Das wäre um ein Haar ins Auge gegangen – im letzten Spiel des Rookie-Turniers der Minnesota Wild schlägt ein gegnerischer Stock im Gesicht von Ex-SCB-Flügelflitzer Bertschy ein! «Die Wunde musste mit drei Stichen genäht werden. Aber ich hatte wirklich grosses Glück, dass der Stock ganz knapp neben das Auge gegangen ist», erzählt der Freiburger, der in den letzten vier NLA-Saisons für die Stadtberner 74 Punkte skorte.
In der Zwischenzeit ist Bertschy vom Rookie-Camp im Training mit den NHL-Stars der Wild gelandet. Hier wird ein noch heftigeres Tempo angeschlagen, deshalb ist Bertschy froh, dass einer der grossen Platzhirsche seine Sprache spricht – Nino Niederreiter. «Nino ist hier eine ganz grosse Nummer und ich kann enorm von ihm profitieren. Er ist jederzeit für mich da, wenn ich eine Frage habe.»
«Big Brother» Nino ist zufrieden mit der Entwicklung von Bertschy, dem bei einem internen Testspiel ein Tor gelingt: «Er hat in den ersten Einheiten mit uns auf mich einen guten Eindruck gemacht. Aber es wird logischerweise noch einen Moment dauern, bis er sich vollständig an die kleineren Eisfelder hier in Nordamerika gewöhnt hat.»
Bertschy nickt: «Du hast hier als Flügel wirklich viel weniger Platz und Zeit als in der Schweiz, der Verteidiger ist hier viel näher bei dir. Aber ich glaube, es kommt gut für mich.»
Niederreiter schaut übrigens nicht nur auf, sondern auch neben dem Eis gut zu seinem Landsmann. An diesem Abend lädt der Churer Goalgetter, der in der letzten NHL-Saison 24 Tore und 14 Assists buchte, den Düdinger Rookie im Herzen von Minneapolis ins Edelrestaurant «Seven» ein. Beim Verzehr eines blutig gebratenen Rib-Eye-Steaks gibt Bertschy seine NHL-Marschtabelle bekannt: «Ich gebe mir zwei Jahre, um mich hier durchzusetzen. Ich träume davon, dass ich bereits in dieser Saison Eiszeit in der NHL erhalte. Ich bin mir aber auch bewusst, dass der Weg eines jungen Spielers in Nordamerika in erster Linie über die AHL führen wird.»
Das AHL-Farmteam von Minnesota spielt in Iowa. Dort müsste sich Bertschy – knapp 400 Kilometer entfernt – alleine ohne seinen «Bruder» Niederreiter durchschlagen.