteidiger und Goalgetter in die NHL.
Dass ein Schweizer direkt NHL-Headcoach wird, ist nicht wahrscheinlich. Doch unsere modernen Trainer wie WM-Silberschmied Patrick Fischer (43) oder Ambris Coaching-Juwel Luca Cereda (37) brauchen sich nicht vor Sturm oder Colliton zu verkriechen. Ein Lucien Favre «on ice» würde unserer Eishockey-Kultur einen Schub geben.